Wir schreiben das 4. Jahrhundert nach Christus. Alle Witze dieser Zeit werden in Vergessenheit geraten. Alle Witze? Nein. Ein von thematisch gegliederten Witzen gefüllter Sammelband leistet dem Zahn der Zeit widerstand: Der «Philogelos» (Übersetzt: der «Lachfreund»). Die Autoren Hierokles und Philagrios sammelten darin Witze aus mündlichen und schriftlichen Quellen.
In 265 Witzen wird im «Philogelos» unter anderem über Akademiker, Weiberfeinde und Abderiten gespottet. Abderiten wurden die Einwohner der griechischen Stadt Abdera genannt, und sie gehörten zu den Lieblingsopfern antiker Witze. Noch bis ins Spätmittelalter galten sie als einfältig und dümmlich. Daran konnte auch der berühmte Philosoph Demokrit nichts ändern, der dort heimisch war.
Der Zweck dieser Witzsammlung ist unklar. Allerdings wird vermutet, dass bei Gastmählern oft Anekdoten und Scherze vorgetragen wurden, wobei eine solche Sammlung behilflich sein konnte.
Auch Menschen mit schlechtem Atem schienen im antiken Griechenland weit verbreitet gewesen zu sein, denn sie erhielten ihre eigene Kategorie im «Philogelos».
Fazit: Derber Humor war in der Antike total angesagt. Selbst der Philosophiehistoriker Diogenes Laertios erwähnte im sechsten Band seiner Schriften folgende Anekdote [6,62]: «Als er [Diogenes] sah, wie das Kind einer Prostituierten Steine in die Menge warf, rief er ihm zu: ‹Pass auf, dass du damit nicht deinen Vater triffst›».
Viele der überlieferten Witze müssen natürlich in einem historischen und sprachlichen Kontext betrachtet werden, um sie gänzlich zu verstehen. Bei manchen Witzen versuchen Historiker noch heute zu erörtern, was daran genau lustig sein soll.
Und zu einem gewissen Teil dürfte es auch sein wie bei unseren heutigen Witzbüchern: Sie sind einfach zu schlecht.