Humor war in Nazi-Deutschland kein Witz. Während Satire zu Beginn teilweise noch gestattet war, schrumpfte die Toleranz bald drastisch. 1934 wurde das Heimtückegesetz in Kraft gesetzt, dank dem «von niedriger Gesinnung zeugende Äusserungen» mit Gefängnis bestraft werden konnten. Weil Regime-Witze deshalb nur hinter vorgehaltener Hand erzählt werden durften, wurden sie auch «Flüsterwitze» genannt.
Der Witz bezieht sich auf Paul von Hindenburg. Dieser war von 1925 bis 1934 Reichspräsident der Weimarer Republik. 1933 ernannte er Hitler zum Reichskanzler und unterschrieb eine Reihe von Verordnungen, welche diesem nach und nach praktisch unbegrenzte Handlungsfreiheit verliehen.
Die Zahl der Witze rührte auch daher, dass die Führungsriege, getreu ihrem Vaterland, viel Angriffsfläche bot.
So zum Beispiel Rudolf Hess. Der Stellvertreter des Führers flog 1941 auf eigene Faust für Verhandlungen nach Schottland. Dort wurde er gefangen genommen, woraufhin ihn die deutsche Regierung als Verräter brandmarkte und für geisteskrank erklärte. Das sorgte beim Volk natürlich für Spott und war Nährboden für einige Flüsterwitze.
Es gab aber nicht nur Flüsterwitze in Nazi-Deutschland, denn die Kabarettisten dieser Zeit mussten ja auch von etwas leben. Einer der scharfzüngigsten Regime-Kritiker war Werner Finck.
Nicht zu Ende gesprochene Sätze und Wortspiele, das waren seine Mittel. So sagte er beispielsweise über seine neue Hitler-Eiche (Eichen, die zu jener Zeit zu Ehren Hitlers gepflanzt wurden):
1935 wurde Finck verhaftet und verbrachte sechs Wochen im Konzentrationslager, bevor er sich wegen einer kritischen Nummer vor Gericht verantworten musste.
Im Sketch gibt es eine Szene, in welcher ein Schneider den Kunden fragt, wieso er denn den rechten Arm nicht runternehmen wolle, worauf dieser entgegnet: «Aufgehobene Rechte».
Vor Gericht habe Finck die Stelle durch «erhobene Rechte» ersetzt, worauf der Staatsanwalt fragte, ob es nicht «aufgehobene Rechte» hiesse. Finck konterte: «Das haben jetzt Sie gesagt».
Finck wurde wieder freigesprochen, erhielt aber ein Arbeitsverbot für ein Jahr und entging einer weiteren Verhaftung 1939 nur, weil er sich für den Kriegsdienst meldete. Nach dem Krieg leitete er unter anderem das Kabarett «Nebelhorn» in Zürich.
Josef Lippert war ein bekannter Kleinwarenhändler aus Beltheim. Berühmt wurde er, neben seiner sonderbaren Art, vor allem, weil er in Berlin seine Heringe mit «Hering, so fett wie der Göring!» angepriesen haben soll.
Dafür kam er einige Tage in Haft. Als er wieder frei kam, bewarb er seinen Hering mit den Worten: «Hering, so fett wie die vorig Woch!»
Nachdem Weiss Ferdl sich vor allem zu Beginn noch klar hinter die NSDAP stellte, wurde auch sein Humor im Verlauf des Krieges zunehmend regime-kritischer. Für einen seiner Witze musste auch er schliesslich eine kurze Zeit ins Gefängnis.
Egal wie düster die Zeiten waren, Witze waren immer da. Selbst in akuter Lebensgefahr wollten die Leute sich noch gegenseitig zum Lachen bringen. Das schreit nach einem Happy End: