Eins vorweg: Schnee ist wichtig. Zum Beispiel für unsere Gletscher. Schnee kann auch schön sein. Doch das ist immer nur eine Momentaufnahme. Denn um schön zu sein, muss er sehr viele Voraussetzungen erfüllen: Er muss frisch und weiss sein, am besten gleich herunterrieseln, in der richtigen Konsistenz, Flockengrösse und Fallgeschwindigkeit. Und es muss haargenau die korrekte Menge davon liegen bleiben.
Spätestens hier beginnen die zahlreichen (Kollateral-)Probleme.
Die perfekte Menge Schnee ist subjektiv. Der Skifahrer will einen Meter plus jeden Morgen ein schönes Pülverli. Wirfst du dieselbe Menge aber dem Agglo-Anwohner vor die Garageneinfahrt, erfährst du Zeter und Mordio und dass der Räumungsdienst, statt die Strassen zu salzen, jetzt sicher genüsslich Gipfeli frisst. DABEI WARNT METEOSCHWEIZ DOCH SEIT EINER WOCHE! Aber halt nicht auf Portugiesisch, tamisiech. Und warum muss Umweltsau Hugentobler seinen X3 unbedingt bei laufendem Motor vom Eis befreien?
Nicht nur die Automobilisten drehen im roten Bereich. Dank der dicken Daunenjacken wird der ohnehin schon spärliche Platz in den ÖVs noch rarer und Bewegungsfreiheit zum Mythos. Diese wäre aber dringend nötig, denn spätestens nach zwei Stationen wird der Bus zur Sauna. Ausziehen unmöglich. Abkühlung gibt es nur, wenn ein einfühlsamer Mitpendler einem in den Nacken niest.
Und wohin mit der nassen Kappe? Wir waren auf dem höchsten Berg der Welt – und am tiefsten Punkt im Ozean. Aber noch nie hat ein Mensch den perfekten Ort für eine nasse Kappe gefunden.
Dann bleibt auch noch der Bus stecken und man darf die restlichen vier Stationen durch den Schnee waten, weil José noch immer Gipfeli frisst.
Juhui, Schnee.
Wenden wir uns nun den Orten zu, die auf solche Mengen Schnee professionell vorbereitet sind. Dabei stechen leider ein paar Korrelationen ins Auge: Überall, wo grosse Mengen Schnee erwartet werden können, muss man für Pommes lange anstehen. Dafür sind sie nachher teuer und latschig.
Und überall, wo grössere Mengen Schnee liegen, ist die Musik schlecht – aber immer noch besser als die Lyrics: «*Random weiblicher Vorname* ist ne *random Attribut* und die macht *random Doppeldeutigkeit*». Und dann «Schalala! *Weiblicher Vorname*», aber mit laaangen Vokalen.
Ja, den Schnee, den muss man sich schönsaufen. Sofern man denn was abbekommt an der mega originellen Bar aus Eis, hinter der das Personal lieber Selfies produziert als Umsatz. Zum Glück wird's schnell dunkel.
Überall, wo Schnee liegt, ist auch der Pfnüsel nicht weit. Und bemitleidenswerte, dünne Hunde in demütigenden Mäntelchen. Manche dieser «Kleider» sind besetzt mit Strass-Steinen. Da steht dann «Daisy». Oder «Queen». Doch auch ein royaler Name und ein Burberry-Karo schützen die Töle nicht vor der Schmach, mit zittrigen Beinchen in die Hocke gehen zu müssen. Wenig später frisst sich ein warmes Häufchen durch den Schnee und die grossen flehenden Augen von Daisy sagen nur noch eins: «Erschiess mich bitte!»
Ja, auch die Tierwelt weiss, Schnee ist kacke. Die, die können, fliegen ihm davon. Die, die nicht können, verschlafen ihn in einer warmen Höhle. Und die, denen beides verwehrt bleibt, frieren über Nacht auf einem Tümpel ein. Es ist ein Jammer. Nur die fiesen Raben bleiben mit Absicht hier zurück, um sich an unseren Qualen zu ergötzen.
Harr, harr.
Und wenns dann noch kalt und windig ist.... richtig schön raues Wetter <3