Sport

Das Schweizer Olympia-Duo im Synchronschwimmen Giger/Kraus

Immer schön lächeln: Giger (links) und Kraus an der WM 2015 in Kazan.
Immer schön lächeln: Giger (links) und Kraus an der WM 2015 in Kazan.Bild: Getty Images Europe

Von wegen «ein bisschen planschen»! So unfassbar hart trainieren zwei Zürcher Nixen für Olympia

Synchronschwimmen gehört nicht nur in der Schweiz zu den ausgeprägtesten Randsportarten. Wer es an die Weltspitze und zur Teilnahme an Olympischen Spielen bringen will, der muss viel investieren. Zeit – und auch Geld.
13.07.2016, 13:1213.07.2016, 13:12
Marcel Kuchta / aargauer zeitung

Auf gegen 200'000 Franken belaufen sich die Gesamtkosten des Olympia-Projekts des «Swiss Synchro-Duetts» Sascia Kraus (23) und Sophie Giger (21). Eine fast unvorstellbar hohe Summe, die sich in der Zeitspanne, in welcher die Thalwilerin und die Ustermerin ihr grosses Ziel verfolgt haben, zusammengeläppert hat. Die Hauptkosten beinhalten das Salär für die Trainer sowie die Wettkämpfe und Trainingslager in aller Welt.

Dazu kommen noch Nebenkosten für Krafttrainer, Physio, Pilates, Massagen, Ärzte, Mentalcoach usw. Wer soll das bezahlen? Die gesamten Kosten teilten sich Swiss Olympic, Swiss Swimming, Swiss Synchro und das Olympia-Projektteam, welches rund die Hälfte der Kosten selber deckte mit Sportpreisen, Crowdfunding, Förderern, Gönnern und Sponsoren.

Kraus/Giger an der EM 2016.
YouTube/GutsuFan

Siebenstündige Trainings

Bis zu 35 Stunden verbringen Sascia Kraus und Sophie Giger wöchentlich im Wasser. Teilweise mit Gewichten an den Beinen. Jeder, der schwimmen kann, weiss, was es bedeutet, sich koordiniert im Nass bewegen zu wollen. Der Kraftaufwand ist enorm. Umso mehr, wenn die Bewegungen noch elegant aussehen sollen, synchron mit einer Partnerin sein müssen und dabei stets ein Lächeln auf den Lippen getragen werden sollte.

Fünfmal pro Woche tauchen die beiden Zürcherinnen morgens um halb sieben ein in ihr Trainingsbecken und bleiben dort bis mindestens 12 Uhr. Unterbrochen werden die bis zu sieben (!) Stunden langen Sessions nur kurz. Etwa mit einer «Bananenpause», in welcher in aller Eile eine Frucht verspeist wird, ehe die österreichische Trainerin Olga Pylypchuk (mit ukrainischen Wurzeln) zur nächsten Übung bittet. Am Nachmittag stehen dann Einheiten im Kraftraum, Pilates, Physio und ergänzende Lektionen wie Ballett auf dem Programm.

Der Auftritt beginnt schon ausserhalb des Beckens.
Der Auftritt beginnt schon ausserhalb des Beckens.
Bild: PATRICK B. KRAEMER/EPA/KEYSTONE

«Top 12 wäre wie Gold»

Bevor das Synchro-Olympia-Projekt konkrete Formen annahm und eine Teilnahme in Rio in den Bereich des Möglichen rückte, trainierten die beiden bereits zwischen 20 und 25 Stunden pro Woche. Nebenbei arbeitete Kraus als Floristin, während Giger ihre Matur abschloss. Seit Mitte 2015 setzen die beiden voll auf die Karte Sport, führen ein eigentliches Profi-Dasein, ohne dafür aber im klassischen Sinn Geld zu verdienen. Doch für die beiden Wassersportlerinnen – oder eher: Wasserkünstlerinnen – steht anderes im Vordergrund. Für sie geht mit der Reise nach Rio ein Traum in Erfüllung. Sie ist der Lohn für die grossen Investitionen, die sie in ihre Leidenschaft getätigt haben. Doch damit ist die Geschichte für Sascia Kraus und Sophie Giger noch lange nicht zu Ende. Sie wollen in Brasilien mehr als einfach nur dabei sein.

