Die Fussball-Europameisterschaft der Frauen 2025 in der Schweiz soll ein Fest werden. Doch in der Planung gibt es zwei Jahre vor dem Turnier Schwierigkeiten. Basel und Bern möchten den Final nach aktuellem Stand nicht austragen, weil die lokalen Männer-Profiteams möglicherweise für europäische Qualifikationsspiele in fremde Stadien ausweichen müssten.
Diese Debatte bringt den Stand des Frauenfussballs derzeit perfekt auf einen Punkt. Eigentlich sprechen alle – auch die Verantwortlichen der Young Boys und des FC Basel – davon, den Fussball der Frauen stärken zu wollen. Aber nichts davon soll auf Kosten der Männer geschehen.
Genauso ist es auch beim Fussball-Weltverband FIFA, der sich nach der Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland dafür brüstete, das «grösste und beste» Turnier der Geschichte veranstaltet zu haben. Tatsächlich strömten fast zwei Millionen Fans in die Stadien – Rekord. Doch genau jene FIFA ist es nun, die mit ihrer Terminplanung die Stadiondebatte für die EM 2025 verursacht.
Würde die EM dann stattfinden, wenn normalerweise die Männerturniere gespielt werden, gäbe es dieses Problem nicht. Die Männer-EM in Deutschland findet von Mitte Juni bis Mitte Juli 2024 statt, die Frauen-EM etwas später im Sommer, vom 2. bis am 27. Juli 2025. Dadurch beginnen in der zweiten Hälfte des Turniers bereits die Männer-Super-League und Qualifikationsphasen für die europäischen Wettbewerbe wieder.
Im selben Sommer 2025 findet nicht nur diese EM statt, sondern auch zum ersten Mal die Klub-Weltmeisterschaft von der FIFA. 32 Männerteams werden von Mitte Juni bis Mitte Juli in den USA um den Titel spielen. Die grosse Klub-WM ist das überrissenste Projekt der FIFA. Obwohl sich auch schon Spieler und Trainer gegen noch mehr Partien im Terminkalender positioniert haben, wittert der Weltverband mit dem zusätzlichen Turnier nochmals das grosse Geld.
Auch in der Planung der Frauen-Turniere ist vieles weniger professionell als bei den Männern. Erst im April dieses Jahres hat die Schweiz vom europäischen Fussballverband UEFA den Zuschlag für die EM erhalten. Zum Vergleich: Die EM 2024 wurde schon 2018 an Deutschland vergeben. Ebenfalls seit 2018 ist auch bekannt, dass die Männer-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet.
Wo die Frauen-WM 2027 gespielt wird, ist derweil noch offen. Ausbaden muss diese knappe Planung der Gastgeber wie der Schweizerische Fussballverband, der in zwei Jahren den Grossanlass auf die Beine stellen muss.
Die Leidtragenden sind jedoch vor allem die Spielerinnen. Ziel der Veranstalter ist es, dass alle Partien ausverkauft sind. Damit kämen 700'000 Menschen in die Stadien – es wäre ein neuer Rekord für eine EM der Frauen. Doch bei dieser Terminplanung stellt sich die Frage: Schaut das Publikum lieber Frauen-Spiele wie Norwegen gegen Österreich im Stadion oder dann doch Manchester City gegen Bayern München am TV?
Wollen die Verbände den Fussball der Frauen wirklich konsequent fördern, dann braucht es auch Verzicht im Männerfussball. Nur so kann mehr Aufmerksamkeit für die Frauen erreicht werden – was ja offiziell das Ziel von allen ist.