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Unter Philippe Gaydoul waren die Kloten Flyers die schlimmsten Lohntreiber unseres Hockeys. Dieser Irrtum der Hockeygeschichte, der pro Saison sieben Millionen Verlust verursachte, ist korrigiert. Nun wird der EHC Kloten zum anderen Extrem: Sparen bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus. Ein Glücksfall für unser Hockey.
Hans-Ulrich Lehmann tritt mit dem Ziel an, im Eishockey-Business eine «schwarze Null» zu schreiben. Dieses Ziel haben diese Saison nur der SC Bern und die SCL Tigers erreicht. Und beide nur dank den Zusatzeinnahmen aus der Gastronomie. Weder der SCB noch die SCL Tigers taugen zum Vorbild. Weil die Voraussetzungen (Stadion, Gastronomierechte) in Kloten weniger gut sind. Für Kloten gilt die Grundregel des Sportgeschäftes: Ein kleines Vermögen kann nur machen, wer mit einem grossen Vermögen beginnt.
Der EHC Kloten beginnt mit einer sanierten Bilanz (keine Schulden) und die beiden grössten Sünden aus der Ära Gaydoul sind auch vergeben: Trainer und Sportchef Sean Simpson und Stürmer Peter Guggisberg sind noch von den gescheiterten kanadischen Besitzern ausbezahlt worden. Aber das genügt noch nicht, um das Defizit von sieben Millionen auf Null zu drücken.
Das einzige Sparpotenzial sind die Löhne. Bei der aufgeblähten Administration ist es kein Problem, die Saläre zu kürzen bzw. Personal abzubauen. Heikler ist es schon bei der Mannschaft. Die Geschichte lehrt uns: Salärkürzungen haben bei Spielern noch nie funktioniert – ausser, wenn ALLE gleich behandelt werden. Will heissen: Jeder macht mit – oder keiner. Wenn nur eine Ausnahme gemacht wird, ist die Stimmung in der Kabine vergiftet.
Deshalb die entscheidende Frage: Wieviel Felix Hollenstein steckt in Hans-Ulrich Lehmann? Der ehemalige Kultspieler und Trainer ist ein enger Vertrauter des neuen Besitzers. Verschont Hans- Ulrich Lehmann dessen Sohn, Teamleitwolf Denis Hollenstein, von seinem Sparprogramm, dann ist er gescheitert bevor er überhaupt begonnen hat. Steckt in ihm zu viel Felix Hollenstein, dann hat er ein Problem.
Der EHC Kloten muss kein Spitzenteam sein. Ja, Kloten kann es sich jetzt, bei diesem Neubeginn sogar leisten, bis auf den letzten Platz zurückzufallen und von dort aus den Ligaerhalt zu verteidigen. Aber die Mannschaft muss dabei intakt bleiben, die Chemie in der Garderobe muss stimmen. Dann sind die Zuschauer auch bereit, Niederlagen zu akzeptieren. Kloten hat jetzt die einmalige Chance, sich als Gegenpol zu den reichen, mächtigen, arroganten ZSC Lions zu positionieren. Als die Vertreter des wahren, ehrlichen Zürchers. So wie sich die SCL Tigers erfolgreich gegen den reichen, mächtigen, arroganten SCB positionieren.
Wer noch nie im Sport-Business war, unterschätzt die Kraft der Emotionen. So mancher, der sparen wollte und bei seinem Einstieg den harten «Geldhund» markierte, war den Emotionen beinahe wehrlos ausgeliefert. Liess sich durch Medienpolemik beeinflussen, durch Einflüsterer manipulieren und nach ein paar Niederlagen wurde der Tresor geöffnet. Diese Gefahr ist bei Hans-Ulrich Lehmann klein. Er ist in Kloten der erste Teambesitzer, der sein Ding durchziehen wird.
Entscheidend wird sein, ob er dazu in der Lage ist, das Wesen und Wirken des Personals richtig einzuschätzen. Womit wir schon wieder beim gleichen Punkt angelangt sind: Wieviel Felix Hollenstein steckt im neuen Besitzer? Lässt er sich von der einflussreichsten Persönlichkeit der neueren Klotener Hockeygeschichte, die zur Zeit kein Amt und keinen Job im Unternehmen hat, manipulieren? Holt er Felix Hollenstein gar als Trainer oder als Sportchef oder lässt sich dazu bringen, einen Vertrauten Hollensteins auf den Schlüsselpositionen zu installieren?
Je besser es Hans-Ulrich Lehmann gelingt, den EHC Kloten politisch und wirtschaftlich in der Region zu verankern (die eine der reichsten der Welt ist) und sich im gleichen Zug von den alten Hockeyseilschaften im Dorf zu emanzipieren und sportlich «sein Ding» durchzuziehen, desto erfolgreicher wird er sein. Die Chancen stehen gut.