Die Hockey-Schildbürger von Arosa dürfen nun doch Profihockey spielen. Eine Angelegenheit, die mit einem kurzen Gespräch hätte erledigt werden können (die Bewilligung eines Legendenspiels in der Altjahrswoche), ist zu einer Staatsaffäre geworden, die erst in einem inszenierten Rekursverfahren gelöst werden konnte.
Die Verbandsgeneräle haben sich im Gegenwind der Kritik und Polemik nach dem reglementarisch korrekt verweigerten Aufstieg wie erwartet gebeugt wie ein Halm in Wind. Arosa hat in einem «theatralischen» Rekursverfahren nun doch grünes Licht für die Promotion bekommen («Operation schlechtes Gewissen»). Auch im Hockeybusiness gilt: Vor dem Reglement sind alle gleich, aber einige sind etwas gleicher.
Kurzum: Der EHC Arosa darf nun doch in die Swiss League aufsteigen und kehrt 39 Jahre nach dem freiwilligen Abstieg aus der höchsten Liga (1986) wieder auf die nationale Bühne und ins Profi-Hockey zurück.
Natürlich muss die Lizenzkommission nun noch die finanziellen Grundlagen prüfen und definitiv grünes Licht geben. Arosa muss die entsprechenden Unterlagen bis zum 15. Juli einreichen. Eine reine Formsache. Das Operetten-Gremium Lizenzkommission wird die Lizenz sozusagen «blindlings» erteilen: Sie kann ja nicht die nun vom neuen Verbands-Manager Martin Baumann so glücklich über die Bühne gebrachte «Operation schlechtes Gewissen» nachträglich torpedieren.
Keine Frage: Arosa ist eine Bereicherung für die Swiss League. Aber es ist eine Rückkehr in eine raue Wirklichkeit. Das Budget muss von rund 850'000 Franken auf gut zwei Millionen mehr als verdoppelt werden. Eine erste Bettelaktion brachte gerade mal etwas mehr als 20'000 Franken ein.
Der EHC Arosa steht bei Lichte besehen wieder ziemlich genau dort, wo er im Frühjahr 1986 gestanden hat: Damals war es nicht mehr möglich, im Dorf ein Budget von gut 2 Millionen zu stemmen. So viel kostete damals ein Spitzenteam in der höchsten Liga (NLA).
Heute dürfte es ungefähr gleich schwierig sein, 2 Millionen für die zweithöchste Liga zusammenzubringen. Unmöglich ist es nicht. Da es keinen sportlichen Absteiger aus der Swiss League gibt, kann Arosa ein Sparprogramm ohne ausländische Spieler fahren und mit geschickter Kooperation mit Klubs der National League diesen oder jenen Spieler leihweise zur Aus- und Weiterbildung übernehmen. Dann geht es auch mit etwas weniger Geld. Eine Subventionierung durch den Verband, der an einem konkurrenzfähigen EHC Arosa ein vitales Interesse haben müsste (die Swiss League gehört zum Verband), wäre machbar, kann aber ausgeschlossen werden. Obwohl der Verband die Mittel dazu hätte.
Arosa wird in der Swiss League nicht mit den bösen Hunden bellen können. Als Spitzenteam in der MyHockey League mobilisierte Arosa diese Saison pro Heimspiel 557 Fans und in den Playoff-Viertelfinals waren es 1380. Als Arosa vor dem freiwilligen Abstieg ein Spitzenteam der höchsten Liga war und um den Meistertitel mitspielte, interessierten sich im Schnitt etwas mehr als 3000 Fans für die Heimspiele. Und das reichte nicht, um ein Budget von rund 2 Millionen zu finanzieren.
Arosa wird in der Swiss League den Klubs im Unterland anfänglich mehr Fans bescheren und der Liga etwas mehr Aufmerksamkeit. Aber wenn die Mannschaft nicht konkurrenzfähig sein sollte, dann wird das Interesse rasch wieder schwinden und in den Heimspielen werden nicht mehr Zuschauerinnen und Zuschauer kommen als in der MyHockey League.
Der EHC Arosa ist fraglos eine Bereicherung für die Swiss League und steht vor einem sportlichen und einem finanziellen Abenteuer sondergleichen. Im Frühjahr 1986 haben sich die Verantwortlichen entschieden, das Abenteuer Spitzenhockey abzubrechen und freiwillig in die höchste Amateurliga abzusteigen. 39 Jahre später steigen sie nun in einer finanziell ähnlichen Lage freiwillig in die zweithöchste Liga auf und haben diese Promotion sogar noch auf dem administrativen Weg erkämpft. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass nach dem kurzen Aufstiegswahn eine lange Reue folgen wird.
PS: Weil die MyHockey League nun Arosa verliert, ist ein «Gratis-Aufstieg» möglich: Sportlich sind zwar alle Aufstiegsanwärter gescheitert. Aber die Reglemente ermöglichen es dem Verband, Teams zum Aufstieg einzuladen, wenn eine Liga aufgefüllt werden muss. So ergeht nun nacheinander an drei Klubs aus der 1. Liga die Einladung zum Aufstieg in die MyHockey League: an den HC Université Neuchatel, an die Pikes Oberthurgau und an die Argovia Stars. Sagen die Neuenburger ab, dürfen die Oberthurgauer nachrücken, sagen die Oberthurgauer ab, kommen die Argovia Stars zum Handkuss und wenn keiner der drei Klubs will, umfasst die MyHockey League nächste Saison nur noch 11 statt 12 Teams. In diesem Fall muss im Mai ein neuer Modus beschlossen werden, um erneut auf 32 Qualifikationspartien zu kommen.
NL: Davos
SL: Chur
MHL: Arosa
1.: Prättigau
2.: Lenzerheide, Engadina usw.
Ich verstehe es nicht, wie diese Vereine nicht über ihren Schatten springen können, um für das grosse ganze, zusammen spannen können.