Hat sich der SC Bern unter Heinz Ehlers verbessert? Das sagen die Statistiken
Manchmal verpufft der Effekt eines Trainerwechsels rasch wieder und manchmal gibt es diesen Effekt ohnehin kaum. Jussi Tapola wurde beim SC Bern nach neun Spielen entlassen. Der Berner Klub belegte zu diesem Zeitpunkt Rang 11. Der Rückstand auf die Play-Ins betrug drei Punkte, jener auf die direkten Playoff-Plätze neun Zähler.
Nach zwei Spielen unter Interimstrainer Patrick Schöb übernahm Heinz Ehlers. Seither ist der SCB in der Tabelle noch einen weiteren Rang abgerutscht. Der Rückstand auf Rang 10 ist auf 6 Punkte angewachsen, jener auf Rang 6 gar auf 13 Punkte.
Also stellt sich die Frage: Ist der SC Bern unter Heinz Ehlers besser geworden als unter Jussi Tapola? Oder anders gefragt: Liegt es beim SCB am Coach oder doch an der Kaderzusammenstellung und den Spielern? Diese Fragen sind nach dem desaströsen SCB-Auftritt vom Dienstag gegen Ajoie berechtigt.
Die Statistik zeigt: In den acht Spielen unter Ehlers hat Bern durchschnittlich etwas mehr Punkte geholt als in den neun unter Tapola. Die Mutzen schossen mit dänischer Führung bislang auch deutlich mehr Tore als unter finnischer Leitung und kassierten weniger Gegentore. Das Fazit müsste also lauten: Der SCB ist mit Heinz Ehlers an der Bande besser als vorher unter Jussi Tapola.
Doch ganz so einfach ist das nicht. Wenn die Berner nun also besser spielen sollten, warum sind sie in der Tabelle trotzdem weiter zurückgefallen? Einerseits, weil der Rest der Liga halt auch nicht schläft – Lugano hat den Tritt gefunden, Biel und Langnau treten weiterhin konstanter auf als der SCB.
Andererseits sind die Mutzen weiterhin weit davon entfernt, wirklich gut zu spielen. Heinz Ehlers profitiert davon, dass das Glück mittlerweile auch ab und an in Richtung Stadt Bern ausschlägt. Unter Tapola gingen weniger als 5 Prozent der SCB-Schüsse ins Tor, unter Ehlers ist die Quote auf 6,5 Prozent gestiegen – was immer noch klar die schwächste Schusseffizienz der Liga ist. Es ist realistisch, dass eine solche Steigerung auch erfolgt wäre, wenn Tapola weiterhin an der Bande stünde.
Ebenfalls profitiert Ehlers davon, dass Torhüter Adam Reideborn zuletzt gerade eine etwas bessere Phase hatte – die Partie am Dienstag gegen Ajoie ausgenommen. Es kann natürlich sein, dass dem Schweden das Leben mit Ehlers eher auf die Defensive ausgerichtetem System einfacher gemacht wird. Es kann aber innerhalb dieser geringen Datenmenge auch ein zufälliges Resultat sein.
Was auffällig ist: Ehlers hat es geschafft, das Unterzahlspiel der Berner zu stabilisieren. Tatsächlich war das Heimspiel vom Dienstag gegen Ajoie bislang die einzige Partie unter Ehlers, bei der Bern ein Tor (oder in diesem Fall mehrere Tore) in Unterzahl kassiert hat. Das Powerplay hingegen hat gelitten. In fünf von sieben Spielen unter dem Dänen erzielten die Berner kein Powerplay-Tor, ein weiteres Mal spielten sie keine Sekunde in Überzahl.
Und dann sind wir beim Kernproblem: Der offensive Output ist unter Ehlers eher noch schlechter geworden als unter Tapola. Produzierten die Berner unter dem alten Coach pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey noch Chancen für mehr als 2 Tore, ist der Wert unter Ehlers deutlich unter diese Marke gesunken. In der eigenen Zone war der SCB eigentlich schon mit Tapola als Trainer stabil, da hat es – vom oben erwähnten Unterzahlspiel ausgenommen – keine Verbesserung gegeben.
