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Generation Y, wir müssen Frieden stiften zwischen Boomern und Gen Z

Teaser Generationenkonflikt
bildcollage: watson
Kommentar

Shut up, Boomer und Gen Z – wir Millennials bringen den Frieden!

Aber es ist schon schwierig. Puh. Vielleicht warten wir auch einfach ein bisschen ab. Bis wir die Alten sind und uns das alles nichts mehr angeht.
07.09.2025, 18:3907.09.2025, 18:39
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Wir, das sind die zwischen 1980 und 1995 Geborenen. Die jetzt 30- bis 45-Jährigen. Und die, die da ein bisschen drüber liegen, die Heimatlosen der MTV-Generation beispielsweise, nehmen wir auch. Überhaupt sind wir offen für alle, die sich hiervon angesprochen, verstanden oder abgeholt fühlen. Wir sind da nicht so streng. Das Strengsein liegt nicht unbedingt in unserer Natur. Unser Sandwich-Dasein verunmöglicht das; eine Existenz, eingeklemmt zwischen trotzigen Boomern und einer unnachgiebigen Gen Z.

Wir sind die Generation Y, die Warum-Frager, die Alles-Hintersinner, die bei diesen ersten Zeilen schon stark und vollkommen zurecht die Brauchbarkeit einer solchen Generationenaufteilung an sich bezweifeln.

Sei willkommen im Club, Millennial.

Ich rede nun also munter weiter für uns alle, auch wenn wir natürlich unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben; ein Leben im winzigen Dorf, in der Stadt, im Spital oder Heim, eins mit Eltern aus dem Kosovo, eins mit einer suchtkranken Mutter, eins als Mineraliensammlerin oder Pausenschreck.

Was soll's, die Nacktseiten der BRAVO verbinden uns alle für immer. Und die anderen Sachen, die wir so gemacht und gehört haben, bevor es das Internet gab.

Oder eben wegen fehlenden Internets.
Oder eben wegen fehlenden Internets.bild: pinterest
«Wer keine Lavalampe in seinem Jugendzimmer hatte, hat nicht gelebt.»
Ein Millennial der watson-Redaktion
FORT DIX, NJ - JANUARY 29: Donated items for soldiers' care kits include lotion, sunscreen and lip balm at the Fort Dix Military Reservation January 29, 2003 in Fort Dix, New Jersey. The care kit ...
Eine Zeit, in der das hier noch nicht als garstiger Plastikabfall galt, sondern unsere Toilettenlektüre war. Die wahre Spannung lauerte auf den Rückseiten.Bild: Getty Images North America
«UND ZIEHT SICH JETZT DEIN PILLERMANN NICHT SOFORT EINEN GUMMI AN, SAG ICH DIR KLIPP UND KLAR, DANN BIN ICH NICHT MEHR DA!»
Tic Tac Toe in «Leck mich am A, B, Zeh» hat uns über die Wichtigkeit von Kondomen aufgeklärt.
Apropos Gummi: In diesen hier darf man ungeniert Löcher machen.
Apropos Gummi: In diesen hier darf man ungeniert Löcher machen.Bild: reddit
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Zack und rein damit.gif: reddit
«Be a little bit wiser baby
Put it on, put it on
'Cause tonight is the night
when two become one ...»
Auch die Spice Girls haben uns diese Message in «2 become One» übermittelt, verstanden haben wir sie wie den ganzen sexuellen Rest des Songs allerdings erst heute.
Und sonst gab's noch «Das Magische Auge» zum Trümmligschielen, bis das 3D-Bild endlich zum Vorschein kam! Wer sieht's?
Und sonst gab's noch «Das Magische Auge» zum Trümmligschielen, bis das 3D-Bild endlich zum Vorschein kam! Wer sieht's?bild: via reddit

Wir kannten das analoge Leben. Und wir kennen das digitale. Dazwischen liegt der Kater als schummriges Grundgefühl unserer 20er. Trotzdem oder gerade deshalb finden wir uns überall zurecht. Wir gehen schamlos in Therapie und kennen dennoch die Vorteile des Verdrängens, wir segeln in Richtung Selbstverwirklichung und zerschellen dennoch an den Klippen mütterlicher Durchhalteparolen, die sirenenartig in uns widerhallen: «Was dich nicht umbringt, macht dich stärker» (Danke, Nietzsche.)

Und weil die gesellschaftliche Realität unseren Lebensmodellen hinterherhinkt, stopfen wir gestresst die Lücken dazwischen. Stopfen sie mit unseren Vorstellungen eines gleichberechtigten und bedürfnisorientierten Mami- und Papidaseins, mit unserer Work-Life-Balance-Maxime und der tabubrecherischen Rede von Fehlgeburten, für die wir noch immer selbst bezahlen.

