Die Kommunikations-Abteilung der PostFinance bestätigt auf Anfrage: «Ja, das Konzept wird wie angekündigt umgesetzt.» Und im Detail wird ausgeführt: «Unsere Ligapartnerschaften mit der National League und der PostFinance Women’s League stehen im Mittelpunkt unseres Engagements. Alle Klubs beider Ligen profitieren weiterhin von der Topscorer-Prämie, die direkt an die Klubs ausgezahlt wird. Zusätzlich engagieren wir uns gezielt im Sponsoring von einzelnen Klubs. Ab der nächsten Saison ist eine der Voraussetzungen für ein solches Sponsoring, dass der Klub sowohl in der National League als auch in der PostFinance Women’s League ein Team stellt. Mit den betroffenen NL-Klubs haben wir bereits vor über einem Jahr das Gespräch gesucht und unsere Strategieanpassung frühzeitig kommuniziert. Die Partnerschaften mit dem HC Ambri-Piotta und dem SC Bern sind verlängert worden.»
Die mit den SCL Tigers und dem EHC Kloten hingegen nicht mehr. Nach dem Grundsatz: kein Frauenhockey – kein Geld mehr durch ein Direkt-Sponsoring der Postbank. Was schon ein wenig für Unmut gesorgt hat. Sind doch beide Klubs für ihre Nachwuchsförderung seit mehr als 50 Jahren zu Recht berühmt. Und die Nachwuchsförderung ist ja eine Herzensangelegenheit der PostFinance.
Immerhin haben die Langnauer die Lücke, die der Ausstieg der PostFinance im Budget hinterlassen hat, bereits mit einer Bank geschlossen. Der Deal wird zeitnah offizialisiert werden. Kloten hat noch keinen Ersatz für die 160'000 Franken gefunden, die diese Saison von der PostFinance zum letzten Mal überwiesen werden.
Der Unterhalt eines Frauenteams in der höchsten Liga rechnet sich nach wie vor nicht. Kenner sprechen von einer sechsstelligen roten Bremsspur, die ein Frauenteam in der Erfolgsrechnung hinterlasse. Manager Marc Lüthi bestätigt, dass der SCB mit seiner Frauenabteilung trotz des Gewinns der Qualifikation und der Meisterschaft weiterhin rote Zahlen schreibe. Der Publikumsaufmarsch konnte in der Qualifikation trotz einer Verbesserung von Rang 3 auf Rang 1 nur von 164 auf 191 pro Spiel gesteigert werden. Trotzdem zeigt sich der SCB gegenüber den Frauen grosszügig: Als Meisterprämie gab es für alle eine bezahlte zweitägige Reise nach Mallorca. «Das ist sehr geschätzt worden» freut sich der engagierte und umsichtige Frauenhockey-Förderer Marc Lüthi.
Interessant sind Zahlen, die von der Postbank zu den Partnerschaften mit der National League und der PostFinance Women’s League verraten werden: «Alle Klubs beider Ligen profitieren weiterhin von der Topscorer-Prämie, die direkt an die Klubs ausgezahlt wird. In der vergangenen Saison wurden die Klubs so mit 331'200 Franken direkt unterstützt.»
Das waren exakt 181'200 Franken an die 14 Topskorer der Männerliga, ausbezahlt nach Skorerpunkten. Weil die Leistungsunterschiede bei den 8 Teams der Frauenliga recht gross sind – die beste Punktesammlerin beim SCB produzierte 54 Punkte, die beste bei Langenthal bloss 16 – wird die Topskorerprämie nicht nach Skorerpunkten, sondern als Pauschale von je 18'750 Franken an die Teams überwiesen. Also total 150'000 Franken.
Das Gesamtpaket der PostFinance für die Frauenliga beläuft sich auf 300'000 Franken. Die 150'000 Franken neben dem Topskorergeld für die Klubs heimst der Verband für die Organisation der Meisterschaft ein.
Interessant in diesem Zusammenhang: Die Klubs sind angeblich mit der Organisation der Frauenmeisterschaft durch den Verband nicht restlos glücklich und haben sich bereits bei der National League erkundigt, ob sie nicht auch die Organisation übernehmen könnte. So wie bei den zwei höchsten Nachwuchsligen. So wird es jedenfalls von mehreren Seiten bestätigt. Aber vom Verband bestritten: «Bisher wurde keine Kritik zur Organisation der Liga direkt an uns herangetragen. Der gesamte Spielbetrieb, der von den Klubs abgestimmt wurde, verlief reibungslos und ohne Spielverschiebungen. Die Klubs sind eng betreut und der eigene PFWL-Social-Media-Kanal wird stetig weiterentwickelt. Daher sehen wir keinen Handlungsbedarf und eine Übernahme durch die National League ist aktuell kein Thema.»
Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Die PostFinance sagt: «Wir haben in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt, doch das Fraueneishockey ist noch nicht dort, wo es sein sollte. Die positiven Entwicklungen setzen sich kontinuierlich fort, und wir freuen uns darauf, diese weiterhin voranzutreiben. Die strategische Weiterentwicklung der Liga, zu der auch die TV-Präsenz gehört, liegt im Aufgabenbereich des Verbandes.»
Von Verbandsseite heisst es: «Unsere verabschiedete Frauen-Eishockey-Strategie setzt gezielt auf eine breite und ganzheitliche Förderung – vom Mädchenhockey über den Breitensport bis hin zur PostFinance Women's League sowie der Frauen-Nationalteams. Zudem befinden sich mehrere spannende Projekte für die kommende Saison in Planung, die wir zu gegebener Zeit kommunizieren werden.»
Das wird nicht einfach sein: Der Verband kommt trotz allem Fleiss beim Versuch, die Swiss League (die zweithöchste Männerliga) in einem schwierigen Sportmarkt-Umfeld mit spannenden Projekten weiterzuentwickeln, einfach nicht über Strategiepapiere und Ankündigungen hinaus.
So werden zwei unabhängige Ligen wirtschaftlich aneinander gekoppelt. Was ist mit Klubs, die gute Fraueteams haben, aber das Männnerteam ist nicht in der NL?
Bringt es etwas wenn das Frauenteam von Langenthal nach Langnau wechselt nur um die Postfinance glücklich zu machen.
Faktisch ist es das Gegenteil von Gleichberechtigung.
Müssen alle Ballerinas nun auch einen Mann mit auf die Bühne nehmen???