Sport
Eismeister Zaugg

Kein Fraueneishockey – kein Geld mehr von der PostFinance

PostFinance Top Scorer Estelle Duvin (SCB), rechts, und PostFinance Top Scorer Rahel Enzler (EVZ) begruessen sich beim dritten Eishockey-Playoff Finalspiel der PostFinance Women's League zwischen ...
Wer kein Team in der höchsten Eishockeyliga der Frauen hat, wird von der PostFinance in Zukunft nur noch eingeschränkt unterstützt.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

Also doch: Kein Frauenhockey – kein Direktsponsoring mehr von der Postbank

Im letzten Herbst hat die Postbank (PostFinance) angekündigt, künftig nur noch NL-Klubs mit Direktsponsoring zu alimentieren, die ein Frauenteam in der höchsten Liga betreiben. Nun folgt die offizielle Bestätigung, dass diese «Drohung» tatsächlich wahr gemacht wird.
03.04.2025, 06:3804.04.2025, 13:48
Mehr «Sport»

Die Kommunikations-Abteilung der PostFinance bestätigt auf Anfrage: «Ja, das Konzept wird wie angekündigt umgesetzt.» Und im Detail wird ausgeführt: «Unsere Ligapartnerschaften mit der National League und der PostFinance Women’s League stehen im Mittelpunkt unseres Engagements. Alle Klubs beider Ligen profitieren weiterhin von der Topscorer-Prämie, die direkt an die Klubs ausgezahlt wird. Zusätzlich engagieren wir uns gezielt im Sponsoring von einzelnen Klubs. Ab der nächsten Saison ist eine der Voraussetzungen für ein solches Sponsoring, dass der Klub sowohl in der National League als auch in der PostFinance Women’s League ein Team stellt. Mit den betroffenen NL-Klubs haben wir bereits vor über einem Jahr das Gespräch gesucht und unsere Strategieanpassung frühzeitig kommuniziert. Die Partnerschaften mit dem HC Ambri-Piotta und dem SC Bern sind verlängert worden.»

Jenna Kaila (HCAP), centre, celebre son but lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de Postfinance Women's League entre Neuchatel Hockey Academy, NHA, et HC Ambri-Piotta Girls, HC ...
Die Frauen von Ambri-Piotta werden weiterhin von PostFinance unterstützt.Bild: keystone

Die mit den SCL Tigers und dem EHC Kloten hingegen nicht mehr. Nach dem Grundsatz: kein Frauenhockey – kein Geld mehr durch ein Direkt-Sponsoring der Postbank. Was schon ein wenig für Unmut gesorgt hat. Sind doch beide Klubs für ihre Nachwuchsförderung seit mehr als 50 Jahren zu Recht berühmt. Und die Nachwuchsförderung ist ja eine Herzensangelegenheit der PostFinance.

Immerhin haben die Langnauer die Lücke, die der Ausstieg der PostFinance im Budget hinterlassen hat, bereits mit einer Bank geschlossen. Der Deal wird zeitnah offizialisiert werden. Kloten hat noch keinen Ersatz für die 160'000 Franken gefunden, die diese Saison von der PostFinance zum letzten Mal überwiesen werden.

Der Unterhalt eines Frauenteams in der höchsten Liga rechnet sich nach wie vor nicht. Kenner sprechen von einer sechsstelligen roten Bremsspur, die ein Frauenteam in der Erfolgsrechnung hinterlasse. Manager Marc Lüthi bestätigt, dass der SCB mit seiner Frauenabteilung trotz des Gewinns der Qualifikation und der Meisterschaft weiterhin rote Zahlen schreibe. Der Publikumsaufmarsch konnte in der Qualifikation trotz einer Verbesserung von Rang 3 auf Rang 1 nur von 164 auf 191 pro Spiel gesteigert werden. Trotzdem zeigt sich der SCB gegenüber den Frauen grosszügig: Als Meisterprämie gab es für alle eine bezahlte zweitägige Reise nach Mallorca. «Das ist sehr geschätzt worden» freut sich der engagierte und umsichtige Frauenhockey-Förderer Marc Lüthi.

Hockey haut dich um!
Auch in dieser Saison können die Schweizer Eishockeyfans ausgewählte Spiele im Free-TV mitverfolgen.

Das ganze Programm von TV24, 3+ und oneplus findest du hier.
TV24 Logo 3plus Logo

Interessant sind Zahlen, die von der Postbank zu den Partnerschaften mit der National League und der PostFinance Women’s League verraten werden: «Alle Klubs beider Ligen profitieren weiterhin von der Topscorer-Prämie, die direkt an die Klubs ausgezahlt wird. In der vergangenen Saison wurden die Klubs so mit 331'200 Franken direkt unterstützt.»

Das waren exakt 181'200 Franken an die 14 Topskorer der Männerliga, ausbezahlt nach Skorerpunkten. Weil die Leistungsunterschiede bei den 8 Teams der Frauenliga recht gross sind – die beste Punktesammlerin beim SCB produzierte 54 Punkte, die beste bei Langenthal bloss 16 – wird die Topskorerprämie nicht nach Skorerpunkten, sondern als Pauschale von je 18'750 Franken an die Teams überwiesen. Also total 150'000 Franken.

