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Im Laufen kam es zum erwarteten Duell zwischen den als erste Anwärterinnen auf den Olympiasieg gehandelten Nicola Spirig und Gwen Jorgensen. Die beiden setzten sich in der abschliessenden Disziplin schon nach wenigen hundert Metern vom Rest des Feldes ab und brachten die Strecke bis zwei Kilometer vor dem Ziel gemeinsam hinter sich. Dann sorgte die zweifache Weltmeisterin mit einer Tempoverschärfung für die Entscheidung. Platz 3 sicherte sich die Britin Vicky Holland.
«Ich bin emotionaler als nach dem Gold in London», strahlte Spirig kurz nach dem Rennen im SRF-Interview. «Ich glaube, dass ich alles richtig gemacht habe.» Sie bedauerte bloss eines: «Am Ende hatte ich leider wieder keine Zeit, eine Schweizer Fahne zu nehmen auf der Zielgeraden.»
Den ersten Teil, die anderthalb Kilometer Schwimmen, hatte Nicola Spirig mit zehn Sekunden hinter der Spitze beendet. Während den 40 Kilometern auf dem Fahrrad versuchte sie mehrmals sich abzusetzen und sich für die abschliessende, zehn Kilometer lange Laufstrecke einen Vorsprung zu erarbeiten. Gelungen ist es ihr nicht. Gleich 18 Athletinnen kehrten fast gleichzeitig in die Wechselzone zurück, unter ihnen auch die zweite Schweizer Starterin, Jolanda Annen. Die Urnerin, die als Ziel eine Klassierung in den ersten 25 hatte, belegte Platz 14.
«Ich wusste, dass ich die fitteste im Feld bin und versuchte deshalb, das Rennen auf dem Rad hart zu machen», erklärte Spirig ihre Taktik. Spirigs Trainer Brett Sutton lobte den Auftritt seiner Top-Athletin: «Nicola hat ein besseres Rennen als vor vier Jahren in London gezeigt. Ich war davon ausgegangen, dass sie mit 40 Sekunden Rückstand aus dem Wasser kommt. Doch sie war in der ersten Gruppe.»
Nicola Spirig darf sich trotz der verpassten Titelverteidigung als Siegerin fühlen. Einen Wettlauf, jenen gegen die Zeit, hatte sie schon in den Monaten vor den Olympischen Spielen gewonnen. Anfang März war das Projekt «Rio 2016» akut gefährdet. Der Sturz in Abu Dhabi beim Saisonauftakt der WM-Serie und dem Mehrfachbruch der linken Hand als Folge machten die zusammen mit Trainer Brett Sutton erarbeiteten Trainingspläne zu einem grossen Teil zur Makulatur.
Nach der zwei Tage später vorgenommenen Operation, bei der die verletzte Hand mit 23 Schrauben und drei Platten fixiert wurde, war Improvisation gefragt – verbunden mit dem Glauben daran, das von verschiedener Seite als unmöglich Erachtete möglich zu machen und beim Highlight des Jahres dabei sein zu können. Nicole Spirig nahm die Herausforderung an. Die Hoffnung, als Titelverteidigerin in Rio am Start zu stehen, übertünchte die Selbstzweifel und die quälenden Gedanken an ein mögliches Scheitern. Das Wissen, für ein erfolgreiches Abschneiden alles unternommen zu haben, wirkte beruhigend.
Nicola Spirig hat allen Widerwärtigkeiten getrotzt, dank unbändigem Willen, nie erlahmendem Kampfgeist und einem Umfeld, das ihr jede mögliche Unterstützung zukommen liess. An diesem Samstag wurde die 34-Jährige aus Bachenbülach im Kanton Zürich für all die Strapazen, Bemühungen und auch die im letzten halben Jahr ertragenen Schmerzen belohnt. Aus dieser Warte glänzt Silber wie Gold.
Die Familie Spirig wird nun noch ein paar Tage in Brasilien bleiben. Nicolas sportliche Zukunft ist offen. Klar indessen ist, dass es für sie die letzten Olympischen Spiele als Triathletin waren. «Aber die sportliche Zukunft werden wir in den nächsten Tagen besprechen», sagt Spirig. Sutton weiss etwas mehr: «Sie hat mir gesagt, dass sie noch zwei weitere Kinder möchte.» Gut möglich also, dass sich die Prioritäten wieder verlagern. (ram/sda)