Fassen wir die Fakten kurz zusammen: Der SC Bern hat bei 5-gegen-5 unter Heinz Ehlers durchschnittlich weniger Spielanteile (weil geringerer offensiver Output) als noch unter Tapola. Auch mit etwas mehr Glück oder Erfolg im Abschluss und besseren Goalie-Leistungen sind die Berner in der Tabelle weiter nach hinten gerutscht.
Das lässt eigentlich nur einen Rückschluss übrig: Es liegt beim SCB nicht am Trainer, sondern an den Spielern respektive an der Kaderzusammenstellung. Geschäftsführer Marc Lüthi gab zu, dass der letztjährige Topskorer Austin Czarnik nur deshalb nach Lausanne wechselte, weil man seine Vertragsverlängerung verschlafen hatte. Das ist angesichts des grössten Problems beim SCB, dem Toreschiessen, eigentlich ein unverzeihbarer Lapsus.
Ohne Czarnik sind derzeit auch Waltteri Merelä (19 Spiele, 6 Tore, 5 Assists) oder Benjamin Baumgartner (19 Spiele, 6 Tore, 3 Assists) nur ein Schatten ihrer selbst. Emil Bemström (15 Spiele, 2 Tore, 2 Assists) muss als Transfer-Flop bezeichnet werden. Dass Miro Aaltonen, Marco Lehmann oder Tristan Scherwey derzeit verletzt ausfallen, hilft sicher nicht. Allerdings hat das Trio auch schon vor den jeweiligen Verletzungen nicht wirklich überzeugt.
Besonders krass ist der Einbruch von Lehmann. Letzte Saison war er mit 26 Punkten aus 32 Spielen der beste Schweizer Stürmer beim SCB. Heuer hat Lehmann nach 15 Spielen ein einziges Tor und keinen Assist auf dem Konto. Vieles deutet darauf hin, dass der letztjährige dritte Platz des SC Bern in der Regular Season mehr Strohfeuer als nachhaltiger Erfolg war.
Aktuelle 
 Note
- 7 - Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht. 
- 6-7 - Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist. 
- 5-6 - Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen. 
- 4-5 - Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling. 
- 3-4 - Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich. 
- Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend. 
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Am schwerwiegendsten ist wohl der Ausfall von Romain Loeffel. Der Verteidiger könnte zumindest das Powerplay der Berner wieder etwas beleben. Am Ende ist der Schweizer Kern im Berner Kader aber zu alt (Untersander, Vermin, Loeffel, Moser, Scherwey) und viele der Jungen sind noch nicht reif genug, um in die Bresche zu springen. Nach dem Abgang von Czarnik hat der SCB mit Merelä und Aaltonen höchstens noch 2 Spieler, die das Potenzial haben, mehr als 15 Tore in einer Saison zu erzielen. Das reicht nicht.
Das Sportchef-Duo Martin Plüss und Diego Piceci steht vor einer Herausforderung. Neben dem Goalie-Duo haben die Verteidiger Samuel Kreis und Alexander Yakovenko sowie die Stürmer Emil Bemström, Victor Ejdsell, Simon Moser und Thierry Schild auslaufende Verträge. Viele der grossen Namen sind mindestens ein weiteres Jahr an den SCB gebunden. Die Berner müssen sich also überlegen, wie sie wieder mehr offensive Feuerkraft in diese Mannschaft bringen.
Die Verpflichtung von Dario Rohrbach ist ein Anfang, reicht aber nicht. Fehlgriffe bei den ausländischen Stürmern kann sich der SCB nicht leisten. Eine Option wäre es, Goalie Reideborn ziehen zu lassen und stattdessen auf eine reine Schweizer Lösung zwischen den Pfosten zu setzen – dann könnte Bern regelmässiger mit vier oder fünf ausländischen Stürmern spielen. Aber mit dem quasi gleichen Kader wie dem, das momentan am Tabellenende herumdümpelt, die nächste Saison in Angriff zu nehmen, wäre eine Torheit sondergleichen.


