IOC suspendiert Russland – lässt aber Hintertürchen für Athleten offen
Unter der Leitung des ehemaligen Schweizer Bundesrats Samuel Schmid hat sich das IOC im Fall Russland entschieden: Das russische Olympische Komitee (ROC) wird suspendiert. «Wir haben eine solche Form des Betrugssystems vorher noch nie gesehen», sagt der Schweizer.
IOC-Präsident Thomas Bach sagt: «Es war ein beispielsloser Angriff auf die Integrität der Olympischen Spiele und den Sport. Das IOC hat Sanktionen getroffen, welche saubere Athleten schützt. Diese Strafe soll einen Strich unter diese schädigende Episode setzen und der Katalysator für ein noch effektiveres Anti-Doping-System der WADA sein.»
Corinne Schmidhauser, Präsidentin von Antidoping Schweiz, freut sich: «Das ist ein beeindruckendes Signal zugunsten des sauberen Sports.»
IOC suspends Russian NOC and creates a path for clean individual athletes to compete in @PyeongChang2018 under the Olympic Flag https://t.co/bKA9rpbd3y
— IOC MEDIA (@iocmedia) 5. Dezember 2017
Boykott sehr wahrscheinlich
Athleten, die nachweisen können, dass sie sich einem unabhängigen Testprogramm unterworfen haben, können unter der olympischen Flagge an den Start gehen und werden als «Olympic Athlete from Russia (OAR)» bezeichnet. Falls diese Medaillen gewinnen, wird die olympische Hymne anstelle der russischen Nationalhymne gespielt.
Ob die Athleten dies machen werden, ist sehr fraglich. Das russische NOC hält kurz nach dem Entscheid eine eigene PK – ausländische Medien sind nicht erlaubt. Die staatlichen Fernsehsender in Russland werden die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang wegen der Strafen des IOC nicht übertragen. Das teilte die Pressestelle der TV-Holding WGTRK nach dem Entschied des IOC mit.
Nationale Olympische Komitee der USA: «Es gab keine perfekten Optionen, aber dieser Entscheid wird es eindeutig weniger wahrscheinlich machen, dass dies jemals wieder passiert.»
Alexander Schubkow, Präsident des russischen Bob-Verbands (Schubkow wurden beide Goldmedaillen von Sotschi 2014 aberkannt, er ist lebenslang für Olympia gesperrt): «Ich bin einfach geschockt, was passiert ist und vom Entscheid von Thomas Bach unser Land und unsere Sportler betreffend.»
Dmitri Swischtschew (Präsident des russischen Curling-Verbands): «Ich betrachte den IOC-Entscheid als unprofessionell. Ich bin überzeugt, dass er unter Druck gemacht worden ist. Irgendwer brauchte, dass Russland nicht an den Spielen teilnimmt. Diesen Entscheid kann und sollte man anfechten, denn er bestimmt über das Schicksal einer ganzen Generation von Sportlern und Trainern.»
Das Nationale Olympische Komitee Russlands wird voraussichtlich am 12. Dezember über eine Reaktion auf die IOC-Entscheidung beraten. Möglich wäre ein Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof, um die Entscheidung anzufechten. In Sachen Paralympics will unterdessen das IPC bis zum 22. Dezember eine Entscheidung treffen.
Press conference of suspended Russian NOC at Palace Hotel only for Russian reporters. Foreign media not allowed to attend. #freedomofpress #statedoping pic.twitter.com/FRPCRbaAED
— Jens Weinreich (@JensWeinreich) 5. Dezember 2017
Im Weiteren entschied das IOC unter anderem:
- Keine russischen Offiziellen werden eingeladen
- Der russische Sportminister Vitaly Mutko wird für alle zukünftigen Olympischen Spiele gesperrt. Der ehemalige Vize-Premierminister gilt als Drahtzieher des Staatsdoping.
- Dimitry Chernyshenko, ehemaliger CEO der Spiele in Sotschi 2014 darf bei Peking 2022 nicht mehr mithelfen.
- ROC-Präsident Alexander Zhukov wird als IOC-Mitglied suspendiert.
- Das IOC behält sich vor, weitere Personen zu sperren.
To be very clear: IOC's Russia decision is just the minimum of sanctions. Not more. Not absolutely consistent. Could have been done one year before. #statedoping #Sochi2014 #PyeongChang2018
— Jens Weinreich (@JensWeinreich) 5. Dezember 2017
Wegen mutmasslicher Dopingverstösse bei den Winterspielen 2014 im russischen Sotschi waren in den vergangenen Wochen mehr als 20 Sportler lebenslang gesperrt worden. IOC-Ermittler waren dem Verdacht nachgegangen, wonach viele Russen verbotene leistungssteigernde Mittel einnahmen. Auch sollen Laborproben manipuliert worden sein.
Die russischen Behörden haben eine Beteiligung der Regierung zurückgewiesen und versprochen, mit den internationalen Sportverbänden zusammenzuarbeiten, um Doping in Russland zu bekämpfen. Regierungssprecher Dmitri Peskow sagte zuletzt, man wolle alle Verbindungen zum IOC beibehalten.
Keine KHL-Spieler an Olympia?
Die KHL hatte angekündigt, dass man keine Spieler an die Olympischen Spiele gehen lasse, wenn Russland nicht zugelassen wird. Dies wäre ein grosser Vorteil für die Schweizer Nationalmannschaft, da auch schon die NHL-Stars nicht mit von der Partie sein werden.
Die Olympischen Winterspiele 2018 finden vom 9. bis 25. Februar im südkoreanischen Pyeongchang statt. (fox/sda)
