Die Milwaukee Bucks sind in der 1. Runde der NBA-Playoffs sang- und klanglos ausgeschieden. Superstar Giannis Antetokounmpo trifft dabei keine Schuld. Der 30-jährige Grieche kam in der Serie gegen die Indiana Pacers im Schnitt auf 33 Punkte, 15,4 Rebounds und 6,6 Assists. Alles Bestwerte seines Teams, zudem traf er über 60 Prozent seiner Würfe. Er ist der Grund, dass Milwaukee in der Best-of-7-Serie überhaupt eine Partie gewann und auch im fünften Spiel hätte siegen müssen – 40 Sekunden vor Ende der Verlängerung lagen die Bucks sieben Punkte voraus.
Auch Gary Trent Jr. ist nur bedingt für das Out verantwortlich. Zwar verlor er den Ball kurz vor Schluss bei noch einem Zähler Vorsprung auf – man muss es so sagen – idiotischste Weise, doch war er der einzige in seinem Team, der neben Antetokounmpo für Offensive sorgte. Ihm nun die Schuld an der Chancenlosigkeit der Milwaukee Bucks zu geben, wäre nicht fair.
The Pacers just clinched a first-round series win in the most improbable way possible.
— Evan Sidery (@esidery) April 30, 2025
Gary Trent Jr. fumbles a wide-open pass away. Then, Tyrese Haliburton pulls off a game-winner.
An incredible sequence for what could become Giannis Antetokounmpo’s final game with the Bucks. pic.twitter.com/UxtKwt1afp
Nein, die Schuldigen standen nicht auf dem Feld. Es sind die Entscheidungsträger um General Manager Jon Horst. Man muss ihnen zwar zugutehalten, dass der zweite Star des Teams, Damian Lillard, wegen einer Thrombose und dann einer gerissenen Achillessehne in den Playoffs nur zwischenzeitlich mittun konnte. Doch es wäre auch mit ihm schwierig geworden, die Pacers zu knacken – gegen die Topteams der Eastern Conference wäre Milwaukee ohnehin hoffnungslos verloren gewesen.
Um mit Boston oder Cleveland zu konkurrieren, ist das Team um Antetokounmpo und Lillard schlicht zu schlecht. Brook Lopez? Noch immer ein guter Verteidiger, aber mit 37 Jahren lange nicht mehr die Säule, die er beim Titelgewinn in der Saison 2020/21 war. Kyle Kuzma? Ein Totalausfall in den Playoffs. Der Rest des Kaders? Einige gute Ergänzungsspieler wie Trent Jr. oder Bobby Portis, mehr aber auch nicht. Und Portis' Vertrag läuft ebenso aus wie jener von Lopez.
Spätestens durch Lillards schwere Verletzung, durch die der 34-Jährige die gesamte nächste Saison zu verpassen droht, ist klar: Die Milwaukee Bucks sind eine reine Katastrophe. Echte Verstärkungen kann das Team aus Wisconsin nicht erwarten, da dies einerseits die Gehaltsobergrenze nicht zulässt und die Bucks aufgrund von Trades bis 2031 keinen eigenen Erstrundenpick haben. Auch junge Spieler mit Starpotenzial sucht man vergebens.
Aber wie konnte das kommen? Schliesslich gewann Milwaukee vor vier Jahren, angeführt von einem hervorragenden Antetokounmpo, noch den NBA-Titel. In den folgenden beiden Jahren scheiterte Milwaukee aber erst in den Viertelfinals knapp an Boston und dann enttäuschend an Miami. Antetokounmpo verpasste zwei Spiele verletzt und war am Ende mit seiner katastrophalen Freiwurfquote nicht ganz unschuldig. Daraufhin liebäugelte er trotz noch zwei Jahren Vertrag mit einem Wechsel, weshalb Milwaukee Veränderungen vornahm.
Der in Portland nicht mehr zufriedene Lillard wurde per Trade geholt. Unter anderem Jrue Holiday, einer der drei Stars beim Titelgewinn, und mehrere Draft-Picks gaben die Bucks dafür auf. Als Dank unterschrieb Antetokounmpo einen neuen Vertrag, der ab diesem Sommer gültig ist und ihm bis 2027 über 112 Millionen Dollar einbringt – im Wissen, dass er sein Team in der modernen NBA durch eine Trade-Forderung jederzeit verlassen kann.
Die Wende kam auch mit Lillard nicht. In der ersten gemeinsamen Saison scheiterten die Bucks ohne den verletzten Antetokounmpo erneut in der 1. Playoff-Runde. Als dann auch in der jetzigen Saison nicht alles nach Plan lief, trennte sich Milwaukee vom in die Jahre gekommenen und immer wieder von Verletzungen geplagten Khris Middleton. Im Gegenzug für Antetokounmpos langjährigen Co-Star erhielten die Bucks den bisher schwachen Kyle Kuzma.
Man kann GM Horst und Co. nicht vorwerfen, kein Risiko eingegangen zu sein, um das Kader um Antetokounmpo herum zu verstärken. Nur ist dies nicht gelungen, auch die Trainerwechsel von Mike Budenholzer zu Adrian Griffin und während der letzten Saison dann zu Doc Rivers trugen keine Früchte. Deshalb stehen sie nun vor einem Scheiterhaufen und einer düsteren Zukunft.
Nun gibt es nur einen Ausweg: Giannis Antetokounmpo muss Milwaukee verlassen. Mit dem Team, das ihn 2013 an 15. Stelle des Drafts ausgewählt hat, wird er nicht mehr um Titel spielen können. Mit 30 Jahren hat er zudem keine Zeit mehr zu verschwenden. Ausserdem ist er wohl der einzige Weg für die Bucks, um einen nennenswerten Gegenwert zu erhalten. Auch für Milwaukee wäre es daher wohl das beste, einige harte Jahre ohne viele Siege in Kauf zu nehmen.
Zwar können die Bucks aufgrund der fehlenden Draftpicks nicht vom eigenen Misserfolg profitieren, doch nützt es auch nichts, die Ära Antetokounmpo künstlich in die Länge zu ziehen. Zumal diese bereits mit einem Titel gekrönt wurde.
Durch Antetokounmpo könnten die Bucks ihre Schatulle wieder mit einigen Auswahlrechten in künftigen Talentziehungen füllen und dazu auch noch einen Jungstar mit Potenzial erhalten. Schliesslich war der Power Forward auch in dieser Saison einer der besten Basketballer der Welt. Der zweimalige MVP wird bei der Wahl zum wertvollsten Spieler zum fünften Mal in den Top 3 landen. Trotz seiner Probleme beim Distanzwurf und bei Freiwürfen leckt sich jedes der 29 restlichen NBA-Teams die Finger nach dem «Greek Freak». Brooklyn, Houston, San Antonio und Toronto gelten als Favoriten für eine Verpflichtung Antetokounmpos, da sie auch die nötigen Zutaten hätten, um den Deal für die Bucks zu versüssen.
Antetokounmpo selbst wollte sich nach dem Ausscheiden in den Playoffs nicht zu seiner Zukunft äussern. «Ich muss besser sein», übernahm der Superstar die Verantwortung, obwohl er unglaubliche Leistungen zeigte. Auf die Frage, ob er mit Milwaukee noch einen Titel gewinnen könne, antwortete er nicht. Gemäss NBA-Insider Shams Charania wollen Antetokounmpo und die Verantwortlichen der Bucks die Pläne für die Zukunft demnächst besprechen.
Aus Sicht beider Parteien gibt es nach dieser Saison eigentlich nur eine richtige Schlussfolgerung.