«Die Olympia-Teilnahme bedeutet uns sehr viel. Wir wollen unseren Sport so gut wie möglich repräsentieren. Wir wollen ein Aushängeschild für die Schweiz sein», unterstreicht Sascia Kraus und formuliert folgendes Ziel: «Ein Finalplatz, gleichbedeutend mit einem Rang unter den Top 12, wäre für uns wie eine Goldmedaille.»

Der Kraftaufwand ist enorm und muss versteckt werden: Die Show soll leicht und elegant wirken.
Der Kraftaufwand ist enorm und muss versteckt werden: Die Show soll leicht und elegant wirken.
Bild: VALDRIN XHEMAJ/EPA/KEYSTONE
Jetzt auf

Die Perspektive nicht verlieren

Die wenigen Minuten im Rampenlicht können für jeden Randsportler aber auch zur Bürde werden, wenn der Druck und die Angst, im entscheidenden Augenblick zu versagen, zu gross ist. Diese Erfahrung machten die beiden schon in den vergangenen Wochen, wenn sie an Show-Wettkämpfen antraten – versehen mit dem Etikett «Olympia-Teilnehmerinnen». «Alle Augen sind auf uns gerichtet. Man will in diesem Moment natürlich keinen Fehler machen. Das ist nicht immer einfach», sagt Kraus.

Auch in Rio wird viel davon abhängen, ob die beiden Zürcherinnen dann, wenn es zählt, die richtige Mischung zwischen höchster Konzentration und der nötigen Gelassenheit finden werden. Sascia Kraus sieht diesbezüglich eher das grosse Bild: «Man muss sich auch immer wieder selber sagen: ‹Nicht jeder schafft es, an Olympischen Spielen teilzunehmen.› Diese Perspektive darf man allem Erwartungsdruck zum Trotz nie verlieren.»

