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Ein Berner kommt immer durch. Nach dem Sturz der Titanen Kilian Wenger, Matthias Sempach und Christian Stucki hat nun Matthias Glarner den Schlussgang erreicht.
Der Turn- und Sportlehrer (mit Masterarbeit über das Schwingen) personifiziert die Zeitenwende von Estavayer für die Berner und tritt ausgerechnet auf eidgenössischer Ebene aus dem Schatten seiner scheinbar übermächtigen Verbandskameraden. Vor drei Jahren in Burgdorf hat der Panzergrenadier im 6. Gang gegen Christian Stucki gestellt und im 7. Gang gegen Matthias Sempach verloren – die Berner waren so überlegen, dass sie in der Schlussphase gegeneinander antreten mussten.
Der Berner Oberländer bekommt im Herbst seiner Karriere die Chance des Lebens. Gegen ihn spricht die Geschichte. Noch nie in der Neuzeit (seit 1945) hat einer der Königsthron nach dem 30. Geburtstag bestiegen. Am 19. Dezember ist Matthias Glarner 30 geworden.
Sein Bruder Stefan spielt als Aussenverteidiger beim FC Thun, seine Schwester beim gleichen Klub im Frauenteam. Er ist ein vielseitiger, defensiv robuster Schwinger mit bemerkenswerten Offensivqualitäten (daher der Vergleich mit Mark Streit).
Armon Orlik ist nach Stefan Fausch (er hat 2007 in Aarau gegen Jörg Abderhalden verloren) erst der zweite Bündner, der den eidgenössischen Schlussgang erreicht hat. Und er kann der erste König überhaupt aus dem Bündnerland werden.
Wenn der wehrhafte Matthias Glarner einer wie Mark Streit ist, dann können wir Armon Orlik mit Sidney Crosby vergleichen. Er ist der technisch vielseitigste und offensiv stärkste Schwinger der Gegenwart – zumindest jetzt, am zweiten Tag, nach dem Untergang von König Matthias Sempach können wir das so behaupten.
Armon Orlik (190 cm/109 kg) ist grösser, aber leichter als Matthias Glarner (186 cm/115 kg). Schwingtechnisch ist der «Flachland-Bündner» aus Maienfeld noch vielseitiger, beweglicher, aber weniger kräftig als sein Gegner. Der angehende Student (Fachrichtung Bauingenieur) ist zehn Jahre jünger als sein Herausforderer aus dem Bernbiet und im Schlussgang etwa so zu favorisieren wie Sidney Corsby bei einem Duell gegen Mark Streit. Theoretisch müsste sich Crosby gegen den Streit durchsetzen – aber es ist eben auch nicht ausgeschlossen, dass er hängen bleibt und die Scheibe verliert. Und auch der Altersunterschied passt ja: Sidney Crosby ist zehn Jahre jünger als Mark Streit. Ein Altersunterschied wie zwischen Matthias Glarner und Armon Orlik.
Ein schwingerisch hochstehender Schlussgang ist zu erwarten – aber ohne Hollywood-Stoff. Hollywood wäre gewesen, wenn Remo Käser den Schlussgang erreicht hätte. Er ist der Bub von Adrian Käser, dem König von 1989. Vater und Sohn im eidgenössischen Schlussgang – das wäre in der Tat vaterländisches Hollywood gewesen. Zumal Adrian Käser hier in Estavayer als TV-Experte arbeitet und den Schlussgang seines Sohnes hätte analysieren können.
Aber eben: Für die Berner hat es in Estavayer sowieso schon zuviele «hätte», «sollte» und «könnte» gegeben.