Pausen machen wir auf Yogamatten. Holen dort für viel Geld Luft, veratmen Wehen und Probleme, um in der richtigen Welt wieder möglichst effizient funktionieren zu können. Schliesslich ist auch die nächste Pause nicht gratis.

Ein Leben in zwei Welten ist für uns normal. Den einen Fuss im Lande des Mohrenkopfs, den anderen im Tal der Schokoküsse grätschen wir in die Generationenkluft und halten die Verbindung aufrecht, indem wir Ersteren erklären, warum ihr Wort nicht mehr zeitgemäss ist, und Letzteren, warum Erstere daran festhalten wollen. Wir sind wie das Kugelstoss-Pendel, das auf dem Bürotisch unserer Väter gestanden hat.

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Auch Newton-Pendel oder Newton-Wiege genannt.Bild: wikipedia

Wir sind die mittleren Kugeln, die stillstehen, wenn die anderen ins Schwingen geraten. Wir sind die Pufferzone, die zwischen den beiden Extremen liegt. Wir nehmen auf, was uns an Impulsen gegeben wird. Und wir geben sie weiter.

Und manchmal verlieren wir ob dieser ganzen Übertragungsleistung, dem dauernden Verwandeln und Übersetzen unsere eigene Meinung. Haben keine Zeit, die Komplexität der Welt zu durchdringen. Fristen unser Dasein inmitten von Widersprüchen, schärfen unsere dialektischen Fähigkeiten und warten darauf, dass die Tobenden im rechten und linken Flügel mal für einen Moment lang still sind. Der Hass, das Geschrei, der Aufruhr, von den (sozialen) Medien millionenfach potenziert, es ist uns alles zu laut geworden. Zu laut zum Nachdenken, zu laut fürs «Warum?», zu laut für ein paar anständige Synthesen.

Wenn es doch allen nur für einen Augenblick die Fressen mit dem weissen Schaumzucker ebenjener umstritten benamsten Süssigkeit verkleben würde.

Entschuldigung.

Aber bei diesem Lärm können wir die Welt nun wirklich nicht retten. Nur ist es das, meine lieben Generationsgenossinnen und Genossen, was wir als diplomatisch versierte Menschen zwischen zwei störrisch gesinnten Lagern leisten müssten: Mit Grosszügigkeit um uns werfen! Mit messianischer Versöhnungsarbeit brillieren! Sätze sagen wie: «Die Jungen geniessen ihre Genussfeindlichkeit imfall!» Und die andere Seite beschwichtigen mit: «Wie bereit kann man wohl sein für eine gendergerechte Sprache, wenn man anderen Leuten noch immer auf die Combox redet?»

Schliesslich sind wir die inzwischen mehr oder weniger in der Mitte des Lebens Angekommenen. Unsere Vergangenheit ist lang genug, um von den Alten ernst genommen zu werden und kurz genug, um die Jugend noch zu fühlen. Tuff halt.

Wir liegen jetzt auch alterstechnisch in der Mitte. Wir sind der goldene Schnitt. Diejenigen, die den Laden zusammenhalten müssen. Wir dürfen weder kippen noch resignieren. Wir müssen beweglich bleiben, die Balance halten, nicht nur in der Twisted-Sister-Pose.

Für wie lange, fragt ihr mich?

Nun.

Mindestens bis zum nächsten Hexenschuss.

Von da an ist es nicht mehr weit bis zum Sterbebett. Dann kann diese undankbare Kackposition die Gen Z übernehmen.

Viel Glück damit.

Viel Glück mit uns, dem dann neuen Senat der Zeitentfremdeten, der über die Fehler der KI lachte, bis sie gescheit genug wurde, sich unsere Jobs einzuverleiben.

Doorbell Industry
Zu Recht. Wir haben schliesslich auch altehrwürdige Geschäftszweige zum Erliegen gebracht.Bild: liveabout




Lg von einer Millennial
und bitz auch von meiner Midlife-Krise



Yolo!

Ich geh jetzt planken.

Wisse: Wellnessen ist übrigens auch keine Lösung

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110 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pat the Rat (das Original)
07.09.2025 19:37registriert Februar 2017
Schön wie hier die Existenz der Generation X (1965-1979) einfach ausgeklammert wird.
Wir waren die ersten, die mit PCs in Kontakt kamen (bei mir war es ein Commodore 128, anno 1988)
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nur Ich
07.09.2025 19:33registriert August 2019
Na, super. Und wieder geht die GenX verloren und wird entweder den Boomern zugerechnet oder ihr lieben Millenials wollt uns euch einverleiben. Seufz. Ich hole mir jetzt Dougles Coupelands Buch über meine Generation und versichere mich unserer Existenz...
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lily.mcbean
07.09.2025 19:35registriert Juli 2015
ICH HABE GEBETTELT UND GEBETTELT ABER EINE LAVALAMPE HABE ICH EINFACH NICHT BEKOMMEN 😭
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