Social-Media-Plattformen wie Facebook saugen nicht nur jegliche unserer Daten ab, sondern verpassen es auch nicht, uns in regelmässigen Abständen schlecht zu fühlen zu lassen. Dann nämlich, wenn irgendein Rückblick in unserem Feed auftaucht, auf dem wir als halbstarke Jugendliche mit fragwürdiger Frisur, abstrakt geschnittenen Hosen und Shisha rauchend zu sehen sind. Das Lachen, das einen dabei überkommt, ist ein schmerzhaftes.
Klar, wir haben es nicht besser gewusst. Doch irgendwie schämen wir uns ja dennoch ein kleines bisschen. Was wird in Zukunft diesen Effekt auf uns haben? Welche Trends oder augenscheinliche Gegebenheiten werden uns dereinst bei einem Rückblick mit Scham erfüllen? Wir stellen 7 Thesen auf, was in absehbarer Zeit die lächerlichen Relikte unserer Vergangenheit sein dürften.
Es wäre etwas gar weit hergeholt, gleich den Untergang eines riesigen Social-Media-Portals wie TikTok vorherzusagen. Doch absehbar ist, dass die sogenannten Challenges, die darauf kursieren, in Bälde eine nicht versiegende Quelle rückblickendes Cringes konstituieren werden.
Oder werden alle TikToker*innen in 30, 35 Jahren mit Stolz auf jene Zeit zurückblicken, in der man minderjährig in Tangas zu einem dürftigen Mumble-Rap-Beat verrucht die Hüften geschwungen hat und es «Challenge» nennen musste, damit man einen Grund hatte, es zu tun?
Während Gerri aus der Buchhaltung mit Erzählungen von seinen Morgenroutinen oder seiner Meinung zu Rosinen am Mittagstisch bestenfalls ein desinteressiertes «Ahja?» oder ein abgehalftertes «Haha, krass» abstauben würde, verdienen Influencer, die wir noch weniger als Gerri kennen, damit Millionen. Ganz verreckt.
Irgendwann hat es sich mit Sicherheit ausgeinfluencert. Sei es aufgrund von bürokratischen Regulierungen, hartnäckigem Desinteresse oder mangelndem Geld. Oder aber die Schwarmintelligenz der Menschheit macht mit der nächsten Generation einfach nochmals einen Schritt nach vorne.
Obwohl es natürlich immer Menschen geben wird, die uns einfühlsam einprügeln werden, was schön ist und sich ein bestimmter Bevölkerungsteil diesem Verdikt unterwerfen wird, dürften krasse anatomische Neuerfindungen à la Kim-Kardashian-Po oder Kylie-Jenner-Lippe in einer allfälligen Post-Influencer-Gesellschaft rarer werden.
Aber wie man so schön sagt: Jede Generation hat ihren ganz eigenen «Tramp Stamp», manche sind nur schwieriger wegzulasern.
Okay, ruhig Blut, das Internet ist per se natürlich auch heute kein rechtsfreier Raum. Doch verglichen mit dem, wofür man in der vermeintlichen Realität (Matrix und so) rechtlich belangt wird, ist das Internet beispielsweise immer noch ein Tummelplatz für frivol hetzerische Hassnachrichten und kreative Gewaltfantasien. Alles unter dem Deckmantel der freien Meinungsäusserung und hinter dem Panzer der Anonymität.
Dass das kein Dauerzustand sein kann, dürfte den meisten klar sein. Irgendwann dürfte gar in die Politik durchdringen, dass Datenschutz kein heiliger Schutzschild für illegales Handeln sein darf. Will ich die Rechte, akzeptiere ich auch die Pflichten. Fast ein wenig so wie im echten Leben.
Alles oversized oder overstated. Das kann auf Dauer nicht gut kommen. So wie es immer mit der Mode war und wie es immer sein wird. Darum hier nur ein unverbindlicher Übersetzungsversuch unserer zukünftigen Sicht auf unsere Kleider von heute.
So sicher wie das Amen in der Kirche und die Vergänglichkeit der Mode dürfte auch die Änderung unseres Musikgeschmacks sein. Ohne weitere Umschweife ziehen wir daher auch hier eine simple Analogie.
Vermutlich etwas gar weit vorgegriffen, aber es ist durchaus denkbar, dass Passwörter (insbesondere in Mehrzahl) in absehbarer Zeit zu einem technologischen Relikt der Vergangenheit verkommen könnten. Auch wenn es momentan noch ähnlich undenkbar ist, wie es einst war, sich eine Welt ohne Floppy-Disk oder CD-Laufwerk vorzustellen.
Es ist ja nicht so, als könnten wir uns nicht heute schon Fingerabdruck, Netzhaut, Stimme, Zahnabdruck, Duft, Aura oder was auch sonst immer in unser virtuelles Leben einloggen.