Der warme Frühling und der heisse Sommer 2018 haben den Absatz der Schweizer Brauereien steigen lassen. Dabei konnte die heimische Produktion zulegen, während die Importe erneut zurückgingen. Der Anstieg ist nach Aussagen des Branchenverbandes aber noch keine Trendwende.
Der Gesamtbiermarkt wuchs im Braujahr 2017/18 per Ende September um 1,8 Prozent auf rund 4,70 Millionen Hektoliter, wie der Schweizer Brauerei-Verband am Dienstag mitteilte. Während die inländischen Brauereien den Ausstoss um 3,9 Prozent steigerten, wiesen die Bierimporte im Berichtszeitraum ein Minus von 4,6 Prozent auf 1,14 Millionen Hektoliter aus und verloren damit erneut an Terrain. Der Gesamtmarktanteil der inländischen Brauereien stieg damit auf rund 77 Prozent von 75 Prozent im Vorjahreszeitraum.
«Dass der Import zurückgeht, ist erfreulich», sagte Verbandspräsident Markus Zemp an einer Medienkonferenz am Dienstag in Zürich. «Die Biervielfalt hat weiter zugenommen und auch die grossen Brauereien haben das Angebot ausgeweitet.»
«Das war der erste Anstieg seit 2014», betonte Marcel Kreber, Direktor des Brauerei-Verbandes. «Eine Trendumkehr ist das noch nicht.» Der Konsum alkoholischer Getränke pro Kopf sei von der Tendenz her weiter rückläufig.
Zugelegt haben vor allem die Spezialitätenbiere, welche nun auf einen Anteil von 18 Prozent (VJ 16%) kommen, wie es weiter hiess. Das untergärige Lagerbier und das Spezialbier (Schweizer Version des Pils) erreichten einen Anteil von 82 Prozent. Der Pro-Kopf-Konsum dürfte nach ersten vorläufigen Berechnungen bei 55 Litern (VJ 54,3 Liter) liegen.
Der warme Frühling und der heisse Sommer 2018 hätten einen grossen Einfluss auf das positive Resultat gehabt, sagte der Verbandsdirektor weiter. Namentlich die Monate April, Mai und Juli haben im Jahresvergleich einen ausserordentlichen Anstieg des Bierausstosses verzeichnet.
Trotz der positiven Marktentwicklung gebe es aber auch negative Entwicklungen. «Die Branche spürt den Fachkräftemangel», sagte Zemp. Pro Jahr würden nur rund zehn Lernende die Ausbildung zum Bierbrauer abschliessen. «Der Bedarf der Branche ist viel höher.» Nur die grossen Brauereien würden über die Infrastruktur verfügen, um die Ausbildung im Betrieb sicherzustellen. Der Verband will die Zusammenarbeit der Brauereien in der Ausbildung fördern und koordinieren.
Der Brauerei-Verband hat 21 Mitglieder mit 23 Braustätten. Im vergangenen Braujahr wurden die Brauereien Erusbacher & Paul aus Villmergen sowie WhiteFrontier aus Martigny als neue Mitglieder aufgenommen. Die Branche bietet direkt und indirekt rund 48'000 Arbeitsplätze in der Schweiz. Mitglied kann nur werden, wer mindestens 2000 Hektoliter Absatz pro Jahr erreicht.
Das Wachstum der Anzahl an Brauereien sei ungebrochen und die Biervielfalt nehme stetig zu, betont der Verband weiter. Per Ende Oktober wurden im Verzeichnis der steuerpflichtigen Inlandbrauereien der Eidgenössischen Zollverwaltung demnach total 995 Braustätten geführt, verglichen mit 833 vor Jahresfrist. Der Gründungsboom setzte sich somit ungebremst oder gar verstärkt fort. Fakt sei aber auch, dass einzelne Brauereien ihre Tätigkeit vor allem aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt haben.
Als Braustätte gilt, wer berufs- oder hobbymässig mehr als vier Hektoliter (400 Liter) Bier pro Jahr braut oder dieses unabhängig von der Menge abgibt oder verkauft.
(whr/awp/sda)