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National League: Fribourg-Gottéron und Zug – beide kämpfen mit Problemen

Lino Martschini, mitte, von Zug feiert sein Tor zum 1:0 beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EV Zug und dem HC Fribourg Gotteron am Donnerstag, 15. Februar 2024 in Zug.  ...
Heute Abend treffen Zug und Fribourg-Gottéron aufeinander.Bild: keystone
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Heute ist Krisengipfel – das sind die Probleme von Gottéron und Zug

Heute Abend kommt es in der National League zum Krisengipfel zwischen Fribourg-Gottéron und dem EV Zug. Beide Teams plagen ähnliche Probleme.
18.10.2024, 12:57
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Der EV Zug ist eigentlich gut in die Saison gestartet und hat von den ersten vier Spielen drei gewonnen. Doch danach gab es fast nur noch Niederlagen. Mit dem 7:1-Kantersieg gegen Ajoie am Mittwoch haben sich die Zentralschweizer vorübergehend etwas Luft verschaffen können. Fribourg-Gottéron ist dagegen schon gar nicht richtig aus den Startblöcken gekommen. Nach einem Auftaktsieg gegen Ajoie setzte es vier Niederlagen in Folge ab. Viele Siege sind bislang nicht dazugekommen.

So dümpeln die beiden Mannschaften bislang auch in den hinteren Regionen der Tabelle herum. Damit hinken Zug und Fribourg den Ansprüchen – beide sehen sich als klare Playoff-Teams – deutlich hinterher. Das sind die Gründe.

Schwache Torhüter

Ohne guten Goalie hast du schon verloren, lautet eine alte Hockey-Weisheit. Dass darin zumindest ein Körnchen Wahrheit steckt, kriegen zum Saisonstart sowohl Zug als auch Fribourg zu spüren.

Der EVZ muss immer noch auf Leonardo Genoni verzichten. Der siebenfache Meistergoalie hat sich in der Vorbereitung eine Unterkörperverletzung zugezogen und kann noch immer nicht trainieren. An seiner Stelle kommt nun stets der eigentlich als Nummer 2 geholte Tim Wolf zum Einsatz.

Der 32-Jährige kann Genoni allerdings nicht vergessen machen. In 11 Spielen hat Wolf schon 33 Tore kassiert (Fangquote von 89,25 Prozent), und auch der Blick auf die Analytics macht keine Freude. Bei 5-gegen-5 hat Zug bislang eigentlich ganz ordentlich verteidigt und in den ersten zehn Spielen Chancen für nur 19 Gegentore zugelassen. Trotzdem hat Wolf ausserhalb der Special Teams schon 25 Tore kassiert – also fast sechs Gegentreffer mehr, als aufgrund der zugelassenen Chancen hätten erwartet werden können.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Gottéron. Dort ist Stammgoalie Reto Berra zwar nicht verletzt, aber zu Saisonbeginn nicht in Form. Auch er hat bei 5-gegen-5 schon mehr Tore reingelassen, als Fribourg angesichts der zugelassenen Chancen hätte kassieren sollen. Die Differenz ist mit etwas mehr als drei zusätzlichen Gegentoren allerdings nicht ganz so verheerend wie bei Zugs Tim Wolf.

Ersatz Bryan Rüegger hat bei Fribourg erst etwas mehr als 60 Minuten Einsatzzeit erhalten, dabei aber einigermassen solide ausgesehen. Vielleicht sollte Trainer Patrick Émond vermehrt auf den bald 24-jährigen Schweizer setzen.

Fehlende Effizienz

Wir haben also gelernt, dass sowohl Zug als auch Fribourg ordentlich verteidigen, aber oft von ihren Torhütern im Stich gelassen werden. Aber wie sieht es in der Offensive aus? Ebenfalls ordentlich. Der EVZ kreiert bei 5-gegen-5 die drittmeisten Chancen (2,78 Expected Goals/60 Minuten) der National League hinter den ZSC Lions und Lugano. Fribourg ist etwas weniger gefährlich (2,34 Expected Goals/60 Minuten), aber immer noch in der vorderen Ligahälfte zu finden.

Während Zug auch regelmässig Tore schiesst, tut sich Gottéron damit deutlich schwerer. Die 23 Tore aus elf Spielen bedeuten Rang 13 in der Liga, nur Ajoie ist noch weniger torgefährlich. Erst zehn Gottéron-Spieler haben ein Tor erzielt, nur fünf davon mehr als ein einziges. Es scheitert also nicht unbedingt an den herausgespielten Chancen, sondern an der Effizienz.

Bei 5-gegen-5 haben sich die Freiburger in den bisherigen Ligaspielen Chancen für rund 21 Tore erspielt. Tatsächlich erzielt haben sie aber nur deren 16 – also rund fünf Treffer zu wenig, gemessen am Aufwand. Chris DiDomenicos Schusseffizienz liegt bei für ihn schwachen 5,26 Prozent. Christoph Bertschy, Killian Mottet, Samuel Walser oder Yannick Rathgeb haben noch gar nicht getroffen.

Auch beim EVZ gibt es Spieler, die ihre gewohnte Leistung noch nicht abrufen, doch dazu im vierten Punkt mehr.

