Nach den gewalttätigen Angriffen auf Polizisten und Rettungssanitäter vom Wochenende will die Stadtzürcher Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) so rasch wie möglich die Einsatzkräfte mit Bodycams ausrüsten. Die Ereignisse seien schockierend und inakzeptabel.
«Hätten die Polizisten am Samstagabend Bodycams getragen, hätten wir hervorragende Bilder machen können», sagte der Zürcher Polizeikommandant Daniel Blumer am Montag vor den Medien. Leute, die derart gewalttätig gegen andere Menschen vorgehen, seien kriminell. «Man muss sie überführen und verurteilen.»
Am späten Samstagabend war es an der Zürcher Seepromenade zu einer Messerstecherei gekommen. Zwei Männer wurden dabei leicht, ein 18-Jähriger lebensgefährlich verletzt. Als die Rettungskräfte von Polizei und Sanität am Tatort ankamen, wurden sie von zum Teil vermummten Personen mit Flaschen und Steinen angegriffen.
Nur mit Hilfe von Gummischrot, Tränengas und eines Wasserwerfers gelang es den Einsatzkräften, die Randalierer zurückzudrängen. Die Polizei hatte Verstärkung aufgeboten. Doch sogar während des Rettungseinsatzes wurden die 50 bis 60 Polizisten und Sanitäter immer wieder vom rund 300-köpfigen Mob mit Flaschen und Steinen angegriffen.
«Die Rettungssanitäter konnten nur unter Polizeischutz zu den Verletzten vordringen», sagte Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart am Montag. Sie hätten sich dabei dem Risiko aussetzen müssen, selber verletzt zu werden. «Das ist absolut inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen.»
Rykart will deshalb dem Zürcher Stadtrat so rasch wie möglich den Antrag zur Einführung von Bodycams stellen. «Ich habe eingesehen, dass diese Massnahme nötig ist», sagte die grüne Sicherheitsvorsteherin, die sich bis vor Kurzem noch skeptisch gegenüber Bodycams gezeigt hatte.
Ihre Mitarbeitenden müssten in solchen Situationen besonders geschützt werden. «Es gibt immer mehr Menschen, denen offensichtlich das Einfühlungsvermögen fehlt.» Ohnehin beobachtet die Zürcher Polizei seit Längerem eine Häufung von Angriffen auf Polizisten.
Von Januar bis Juli 2017 zählte die Zürcher Stadtpolizei gemäss Polizeikommandant Blumer 60 Fälle im Zusammenhang mit Gewalt und Drohung gegen Beamte. Fünf Personen wurden dabei verletzt. In der gleichen Periode in diesem Jahr waren es bereits 88 Fälle - mit elf Verletzten. «Der Trend setzt sich fort», sagte Blumer.
Unter anderem auch aus diesem Grund hatte der ehemalige Sicherheitsvorsteher Richard Wolff (AL) das Projekt «Polizeiarbeit in urbanen Spannungsfeldern (PiuS)» in Gang gesetzt und Massnahmen verabschiedet. «Einige davon sind jetzt in der Umsetzung», sagte Rykart. Geplant sind auch Videokameras an öffentlichen Hotspots.
Die Bodycams sind auch ein Teil davon. In einem 36-wöchigen Pilotversuch wurde deren Einsatz letztes Jahr in Zürich getestet. Die Auswertungen zeigten, dass die Kameras eine deeskalierende Wirkung haben. Die Polizisten wurden weniger geschubst und getreten. Die Kameras wurden immer dann eingestellt, wenn etwa eine Personenkontrolle zu eskalieren drohte.
Bis die Zürcher Polizisten das kleine Gerät an ihrer Uniform aber künftig in heiklen Situationen einsetzen können, dauert es noch eine Weile. Zuerst muss nun der Stadtrat darüber befinden.
Heisst dieser den Antrag gut, kommt das Geschäft in den Gemeinderat, der für die nötige Rechtsgrundlage zuständig ist. Die politischen Prozesse brauchen ihre Zeit. Sie könne nicht sagen, wie lange es dauert, bis die Polizisten ausgerüstet sind, sagte deshalb Rykart. (sda)