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Am frühen Samstagmorgen ist in Estavayer alles bereit für ein grandioses Volksfest, für die Kämpfe um den Königstitel, für neue Helden und tragische Figuren.
Wie gewohnt pilgert die halbe Schweiz ans eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) 2016. Bereits um 8 Uhr sind die Tribünen voll, alle blicken gespannt in Richtung Sägemehl und sie werden nicht enttäuscht. Im ersten Gang fällt bereits ein König – und ein vermeintlich neuer wird geboren.
Die Rede ist vom Duell zwischen dem Berner König Kilian (26) Wenger und dem Bündner Armon Orlik (21), der im Jahr 2016 bis zum Eidgenössischen bereits sechs Kranzfeste gewann. Wenger, der vor sechs Jahren mit 21 zum König wurde, landet auf dem Rücken.
Armon Orlik gewinnt intensiven Kampf gegen König Kilian Wenger. @estavayer2016 #ESAF #srfschwingen pic.twitter.com/Vyw1d4AkJh
— SRF Sport (@srfsport) 27. August 2016
Die erste Überraschung ist perfekt und der Name Orlik ab dann auch dem letzten nur Semi-Schwing-Interessierten ein Begriff. Mit dem Sieg über Wenger untermauert der Jungspund seine Ambitionen gleich zu Beginn eindrücklich. Davon lässt sich auch das SRF anstecken und startet die Orlik-Mania.
Die Orlik-Festspiele gehen auch im Sägemehl unentwegt weiter. Der Reihe nach bodigt der stämmige Bündner Bernhard Kämpf und Pirmin Reichmuth. Für beide Siege braucht der Bündner nur wenige Sekunden und führt so die wilden Jungen am Eidgenössischen an.
Sein fulminanter Samstag wird erst im vierten und letzten Gang des Tages gestoppt. Er bekommt es mit Matthias Sempach, dem König von 2013, zu tun. Der Sieg von Sempach bringt den Zusammenschluss an der Spitze, in aller Munde bleibt aber ein frecher und zielorientierter Armon Orlik.
Der zweite Tag bricht an in Estavayer. Die Zuschauer fragen sich: Stoppte Sempach den Orlik-Express total, oder war das nur ein Zwischenhalt mit der Endstation Königstitel? Zum «Zmorge» wartet am Sonntag der Berner Matthias Siegenthaler.
In einem wilden Kampf siegt am Ende der Bündner. Bis zur Mittagspause gibt es dann für hochkarätige Königsanwärter wie Matthias Sempach oder Christian Stucki je einen gestellten Gang. Die beiden verabschieden sich damit aus dem Rennen um den Siegermuni – Orlik hingegen nähert sich dank seiner unbekümmerten und aggressiven Schwingweise in grossen Schritten dem Titel.
Nach dem fünften Gang teilt Orlik seine Führung noch mit vier weiteren Schwingern, einer von ihnen ist Matthias Glarner. Der Berner hat noch keinen Gang verloren, sondern nur einmal gegen Mitfavoriten Samuel Giger gestellt.
Nach dem sechsten Gang ist Glarner plötzlich alleiniger Führender. Er distanziert jedoch Orlik aber nur um 0.25 Punkte und irgendwie haben einfach alle das Gefühl, es wird die Sternstunde von Armon Orlik schlagen. Der Jubel im Stadion ist nach seinen Siegen jeweils gross und mit seinen Fans setzt der Bündner jeweils zur Welle an.
Die Zwischenrangliste aus @estavayer2016. #ESAF #srfschwingen pic.twitter.com/FM3kxyCPM7
— SRF Sport (@srfsport) 28. August 2016
Im 7. Gang lassen die beiden dann nichts mehr anbrennen und so ist der Schlussgang am frühen Nachmittag bekannt: Der 30-jährige Matthias Glarner kämpft gegen den 21-jährigen Armon Orlik um den Titel.
In diesem letzten Kampf des ESAF 2016 schwingen die beiden Kontrahenten offensiv. Beide können zwei gute Angriffe starten, der Gegner kann sich aber immer rechtzeitig wegdrehen. Ein wortwörtlich heisser Abnützungskampf geht nach über 10 Minuten langsam dem Ende entgegen. Da versucht es Orlik wieder, rupft und zerrt, doch wenige Sekunden später liegt er auf dem Rücken.
Der Berner Glarner wird König, der Bündner Orlik stapft enttäuscht davon. Die Geschichte des jungen Wilden der im Jahr 2016 ein Kranzfest nach dem anderen für sich entschieden hat und sich dann sensationell auch den Königstitel holt – die gibt es nicht.
Es bleiben für Orlik die schönen Erinnerungen an starke Kämpfe, eine grosse Niederlage und der Trost, dass er mit seinen 21 Jahren noch einige Eidgenössische vor sich hat. Hinzu kommt grosses Lob – von Schwingerkönig Glarner, von den Experten und seinen neu gewonnen, unzähligen Fans. Für sie ist Armon Orlik ganz klar der «Schwingerkönig der Herzen».
Dieser hat jetzt drei Jahre Zeit, um noch besser und vor allem reifer zu werden. Im Jahr 2019 wird dann in Zug wieder um den Königstitel gekämpft und vielleicht fährt der Orlik-Express dann bis zur Endstation. Er selber sagt: «Ich bin noch jung und muss nun einfach meine Lehren daraus ziehen.» Fakt ist: Orlik bleibt nur die Rolle der tragischen Figur von Estavayer – der Held heisst Matthias Glarner.