Unterzahlschwäche

Ein grosses Problem im Freiburger Spiel ist auch das Penalty-Killing, das absolut ungenügend ist. Nur 69,7 Prozent aller Unterzahlsituationen überstehen die Drachen schadlos. Oder anders formuliert: Bei fast jeder dritten Strafe schlägt es ein. Bei den Zugern sieht es nicht viel besser aus, sie überstehen 70,4 Prozent ihrer Strafen ohne Gegentor.

Diese Schwäche ist auf den ersten Blick umso erstaunlicher, als beide Mannschaften in den letzten Jahren zu den besten Unterzahl-Teams gehörten. Klar ist: Die schwachen Goalie-Leistungen wirken sich auch hier negativ aus. Es ist aber ein wenig die Frage nach dem Huhn oder dem Ei: Sind die Torhüter schlagbar, weil das Unterzahlspiel schlecht ist, oder umgekehrt?

Schwache und abwesende Schweizer

Die missglückten Starts von Zug und Fribourg haben auch viel damit zu tun, dass von den Schweizern in den zwei Teams noch nicht das kommt, was man sich gewöhnt ist – oder sie fehlen. Leonardo Genonis Abwesenheit beim EVZ haben wir schon abgehandelt. Grégory Hofmann hat mit einer Muskelverletzung bereits sechs Spiele verpasst und davor mit je einem Tor und Assists aus fünf Partien kaum brilliert. Fabrice Herzog und Dario Simion (beide vier Punkte aus elf Spielen) haben ihre Bilanz beim Kantersieg gegen Ajoie etwas aufpoliert, aber auch da muss deutlich mehr kommen.

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Dario Simion hinkt seiner Form noch hinterher.Bild: keystone

Auch Lino Martschini – gab am Mittwoch gegen Ajoie sein Comeback – hat schon einige Spiele verpasst. Mit vier Toren aus sechs Spielen ruft er aber immerhin seine Leistung ab, wenn er auf dem Eis steht. Wenn neben den Ausländern, Martschini und Mike Künzle auch noch die anderen Schweizer bei Zug ihren Tritt finden, wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis die Zentralschweizer in der Tabelle weiter nach oben klettern.

Bei Gottéron gibt es ebenfalls mehrere Kandidaten, die sich noch steigern müssen. Wie bereits erwähnt sind Christoph Bertschy, Killian Mottet und Yannick Rathgeb in dieser Saison noch ohne Tor. Auch Sandro Schmid oder Samuel Walser (beide zwei Punkte in elf Spielen) hinken ihrer Form noch hinterher. In Fribourg kommt erschwerend hinzu, dass sich auch die Ausländer noch nicht in gleich blendender Form wie letzter Saison präsentieren – sie sind gut, aber nicht überragend.

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Christoph Bertschy hat in dieser Saison noch nicht getroffen.Bild: keystone

Fazit

Jetzt, wo wir die Probleme kennen, bleibt noch die Frage: Darf man von Zug und Fribourg demnächst eine Steigerung erwarten und wie fest sitzen die Trainer im Sattel?

In Zug ist der Fall relativ klar. Die Spielanlage ist vorhanden, nach Lino Martschini kehrt wohl bald auch Grégory Hofmann in die Aufstellung zurück. Diese Feuerkraft sollte dem EVZ helfen, auch allfällige Schwächen auf der Goalieposition zu überdecken. Trainer Dan Tangnes sagte zwar zuletzt gegenüber der «Zuger Zeitung»: «Jeder muss selbstkritisch sein – von den Coaches bis zu den Spielern.» Trotzdem wird sich die EVZ-Führung nicht zu einem Schnellschuss hinreissen lassen und Tangnes voreilig entlassen. Sobald Leonardo Genoni zurückkehrt, dürfte Zug rasch wieder in die Spitzengruppe vorstossen.

Der Head Coach von Zug, Dan Tangnes, hinten, beim Eishockey Qualifikationsspiel der National League zwischen dem EV Zug und dem HC Ajoie am Mittwoch, 16. Oktober 2024 in Zug. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Dan Tangnes dürfte weiterhin fest im Sattel sitzen.Bild: keystone

Bei Fribourg-Gottéron ist die Sache etwas komplizierter. Zwar spielen auch sie eigentlich besser, als es die Tabellensituation aussagt, und eine leichte Korrektur nach oben darf erwartet werden. Anders als Zug können die Drachen aber nicht vom «Gratis-Boost» zurückkehrender Spieler profitieren.

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Erreicht Patrick Émond seine Spieler noch?Bild: keystone

Die Trainerfrage stellt sich auch hier. Doch Patrick Émonds Problem ist auch gleichzeitig seine Rettung. Es war schon vor der Saison klar, dass er nächstes Jahr durch den Schweden Roger Rönnberg ersetzt wird. Einerseits ist das eine schwierige Ausgangslage, dass ihn die Spieler wirklich ernst nehmen. Seine Autorität ist aufgrund seines temporären Anstellungsverhältnisses etwas angegraben. Andererseits ergibt es auch keinen Sinn, Émond zu entlassen, da ein Ersatz ab nächstem Sommer eh schon bereitsteht.

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