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Der weltberühmte Spruch stammt vom grossen Physiker Albert Einstein (1879–1955). Der Nobelpreisträger war davon überzeugt, dass in der Schöpfung alles seine Ordnung hat und nichts zufällig ist. Also sagte er: «Gott würfelt nicht».
In Biel hatte Kevin Schläpfer den Status eines Hockeygottes. Er war davon überzeugt, dass in der Eishockey-Schöpfung alles seine Ordnung hat und nichts zufällig ist. Also sagte er einmal: «Es gibt Spiele, die man nicht verlieren darf. Punkt.»
Bisher hatte er diese Spiele immer gewonnen und so Biel sogar mehrmals vor dem Sturz in die NLB bewahrt. Ein Hockeygott würfelt nicht. Er weiss, wie es funktioniert. Er hat alles unter Kontrolle. Er gewinnt die Spiele, die er nicht verlieren darf. Punkt.
Aber gestern hat er in Langnau so ein Spiel, das er nicht verlieren durfte, verloren. Punkt. Nur wenn Ajoie NLB-Meister wird, (die Jurassier brauchen dafür noch einen Sieg gegen Rappi, nächstes Spiel heute Abend) bleibt Biel die Ligaqualifikation erspart.
Ob Biel nun den Ligaerhalt geschenkt bekommt oder doch noch gegen die Lakers erkämpfen muss, ist einerlei: Kevin Schläpfer hat diese Saison den Status als Hockeygott verloren. Er hat nicht mehr alles unter Kontrolle. Er musste würfeln. Oder, um mit den Worten Einsteins zu sprechen: Gott würfelt doch. Auf das Spiel in Langnau übertragen: Kevin Schläpfer musste von seiner Linie abweichen, auf Zufall und Glück hoffen. Würfeln eben.
Kleines Zeichen für seine Welt, die in Unordnung geraten ist: Er musste Kultstürmer Daniel Steiner (35), den besten Skorer seit Ende der Qualifikation, wieder ins Team zurückholen. Von der Tribüne herunter zeitweise direkt in den ersten Sturm – so schnell ist noch kaum je ein Spieler, der bei seinem Trainer in Ungnade gefallen ist, befördert und rehabilitiert worden. In der Not werden halt auch «Deserteure» begnadigt. Aber Daniel Steiner, nächste Saison wohl in Langnau, konnte nichts bewirken.
Biel ist in einem besorgniserregenden Zustand. Es ist höchst ungewiss, ob die Bieler eine Ligaqualifikation gegen die Lakers gewinnen könnten. Es ist nicht so, dass die Mannschaft auseinandergefallen ist. Es sind kaum sichtbare, aber umso gefährlichere Zersetzungserscheinungen. Zeichen tiefer Verunsicherung. Alles ist für Biel gelaufen. In der zweitletzten Minute gelingt bei nummerischer Unterlegenheit (!) der Ausgleich zum 3:3. Aber die Langnauer verkraften diesen Schock und gewinnen in der Verlängerung 4:3.
Kevin Schläpfer hat noch einen Vertrag bis 2018. In den nächsten Wochen werden Biels Manager Daniel Villard und sein Sportchef Martin Steinegger auch ein wenig würfeln. Den Trainer behalten oder feuern? Ihr Hockeyuniversum mit Hockeygott Kevin Schläpfer ist in Unordnung geraten. Biels Trainer muss sich den Status «Hockeygott» neu erarbeiten – und um seinen Job bangen.
Dafür ist im Hockeyuniversum Langnau wieder alles in Ordnung. Einen Hockeygott gibt es hier nicht. Die Spieler sind seit allen Zeiten viel zu mächtig, um einem Trainer diesen Status zu gewähren. In diesem hügligen Land der Basisdemokratie gibt es keine Könige, keine Herren und keine falschen Götter.
Die Saison der SCL Tigers ist in einem bunten, dramatischen, grossartigen Unterhaltungsabend zu Ende gegangen. Natürlich in einer ausverkauften Arena. Mit allem, was diese Saison die Zuschauer erfreut hat: den unkonventionellen Paraden von Damiano Ciaccio, dem neuen Martin Gerber. Den Zaubereien des charismatischen Leitwolfes Chris DiDomenico. Der Leidenschaft der «Desperados» wie Thomas Nüssli. Der Wucht und die Dynamik einer Mannschaft, die besser rumpeln als tanzen kann – und dem Hoffen und Bangen und Zittern bis zum erlösenden Ende in der Verlängerung. Ausgerechnet Tobias Bucher, der nächste Saison für Visp stürmen wird, trifft zum 4:3 (72. Minute).
Der Jubel nach dem glücklichen Ende nach einem aufwühlenden Finale einer aufregenden Saison war schier grenzenlos. Selbst oben auf Dürsrüti, wo die grössten Tannen des Emmentals stehen, dürften die Eulen ob dem ungewohnten Lärm vor Schreck in den Nachhimmel hinaufgestoben sein. Es war eine Hockeynacht, die allen lange in Erinnerung bleiben wird. Und am Ende bedankte sich Peter Jakob über Lautsprecher beim Publikum – eine rührende Geste. Wenn je ein Werbeslogan von der Wirklichkeit noch übertroffen worden ist, dann ist es Langnaus Slogan «Hockey Country».
Ob Trainer Scott Beattie nun bleibt (wie die Spieler möchten) oder ein neuer kommt (zum Beispiel Lars Leuenberger) ist eigentlich einerlei. Denn in Langnau ist der Trainer ja, anders als in Biel, nie ein Hockeygott. Nicht einmal nach einem Saisonende wie aus einem Hollywood-Drama. In Langnau ist der Trainer jederzeit austauschbar – und wird ja auch fast jede Saison ausgewechselt.
Die SCL Tigers haben den Klassenerhalt ohne teures Nachrüsten und mit einer günstigen Trainerentlassung gesichert und sie werden nach einem absoluten Zuschauerrekord erstmals in diesem Jahrhundert eine NLA-Saison mit schwarzen Zahlen abschliessen. Präsident Peter Jakob und sein Sportchef Jörg Reber haben alles richtig gemacht.