Bald vier Monate ist es jetzt bald her seit Auston Matthews traumhaftem Debüt in der NHL. Vier Tore erzielte der Draft-Pick-Nummer-1 der Toronto Maple Leafs in seinem ersten Spiel in der besten Liga der Welt – und war danach natürlich in aller Munde, der Hype um den 19-jährigen Amerikaner, der sich in der Saison zuvor bei den ZSC Lions den letzten Schliff für die NHL geholt hatte, riesig.
Die Erwartungen stiegen fast ins Unermessliche und Matthews hatte Mühe, damit umzugehen. 13 Spiele in Folge blieb er im Oktober und November ohne Torerfolg. Das Erlebte musste er wohl erst setzen lassen.
Doch Matthews fing sich schnell wieder und skort seit Ende November regelmässig. Bei 25 Toren und 19 Assists (in 52 Spielen) ist der 1,91 Meter grosse Modellathlet mittlerweile angekommen. Damit hat er den Franchise-Rekord der Maple Leafs für den Rookie, der als schnellster 25 Treffer erzielt, um sechs Spiele gesenkt. Matthews liegt in der NHL-Skorerliste momentan einen Punkt vor seinem Rookie-Rivalen Patrik Laine (48 Spiele/23 Tore/20 Assists) von den Winnipeg Jets, der im Sommer beim Draft als Nummer 2 gewählt wurde. Der bestplatzierte Rookie ist er allerdings nicht. Das ist sein ebenfalls erst 19-jähriger Teamkollege Mitchell Marner, der zwar weniger Tore (14), dafür deutlich mehr Assists (32) auf seinem Konto hat.
Dennoch sind bei den Leafs alle Augen auf Matthews gerichtet. Auf ihm ruhen sämtliche Hoffnungen der Toronto-Fans. Seit der Saison 2003/04 hat der 13-fache Stanley-Cup-Sieger nur einmal die Playoffs erreicht. Nun sieht es endlich wieder einmal gut aus: Nach knapp zwei Dritteln der Regular Season liegt das Team von Mike Babcock in der Eastern Conference auf einem Playoff-Platz. Allerdings ist der Kampf um die Postseason in der Atlantic Division ultraspannend: Tampa Bay, das momentan auf dem letzten Platz liegt, befindet sich lediglich sechs Punkte hinter dem drittplatzierten Toronto.
Toronto ist also darauf angewiesen, dass Matthews weiter trifft. Mit dem Druck kann der Ex-ZSC-Legionär mittlerweile bestens umgehen. Am NHL-All-Star-Game präsentierte er sich so, als wäre er schon jahrelang dabei. Beim «Shooting Accuracy Contest» verlor er sein Duell gegen Sidney Crosby zwar knapp, reihte sich im Division-Duell der Eastern Conference gegen Crosby und Co. aber bereits unter die Torschützen.
Hält Matthews seinen Kurs, wird er eine Rekordsaison hinlegen. Mit seiner aktuellen Trefferquote würde er am Ende der Regular Season 39 Tore (und 30 Assists) auf seinem Konto haben. Damit wäre er zusammen mit Sidney Crosby der zweitbeste Rookie-Torschütze des neuen Jahrtausends. Nur Alex Owetschkin war in der Saison 2005/06 noch treffsicherer. In 81 Spielen schoss er unfassbare 52 Tore. Der Russe war damals allerdings schon ein Jahr älter als Matthews.
Trainer Babcock ist von seinem Schützling nach wie vor begeistert. «Er wird immer noch besser», so der Headcoch der Maple Leafs. Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Amerikanische Experten sind sich sicher, dass Matthews in seiner Rookie-Saison vor allem wegen seines Gastspiels in der Schweizer NLA so stark aufspielt. «Indem Auston schon gegen Männer, gegen ältere Profis gespielt hat, war er physisch viel besser auf die NHL vorbereitet als andere Rookies seines Alters», glaubt NBCSN-Analyst Ed Olczyk.
Kollege Pierre McGuirre geht noch einen Schritt weiter. «Seit Jaromir Jagr 1990 war nie mehr ein Rookie so gut auf die NHL vorbereitet wie Auston.» Für ihn sind Matthews' individuelle Leistungen aber nur eine Seite der Medaille. «Er kann das Spiel in allen drei Zonen dominieren. Er gewinnt Bullys, spielt stark im Boxplay und orchestriert das Powerplay. Er macht alle um sich herum besser.»
Ein Matthews in Topform, dahinter die zweite Rookie-Garde angeführt von Mitchell Marner – man kann es den leidgeplagten Toronto-Fans also nicht verübeln, wenn sie für einmal voller Zuversicht in die Zukunft blicken. Der erste Stanley-Cup-Triumph seit 1967 liegt vielleicht noch nicht drin, aber träumen ist ja erlaubt.