Wir präsentieren dir den Ratgeber für folgende Situation:
Sei es die gesellschaftliche Rolle, die es zu spielen gilt, sei es das Gegenüber, das sich als hartnäckig erweist, seien es die Alternativen, die schlicht nicht vorhanden sind – manchmal ist Smalltalk unumgänglich. Was also tun? Feueralarm auslösen? Das Gegenüber überwältigen? Der Sprung aus dem Fenster? Nein. Ein Themenwechsel liegt da nahe, doch wie wird der am geschicktesten eingefädelt?
Forscher Ansatz, der einer Flucht nach vorne gleichkommt. Hohes Selbstbewusstsein von Vorteil. Strategie birgt Gefahrenpotenzial (Zuschreibung von Arroganz, Schockstarre, reflexartiges Weinen), wenn sie falsch umgesetzt wird oder das Gegenüber zu unsicher ist.
So geht's: Smalltalk der alten Schule führen (Wetter, Job, Ausbildung, Gähn, Abstimmungen, Gähn, ...). Das Gegenüber ausreden lassen und anstatt auf das Gesagte einzugehen einfach mit der Tür ins Haus fallen:
Zwei Möglichkeiten entstehen: Das Gegenüber implodiert, wodurch sich weiterer mühseliger Smalltalk erübrigt oder es wird tatsächlich über etwas Sinnvolles geredet. Saubere Arbeit!
Abschwächung der obigen Taktik mittels Entpersonalisierung. Ein sicherer Wert in den meisten Fällen. Kann auch in Konversationen angewendet werden, in denen man sich sozial-hierarchisch unter dem Gegenüber befindet. Spektakel-Potenzial dafür wesentlich kleiner.
So geht's: Das angefangene Thema (vermutlich Parkgebühren, ÖV-Preise, rücksichtslose Velofahrer oder Trumps Präsidentschaft) möglichst rasch zu Ende bringen. Dann mit schelmisch-charmantem Lächeln in die Augen blicken und:
Natürlich nicht immer passend, aber wenn es klappt, ist die Chance, dass sich daraus ein ergiebigerer Smalltalk ergibt, ziemlich hoch. Sollte der Einwand «Heisst das, dass ich Sie langweile?» kommen, kann immer noch das «Phänomen Smalltalk» per se zum Thema gemacht werden. Besser als ... Staub.
Ziemlich unproblematischer Ansatz. Kaum Mut nötig. Verlangt jedoch Offenheit, Improvisation und Flexibilität ab.
So geht's: In einer Gesprächspause einfach wild einen Satz anreissen und dann:
Die daraus resultierende mögliche Themenbreite ist enorm. Einfach auf das eingehen, was dein Gegenüber unter «Dings» versteht, und schon ist das nächste Thema bestimmt.
Herausfordernde Herangehensweise. Selbstbeschäftigung mittels selbst impliziertem Themenwechsel. Sorgt für mehr Unterhaltung und für vielseitigere Gespräche und man kann dennoch im Rahmen der harmlosen Smalltalk-Themen bleiben.
So geht's: Ganz simpel strikt alle zwei Minuten das Thema wechseln. Verschiedene Schwierigkeitsgrade möglich (Zusatzkriterien, wie Subtilität oder möglichst unterschiedliche Themen, können hinzugezogen werden).
Obwohl so nicht zwingend mehr Fleisch an den Knochen kommt, so bleibt man kognitiv aktiv und das Gespräch dynamisch. Eine wesentliche Verbesserung zum herkömmlichen Smalltalk.
Sehr umstritten, dafür wenig Eigeninitiative nötig. Gespür für das Aufschnappen der richtigen Stichworte wichtig. Zielt auf radikale Verlagerung der Gesprächsebene ab.
So geht's: Wie gehabt, es wird ein gewisses Mass an substanzlosem Geplaudere toleriert. Etwa so:
Selbstverständlich gibt es passendere und weniger passende Fragen, die etwas tiefer schürfen. Die Essenz hierbei ist jedoch: Ein Smalltalk-Thema ist nur so langweilig, wie man es zulässt, es zu sein.
Überrumpelungsstrategie, die eine grosse Portion Eigeninitiative voraussetzt. Minimales Mass an Vorbereitung nötig. Basiert auf der Vorstellung von universaler Reziprozität.
So geht's: Im Vorfeld das mögliche Aufkommen von Smalltalk-lastigen Situationen abschätzen und dementsprechend Requisit akquirieren. Kurz nach Beginn des Smalltalks das Gespräch mutwillig an sich reissen. Mit einer überraschend persönlichen Pointe aufhören, etwa so:
Weit aufgerissene, leicht empörte Augen sind dir da sicher. Anders als beim «Herausforderer» werden hier durch den haptischen Gegenstand mögliche Ausflüchte beinahe verunmöglicht. Obwohl etwas fies, so ist ein spannenderes Gespräch fast schon fix.
Wenig Aufwand, hoher Ertrag. Praktisch in allen Gesellschafts- und Gesprächsbereichen anwendbar.
So geht's: Eine beliebige Frage stellen, die Antwort abwarten und dann:
So lernst du dein Gegenüber trotz Smalltalk etwas besser kennen, ohne eine unangenehme Grenze überschreiten zu müssen. Auch wenn du am Anfang womöglich einen schrägen Blick kassierst.
Kamikaze-Taktik. Sehr simpel und mit grossem Potenzial für hitzige Diskussionen. Besonders bei banalen Diskussionen, in denen man sich in der Endlosschleife gegenseitig zustimmt, zu empfehlen.
So geht's: Smalltalk kurz erdulden, egal über was. Und dann:
Mit diesem Schuss vor den Bug wird das Gespräch auf den Kopf gestellt. Im Sinne einer Pro-Kontra-Diskussion alter Schule, kannst du dich nun in Gegenargumente reindenken und dem Smalltalk etwas mehr Gehalt verleihen. Je nachdem kann sich dies als ziemlich schwierig herausstellen.