Liegt im Trend: Mermaiding

1 / 14
Mermaiding, die neue Trendsportart
Katrin Felton unterrichtet Mermaiding im deutschen Hildesheim.
quelle: epa/dpa / julian stratenschulte
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Unvergessene Kampfsport-Geschichten
22.01.2010: Beim Einmarsch ist «Uzzy» mindestens Ali oder Tyson – dann fällt er wie ein Sack
22.01.2010: Beim Einmarsch ist «Uzzy» mindestens Ali oder Tyson – dann fällt er wie ein Sack
von Ralf Meile
21.06.1969: Boxer Norbert Grupe gibt das lustigste «Interview» der Geschichte, indem er einfach schweigt
21.06.1969: Boxer Norbert Grupe gibt das lustigste «Interview» der Geschichte, indem er einfach schweigt
von Ralf Meile
28.06.1997: Mike Tyson beisst im legendärsten Boxkampf aller Zeiten ein Stück von Evander Holyfields Ohr ab
28.06.1997: Mike Tyson beisst im legendärsten Boxkampf aller Zeiten ein Stück von Evander Holyfields Ohr ab
von Ralph Steiner
24.06.1998: Ein MMA-Fight mit 196 Kilo Gewichtsunterschied – und einem unerwarteten Ende
1
24.06.1998: Ein MMA-Fight mit 196 Kilo Gewichtsunterschied – und einem unerwarteten Ende
von Reto Fehr
01.10.1975: Der «Thrilla in Manila» zwischen Ali und Frazier wird zum (ewigen?) Höhepunkt der Box-Geschichte
2
01.10.1975: Der «Thrilla in Manila» zwischen Ali und Frazier wird zum (ewigen?) Höhepunkt der Box-Geschichte
von Ralf Meile
13.12.1997: Stefan Angehrn zermürbt Torsten May und träumt vom grossen Geld – stattdessen landet er in der Schuldenfalle
13.12.1997: Stefan Angehrn zermürbt Torsten May und träumt vom grossen Geld – stattdessen landet er in der Schuldenfalle
von Philipp Reich
11.02.1990: Gegen 42:1-Aussenseiter James Douglas geht Mike Tyson im 38. Kampf erstmals k.o.
1
11.02.1990: Gegen 42:1-Aussenseiter James Douglas geht Mike Tyson im 38. Kampf erstmals k.o.
von Ralf Meile
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
von Klaus Zaugg
20.08.1931: Happy Birthday, Don King! Die schrägste und kontroverseste Figur der Sportwelt erblickt das Licht der Welt
11
20.08.1931: Happy Birthday, Don King! Die schrägste und kontroverseste Figur der Sportwelt erblickt das Licht der Welt
von Reto Fehr
08.03.1971: Der «Kampf des Jahrhunderts» und die Auferstehung eines Champions
08.03.1971: Der «Kampf des Jahrhunderts» und die Auferstehung eines Champions
von Peter Blunschi
04.01.2010: Stucki Christian fliegt nach Japan, um sich mit Sumoringern zu messen – dabei entsteht dieses witzige Bild
1
04.01.2010: Stucki Christian fliegt nach Japan, um sich mit Sumoringern zu messen – dabei entsteht dieses witzige Bild
von Reto Fehr
22.08.2010: Wenger stürzt König Abderhalden und darf sich selber krönen lassen
1
22.08.2010: Wenger stürzt König Abderhalden und darf sich selber krönen lassen
von Ralf Meile
25.01.1995: King Cantona flippt aus – er setzt zum legendärsten Kick der Fussball-Geschichte an
1
25.01.1995: King Cantona flippt aus – er setzt zum legendärsten Kick der Fussball-Geschichte an
von Ralf Meile
06.02.1988: Der berühmteste Griff in die Eier 
1
06.02.1988: Der berühmteste Griff in die Eier 
von Reto Fehr
13.09.1985: Gabet Chapuisat zertrümmert Lucien Favres Knie – das schlimmste Foul im Schweizer Fussball lässt beide bis heute nicht los
13.09.1985: Gabet Chapuisat zertrümmert Lucien Favres Knie – das schlimmste Foul im Schweizer Fussball lässt beide bis heute nicht los
von Reto Fehr
03.04.1999: Titan Kahn tickt komplett aus – erst knabbert er Herrlich an, dann fliegt er in Kung-Fu-Manier auf Chapuisat zu
03.04.1999: Titan Kahn tickt komplett aus – erst knabbert er Herrlich an, dann fliegt er in Kung-Fu-Manier auf Chapuisat zu
von Philipp Reich
24.09.1983: Der «Schlächter von Bilbao» setzt Maradona mit der «brutalsten Blutgrätsche aller Zeiten» für 108 Tage ausser Gefecht
24.09.1983: Der «Schlächter von Bilbao» setzt Maradona mit der «brutalsten Blutgrätsche aller Zeiten» für 108 Tage ausser Gefecht
von Reto Fehr
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
Shaqiri vor Duell mit Ex-Klub Lyon: «Die Ligue 1 ist besser als die Bundesliga»
Der Captain des FC Basel erklärt, was Lyon ausmacht, was die Ligue 1 in seinen Augen besser macht als die Bundesliga, wie sein Team den Exploit schaffen kann und auf was er sich besonders freut.
Ein bisschen ist es wie ein Heimkommen. Zwar hat Xherdan Shaqiri nur ein halbes Jahr – zwischen August 2021 und Februar 2022 – bei Olympique Lyon unter Vertrag gestanden. Aber die Freude, gegen seinen alten Klub zu spielen (Donnerstag, 18.45 Uhr im watson-Liveticker), die kann der Captain des FC Basel nicht verbergen. «Auf Lyon zu treffen ist für mich genauso speziell, wie wenn ich gegen Bayern München oder Liverpool spielen würde», sagt er mit leuchtenden Augen.
Zur Story