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Frauenfussball: FIFA und UEFA müssten bei den Männern etwas verzichten

Linyan Zhang Grasshopper 18 amd Maeva Clemaron Servette 21 - AXA Women Super League - Grasshopper vs Servette Niederhasli Grasshopper s facility Zürich Schweiz Copyright: xSergioxBrunettix
Ein Spitzenspiel wie GC – Servette findet auf dem GC-Campus in Niederhasli statt. Kein Wunder, schaut kaum einer zu.Bild: www.imago-images.de
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Um den Frauenfussball zu fördern, braucht es auch Verzicht bei den Männern

Immer mehr Geld im Männerfussball wollen, aber gleichzeitig den Frauenfussball populärer machen – diese beiden Dinge funktionieren nicht gleichzeitig. Das zeigt das Stadionchaos für die EM 2025 exemplarisch auf.
03.09.2023, 11:59
Raphael Gutzwiller / ch media
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Die Fussball-Europameisterschaft der Frauen 2025 in der Schweiz soll ein Fest werden. Doch in der Planung gibt es zwei Jahre vor dem Turnier Schwierigkeiten. Basel und Bern möchten den Final nach aktuellem Stand nicht austragen, weil die lokalen Männer-Profiteams möglicherweise für europäische Qualifikationsspiele in fremde Stadien ausweichen müssten.

Diese Debatte bringt den Stand des Frauenfussballs derzeit perfekt auf einen Punkt. Eigentlich sprechen alle – auch die Verantwortlichen der Young Boys und des FC Basel – davon, den Fussball der Frauen stärken zu wollen. Aber nichts davon soll auf Kosten der Männer geschehen.

Genauso ist es auch beim Fussball-Weltverband FIFA, der sich nach der Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland dafür brüstete, das «grösste und beste» Turnier der Geschichte veranstaltet zu haben. Tatsächlich strömten fast zwei Millionen Fans in die Stadien – Rekord. Doch genau jene FIFA ist es nun, die mit ihrer Terminplanung die Stadiondebatte für die EM 2025 verursacht.

epa10785545 Spain's midfielder Aitana Bonmati, fifth from left, scores the 0-1 during the FIFA Women's World Cup 2023 round of 16 soccer match between Switzerland and Spain at Eden Park in A ...
An der WM in Neuseeland spielte die Schweiz vor zehntausenden Fans.Bild: keystone

2025 ist auch die Klub-WM

Würde die EM dann stattfinden, wenn normalerweise die Männerturniere gespielt werden, gäbe es dieses Problem nicht. Die Männer-EM in Deutschland findet von Mitte Juni bis Mitte Juli 2024 statt, die Frauen-EM etwas später im Sommer, vom 2. bis am 27. Juli 2025. Dadurch beginnen in der zweiten Hälfte des Turniers bereits die Männer-Super-League und Qualifikationsphasen für die europäischen Wettbewerbe wieder.

Im selben Sommer 2025 findet nicht nur diese EM statt, sondern auch zum ersten Mal die Klub-Weltmeisterschaft von der FIFA. 32 Männerteams werden von Mitte Juni bis Mitte Juli in den USA um den Titel spielen. Die grosse Klub-WM ist das überrissenste Projekt der FIFA. Obwohl sich auch schon Spieler und Trainer gegen noch mehr Partien im Terminkalender positioniert haben, wittert der Weltverband mit dem zusätzlichen Turnier nochmals das grosse Geld.

Sehr kurze Vorlaufzeit

Auch in der Planung der Frauen-Turniere ist vieles weniger professionell als bei den Männern. Erst im April dieses Jahres hat die Schweiz vom europäischen Fussballverband UEFA den Zuschlag für die EM erhalten. Zum Vergleich: Die EM 2024 wurde schon 2018 an Deutschland vergeben. Ebenfalls seit 2018 ist auch bekannt, dass die Männer-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet.

Wo die Frauen-WM 2027 gespielt wird, ist derweil noch offen. Ausbaden muss diese knappe Planung der Gastgeber wie der Schweizerische Fussballverband, der in zwei Jahren den Grossanlass auf die Beine stellen muss.

Hier werden die Spiele der EM der Frauen 2025 ausgetragen

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Hier werden die Spiele der EM der Frauen 2025 ausgetragen
Basel, St. Jakob-Park, 38,512 Plätze.
quelle: shutterstock
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Die Leidtragenden sind jedoch vor allem die Spielerinnen. Ziel der Veranstalter ist es, dass alle Partien ausverkauft sind. Damit kämen 700'000 Menschen in die Stadien – es wäre ein neuer Rekord für eine EM der Frauen. Doch bei dieser Terminplanung stellt sich die Frage: Schaut das Publikum lieber Frauen-Spiele wie Norwegen gegen Österreich im Stadion oder dann doch Manchester City gegen Bayern München am TV?

Wollen die Verbände den Fussball der Frauen wirklich konsequent fördern, dann braucht es auch Verzicht im Männerfussball. Nur so kann mehr Aufmerksamkeit für die Frauen erreicht werden – was ja offiziell das Ziel von allen ist.

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71 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sebultikon
03.09.2023 12:58registriert August 2018
Warum nicht einfach den Männerfussball ganz abschaffen? Und jede andere Sportart welche mit dem Frauenfussball in Konkurenz stehen könnte?
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Tilman Fliegel
03.09.2023 12:50registriert Februar 2014
Wenn Frauen Frauenfussball schauen würden, könnte man sich die Diskussionen sparen.
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derXavi
03.09.2023 12:56registriert November 2022
Finanziert sind diese Stadien durch die Männer Teams. Durch die Tausenden treuen Fans, welche die Spiele im Stadion verfolgen und Geld in die Kasse spülen. Nun sollen diese treuen Fans in ein anderes Stadion geschickt werden, damit die Frauen eine gleiche Bühne haben? Natürlich geht das nicht. Hören wir doch auf mit der Querfinanzierung. Wenn es genügend Fans für ein grosses Stadion gibt, dann kann der Frauenfussball auch dort stattfinden. Challenge League Clubs wollen auch nicht in der Allianz Arena oder dem Old trafford spielen...
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