Was das Schweizer Sorgenbarometer WIRKLICH über uns aussagt 😉
Unlängst erschien das CS-Sorgenbarometer, das der Schweizer Bevölkerung auf den Zahn fühlen soll. Es liest sich wie der Output eines Heeres roboterähnlicher Gestalten. Werfen wir mal einen Blick zwischen die Zeilen.
Klar, dass es nicht jedem gleich gut geht. Und klar auch, dass viele Einwohner der Schweiz mit existenziellen Problemen zu kämpfen haben. Das ist eine soziale Realität. Leider.
Denkt man aber aus dem Stegreif an einen durchschnittlichen Schweizer, so denkt man mit grosser Wahrscheinlichkeit an einen Menschen mit vielen Problemen – Luxusproblemen, die schlimmer erscheinen, als sie sind. Denn auch das ist eine soziale Realität.
Nehmt's nicht zu ernst …
Dieser Artikel stellt in keinster Weise die Objektivität, Verlässlichkeit und Validität der Studie in Frage. Er soll auch nicht Ängste und Besorgnisse verharmlosen. Er dient lediglich der satirischen Analyse. Einer verallgemeinernden, klischeebehafteten Analyse.
quelle: stiftung contra schwarzmalerei
Hier findest du die Ergebnisse der Studie kompakt zusammengefasst:
Die Top-10-Ängste der Schweizerinnen und Schweizer ...
(... und was sie eigentlich sind)
Bundesfinanzen
Auch wenn es so wirkt, als stünde die Schweiz finanziell auf gesunden Füssen, so ist genau dies dennoch die zehntgrösste Sorge aller Eidgenossen. Und das nehmen auch wir ernst. Die Frage ist lediglich, worin diese Angst gründet.
Darum müsste diese Sorge eigentlich wie folgt heissen:
Angst vor ineffizienten Investitionen für alle auf Kosten der Allgemeinheit
Löhne
Etwas heuchlerisch daher kommt dafür dieser Punkt. Lohn auf Platz 9 des Sorgenbarometers? Die gefühlte Wahrheit liesse da eher eine Top-3-Platzierung vermuten. Denn kaum jemand würde von sich behaupten, zu viel zu verdienen.
Dies mal ausgeblendet, ist auch hier schnell klar, wo der Navyboot drückt.
Woraus die Angst entsteht:
bild: watson / shutterstock
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Das Lieblingsargument:
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Darum müsste diese Sorge eigentlich wie folgt heissen.
Angst, zu kurz zu kommen
Neue Armut
Was krass klingt, bedeutet in unserer Zeit objektiv betrachtet eigentlich etwas anderes.
Darum müsste diese Sorge eigentlich wie folgt heissen:
Angst, nicht genügend Geld auf der Seite zu haben
EU/Bilaterale/Integration
Die Schweiz und die EU – ein Stammgast unter den Sorgenfalten. Seit 2014 gaben stets zwischen 20% und 24% der Schweizer Bürger an, sich in dieser Hinsicht Sorgen zu machen. Obwohl die Schweiz kein EU-Mitglied ist, sorgt man sich hierzulande gewissenhaft.
Darum müsste diese Sorge eigentlich wie folgt heissen.
Angst davor, dass etwas hinter dem lauten Gebell stecken könnte
Arbeitslosigkeit
Obwohl gemäss der Studie 85% aller Schweizer ihren Job als sehr oder ziemlich sicher wahrnehmen, ist Arbeitslosigkeit eine konstante Begleitangst bei 22% der Befragten (niedrigster Stand seit 1990).
Wieso dies trotz der soliden Konjunktur so ist, kann folgendermassen hergeleitet werden.
Bild: watson / shutterstock
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Darum müsste diese Sorge eigentlich wie folgt heissen.
Angst davor, zu lange keinen Anschluss zu finden (Nein, SBB, für einmal bist nicht du gemeint)
Umweltschutz
Die Besorgnis um unsere Umwelt ist wieder im Aufwärtstrend. Nachdem sich 2006 gerade mal 7% darum scherten (letztes Jahr waren es bescheidene 16%), sind es 2018 immerhin wieder 23%.