Das Gesamtpaket der PostFinance für die Frauenliga beläuft sich auf 300'000 Franken. Die 150'000 Franken neben dem Topskorergeld für die Klubs heimst der Verband für die Organisation der Meisterschaft ein.

Interessant in diesem Zusammenhang: Die Klubs sind angeblich mit der Organisation der Frauenmeisterschaft durch den Verband nicht restlos glücklich und haben sich bereits bei der National League erkundigt, ob sie nicht auch die Organisation übernehmen könnte. So wie bei den zwei höchsten Nachwuchsligen. So wird es jedenfalls von mehreren Seiten bestätigt. Aber vom Verband bestritten: «Bisher wurde keine Kritik zur Organisation der Liga direkt an uns herangetragen. Der gesamte Spielbetrieb, der von den Klubs abgestimmt wurde, verlief reibungslos und ohne Spielverschiebungen. Die Klubs sind eng betreut und der eigene PFWL-Social-Media-Kanal wird stetig weiterentwickelt. Daher sehen wir keinen Handlungsbedarf und eine Übernahme durch die National League ist aktuell kein Thema.»

Berns Spielerinnen und Staff feiern ihren Meistertitel beim dritten Eishockey-Playoff Finalspiel der PostFinance Women's League zwischen den SC Bern Frauen und dem EV Zug Frauen, am Donnerstag, 2 ...
Trotz Gewinns der Meisterschaft ist das Eishockey der Frauen für den SCB noch ein Minusgeschäft.Bild: keystone

Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Die PostFinance sagt: «Wir haben in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt, doch das Fraueneishockey ist noch nicht dort, wo es sein sollte. Die positiven Entwicklungen setzen sich kontinuierlich fort, und wir freuen uns darauf, diese weiterhin voranzutreiben. Die strategische Weiterentwicklung der Liga, zu der auch die TV-Präsenz gehört, liegt im Aufgabenbereich des Verbandes.»

Von Verbandsseite heisst es: «Unsere verabschiedete Frauen-Eishockey-Strategie setzt gezielt auf eine breite und ganzheitliche Förderung – vom Mädchenhockey über den Breitensport bis hin zur PostFinance Women's League sowie der Frauen-Nationalteams. Zudem befinden sich mehrere spannende Projekte für die kommende Saison in Planung, die wir zu gegebener Zeit kommunizieren werden.»

Das wird nicht einfach sein: Der Verband kommt trotz allem Fleiss beim Versuch, die Swiss League (die zweithöchste Männerliga) in einem schwierigen Sportmarkt-Umfeld mit spannenden Projekten weiterzuentwickeln, einfach nicht über Strategiepapiere und Ankündigungen hinaus.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Playoffs 1985/86
1 / 41
Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Playoffs 1985/86
2024: ZSC Lions, Finalserie: 4:3 gegen den Lausanne HC.
quelle: keystone / urs flueeler
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Donald Trump erweitert seinen Handelskrieg
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
41 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
maylander
03.04.2025 07:07registriert September 2018
Das ist vielleicht gut gemeint aber definitiv schlecht gemacht.
So werden zwei unabhängige Ligen wirtschaftlich aneinander gekoppelt. Was ist mit Klubs, die gute Fraueteams haben, aber das Männnerteam ist nicht in der NL?
Bringt es etwas wenn das Frauenteam von Langenthal nach Langnau wechselt nur um die Postfinance glücklich zu machen.
768
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pascal Mona
03.04.2025 08:41registriert März 2014
"...der engagierte und umsichtige Frauenhockey-Förderer Marc Lüthi"... ist dies wirklich so?? Hat der scb nicht erst vor 1-2 Jahren die Frauenmannschaft von Thun "übernommen"?!? Sieht für mich jetzt noch viel mehr danach aus, als hätte die Postfinance (immerhin doch Hauptsponsor beim scb und "Namenssponsor" der Eishalle; zudem anscheinend bis 2025?!? steht also noch gleich eine Weiterführung der Partnerschaft an?) da Druck gemacht, damit der scb eine Frauenmannschaft stellen muss.
441
Melden
Zum Kommentar
avatar
Radio Eriwan
03.04.2025 12:53registriert Dezember 2022
Männerhockey soll Frauenhockey finanzieren, das wieso auch immer nur sehr wenig interessiert, also ein Hobby ist.

Faktisch ist es das Gegenteil von Gleichberechtigung.

Müssen alle Ballerinas nun auch einen Mann mit auf die Bühne nehmen???
406
Melden
Zum Kommentar
41
    Olympia-Reiter schlägt 42 Mal zu und sagt: «Es geschah im Interesse des Pferdes»
    Der australische Reitverband hat Dressurreiter Heath Ryan vorläufig suspendiert. Der Olympia-Teilnehmer von Peking wurde dabei gefilmt, wie er ausdauernd ein Pferd peitscht.

    Tierschützer sind entsetzt über ein geleaktes Video. Ein Reiter ist zu sehen, der sein Pferd 42 Mal schlägt. Beim Mann auf seinem Rücken handelt es sich um den 66-jährigen Heath Ryan, der für Australien an den Olympischen Spielen 2008 in Peking teilnahm.

    Zur Story