Wie in «Zurück in die Zukunft»: Flughafen Zürich testet intelligente Abfall-Roboter
Für heute etwas ältere Semester war es einst ein Science-Fiction-Szenario: Herumfahrende Abfallroboter. In der US-Zeitreise-Komödie «Zurück in die Zukunft 2» hatte ein solches Gerät einen Auftritt in der Zukunft, in welche die Hauptprotagonisten reisten. Im Film aus dem Jahr 1989 stellte die Zukunft das Jahr 2015 dar. Mit zehn Jahren Verspätung gemessen an der Hollywood-Prognose kommen solche Abfallroboter nun am Flughafen Zürich zum Einsatz.
Wegwerfen und Chatten
Flughafen-Sprecherin Andrea Bärwalde spricht von einer Testphase mit fünf Robotern. Man wolle prüfen, «ob sich Abfallbehälter je nach Bedarf flexibel an frequenzstarken Orten positionieren lassen, damit Passagiere sowie Besucherinnen und Besucher ihren Abfall jederzeit gut erreichbar entsorgen können.» Sprich: Der mit Sensoren ausgerüstete Abfallkorb kommt zum Fluggast – und nicht umgekehrt.
Die Roboter können mehr als nur das Auffangen von Sandwich-Verpackungen, Plastik-Flaschen oder verschnäuzten Papiertaschentüchern. Sie sind mit einem QR-Code versehen, den Passagiere scannen können. Danach können sie wählen, ob sie telefonisch mit dem Kundenkontakt-Center verbunden werden möchten oder mit ihm via Textnachricht chatten wollen. Inwiefern Passagiere lange Gespräche via Roboter führen möchten, wenn es aus diesem nach Essensabfällen riecht, ist eine andere Frage.
Kostenpunkt: 40'000 Franken
«Die Technologie für den Test stammt von einem chinesischen Anbieter und wird über lokale Partner in Europa angeboten», sagt Bärwalde. In diesem Fall handle es sich um die Firma Robonnement, welche die Roboter hierzulande vertreibt. Die Testphase, über die das Nachrichtenportal «Nau« zuerst berichtete, kostet laut der Sprecherin rund 40'000 Franken, inklusive Installation, Schulung und Unterhalt. Der Test dauert bis zu den Feiertagen. Im Anschluss folge eine Auswertungsphase.
Die fünf autonomfahrenden Abfallroboter sind jeweils mit zwei Einwurfkörben ausgestattet: einem für Plastik, einem für Restmüll. Könnten sie künftig auch Personal ersetzen? Bärwalde verneint, sagt aber: «Wir haben einen zunehmenden Fachkräftemangel in der Reinigung mit häufig sehr fordernden Arbeitstagen für unsere Mitarbeitenden.» Insofern würden die Roboter die Mitarbeitenden entlasten bei wiederkehrenden Routinetätigkeiten und Zeit für anspruchsvollere Aufgaben schaffen.
Tatsächlich sind bereits 26 Flächen-Reinigungsroboter am Flughafen Zürich im Einsatz. Auch bei diesen Geräten argumentierte der grösste Schweizer Landesflughafen ähnlich: Stellen würden deswegen keine abgebaut. Sie reinigen täglich rund 120'000 Quadratmeter Fläche in Check-in-Bereichen, Terminals und Aufenthaltszonen. «Die Geräte navigieren bis zu 24 Stunden selbstständig durch den laufenden Betrieb, erkennen Hindernisse, entleeren Schmutzwasser und laden sich eigenständig wieder auf», hält der Flughafen fest.
Auch Denner setzt auf Roboterreiniger
Aber nicht alle Roboter sind Heilsbringer. 2023 testete der Flughafen zwei grosse Reinigungsroboter, die dem Disney-Charakter «Wall-E» ähnelten und den Boden schrubben sollten. Benannt wurden sie mit «Charlie» und «Zulu». Doch inzwischen ist das Duo laut Bärwalde nicht mehr im Einsatz. Auch bei ihnen habe es sich um Testroboter gehandelt, mit denen erste Erfahrungen gesammelt worden seien. Danach habe man sich für ein anderes System entschieden.
Reinigungsroboter sind auch in anderen Branchen gefragt. So hat zuletzt die Migros-Tochter Denner angekündigt, in rund 200 Geschäften entsprechende Geräte einzusetzen, um das Filialpersonal zu entlasten.