Was mit dieser Sorge eigentlich umschrieben wird:
Was der Schweizer sagt:
Bild: watson / shutterstock
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bild: watson / shutterstock
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bild: watson / shutterstock
Darum müsste diese Sorge eigentlich wie folgt heissen:
Besorgnis darüber, die Konsequenzen seiner Handlungen zu spüren
Flüchtlinge/Asylfragen
Noch mehr Angst als die eigene Jobsicherheit, der drohende Rutsch in die Armut oder die unwiderrufliche Zerstörung des Planeten machen immer noch Flüchtlinge und Asylfragen.
Absolut nachvollziehbar, denn dahinter steckt ein banales Phänomen.
Darum müsste diese Sorge eigentlich wie folgt heissen.
Angst davor, Verantwortung zu übernehmen
Ausländer/-innen
Noch mehr Angst als Flüchtlinge machen nur Ausländer generell. Keine Sondererscheinung, kerben sich zwischen 2011 und 2018 doch stets bei zwischen 35% und 43% aller Befragten tiefe Furchtfurchen in die Stirn, wenn es um die von ennet der Grenze geht.
Grosses Wort, das eigentlich eine andere Sorge zum Ausdruck bringt.
Darum müsste diese Sorge eigentlich wie folgt heissen:
Besorgnis darüber, dass sich Dinge irgendwie ändern
Gesundheit/Krankenkasse
Ach, Krankenkasse, du ewiges Sorgenkind, da bist du ja endlich! Was wäre von der Schweiz noch übrig, wäre da nicht das ständige Enervieren über deine Prämien? Okay, immer noch viel, aber etwas weniger leidenschaftliche Empörung.
Dass auch du wieder auf dieser Liste bist, ist keine Überraschung, aber verrät uns doch einiges über uns.
Ein Aspekt der Besorgnis:
bild: watson / shutterstock
Ein anderer Aspekt der Besorgnis:
bild: watson / shutterstock
Und der vermutlich wichtigste Aspekt:
bild: watson / shutterstock
Darum müsste diese Sorge eigentlich wie folgt heissen.
Die Besorgnis über ein Problem, das in der Zukunft entstehen könnte, wenn man nicht in den nächsten Jahren handeln würde
AHV/Altersvorsorge
Nachdem das Stimmvolk die Altersvorsorge 2020 im September letzten Jahres erfolgreich abgemurkst hat, sorgt das Thema AHV weiterhin für Angstzustände bei den Schweizern.
Durch diese bedeutungsschwangeren Begrifflichkeiten hindurch schimmert eine weit subtilere Komponente.
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Die beliebtesten Kommentare
glass9876
07.12.2018 21:21registriert Juli 2015
Angst davor, dass die Watson-Kommentarspalten von Blick am Abend-Lesern geflutet werden!
Die Steuererklärung pünktlich abzugeben ist ja an Spiessigkeit kaum mehr zu übertreffen. Und ich dusche warm, parkiere gerne im Schatten und hab schon Unterwäsche gebügelt.
«Dann wären grosse Gebiete der Schweiz nicht mehr bewohnbar»
Kaum einer kennt die Naturgefahren im Lötschental so gut wie Ständerat Beat Rieder. Der ehemalige Gemeinderat von Wiler und Talratspräsident des Lötschentals spricht eine Warnung aus.
Die «NZZ am Sonntag» publizierte eine Gefahrenkarte, auf der fast das ganze Lötschental rot eingefärbt war. Darf in Blatten ein neues Dorf gebaut werden? Beat Rieder: Wegen der Lawinengefahr gibt es im Lötschental tatsächlich viele rote Zonen. Sie sind auf beiden Seiten des Tals zwischen den Dörfern zu finden, dort, wo auch die Bäche und Flüsse sind. Zwischen den Dörfern darf man nicht bauen. Dort ist rote Zone.