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Gestern hat Klotens Geschäftsführer Matthias Berner sein Sparprogramm erläutert. Wie erwartet hat er viel geredet und nichts gesagt. Er ist im Allgemeinen geblieben. Dabei ist es jetzt an der Zeit, konkret, ehrlich und transparent zu werden und die Ära des Selbstbetruges zu beenden. Es ist die letzte Gelegenheit.
In einem Interview mit der NZZ sagte Klotens Präsident Doug Piper: «Es ist kein Geheimnis: Wir geben heute 130 Prozent unserer Einnahmen für Spielersaläre aus.»
Die Einnahmen der Kloten Flyers betragen rund 12 Millionen Franken. Die «Payroll» (die Gesamtsumme der Saläre) beträgt in Kloten demnach rund 15 Millionen. Wenn wir diese Summe auf 28 Spieler, den Coach und seinen Assistenten verteilen, dann ergibt sich ein durchschnittliches Salär von 500 000 Franken.
Selbst wenn diese Schätzung zu hochgegriffen sein sollte: die Kloten Flyers gehörten zu den verrücktesten Lohntreibern der letzten zwei Jahre. Sie fabulierten von Sparen und gaben das Geld verantwortungslos mit beiden Händen auf dem Transferbasar aus. Obwohl das Unternehmen im Sommer 2012 schon einmal vor dem wirtschaftlichen Ende stand. Wir sehen: niemand hat aus der Vergangenheit etwas gelernt.
Es gibt einen gangbaren Weg zum Überleben. Aber nur ein Überleben in Bescheidenheit. Der Wahn, ein Spitzenteam und ein Konkurrent der ZSC Lions zu sein, muss enden.
Der Weg zur Sanierung führt über die Reduktion der Gesamtlohnsumme. Wenn wir die offizielle Kaderliste durchsehen, dann stellen wir fest: Elf namhafte Spieler haben auslaufende Verträge. Martin Gerber, Franco Collenberg, Erik Gustafsson, Philippe Schelling, Corsin Casutt, Adam Hasani, Chad Kolarik, Michael Liniger, Mathis Olimb, Tommi Santala und James Sheppard.
Die Kloten Flyers können problemlos auf diese Spieler verzichten und die Schweizer durch Junioren ersetzen. Es braucht zwar vier neue Ausländer. Auf dieser Position gibt es aber erhebliches Sparpotenzial. Es ist möglich, ein Quartett zum halben Preis des bisherigen ausländischen Personals zu bekommen. Sparpotenzial dank auslaufenden Verträgen: mindestens drei Millionen.
Der Vertrag mit Coach und Sportchef Sean Simpson läuft noch zwei Jahre. Er hat als Sportchef und Coach die Erwartungen nicht erfüllt. Unter seiner Führung ist die Mannschaft noch teurer und sportlich noch weniger konkurrenzfähig geworden. Von einem echten Ausbildungsklub waren die Kloten Flyers unter Sean Simpson so weit entfernt wie die UBS von einer gemeinnützigen Organisation.
Glaubwürdig ist eine Zukunft als Ausbildungsclub nur ohne den WM-Silberschmied. Mit Verhandlungsgeschick wird es möglich sein, seinen Vertrag zu guten Konditionen vorzeitig aufzulösen – zumal der Kanadier ja gerne weiterarbeiten und einen Job bei einem anderen Klub akzeptieren wird. Seine kanadischen Freunde werden ihm diesen Job organisieren.
Wollen die Kloten Flyers glaubwürdig sein, werden sie mit einem Schweizer Trainer arbeiten müssen, der tatsächlich ein Aus- und Weiterbildner von Spielern ist. Der wird 70 Prozent weniger kosten als Sean Simpson. Einen vollamtlichen Sportchef brauchen die Flyers nicht mehr. Es genügt, wenn einer in Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer und den Verantwortlichen der Juniorenabteilung im Mandatsverhältnis diesen Job macht. Sparpotenzial auf der Position Cheftrainer/Sportchef: mindestens eine halbe Million.
Es wäre nicht klug, Denis Hollenstein zu einem anderen Team zu transferieren oder ihn mit einer Lohnreduktion zu verärgern. Die Kloten Flyers brauchen einen «franchise player», eine Identitätsfigur. Hingegen ist es kein Problem, auf Patrick von Gunten und Peter Guggisberg zu verzichten und durch Junioren zu ersetzen.
Mit kluger Verhandlungstaktik wird es möglich sein, beide aus den laufenden Verträgen heraus zu einem anderen Klub zu transferieren. Einen Teil des Salärs werden die Kloten Flyers noch übernehmen müssen. Das Sparpotenzial bei diesen zwei Transfers ist höher als eine halbe Million.
Mit Verhandlungsgeschick ist es sodann möglich, die Transfers von Tim Ramholt (von Zug) und Timo Helbling (von Bern) gegen eine vernünftige Entschädigung zu stornieren. Die Verträge sind viel zu teuer. Ein hochrangiger SCB-Funktionär sagte gestern auf die Frage, ob man denn Timo Helbling behalten würde: «Das ist verhandelbar. Aber nicht mit dem Vertrag, den er jetzt in Kloten hat. Wir kennen die Zahlen und gehen davon aus, dass jene, die diesen Vertrag in Kloten unterschrieben haben, betrunken waren…» Sparpotenzial durch den Verzicht auf Timo Helbling und Tim Ramholt: mindestens eine halbe Million.
Der Personalbestand der Administration der Kloten Flyers kann in diesen Zeiten der Not mindestens um ein Drittel reduziert werden und am Ende des Tages wird die Firma trotzdem funktionieren. Sparpotenzial: mehr als eine halbe Million.
Die Kloten Flyers sind in den letzten Jahren das geworden, was die Nordamerikaner eine «fat cat» nennen: Eine fette Katze. Mit den vorerwähnten Massnahmen kann diese Katze um kurzfristig mindestens fünf Millionen und mittelfristig sieben bis acht Millionen schlanker werden. Das reicht indes noch nicht.
Nun geht es darum, das Sparpotenzial im Umfeld auszuloten. Erfahrungsgemäss gibt es rund um ein traditionsreiches Hockeyunternehmen sehr viele Sparmöglichkeiten: Stadionmiete, Werberecht, Cateringrechte. Die meisten sind, «weil man es immer so gemacht hat», noch gar nie energisch angegangen worden. Hier geht es um die hohe Kunst, Druck gegenüber verschiedensten Seiten aufzubauen. Denn jetzt ist wirklich «Mattäi am letzten» – und es ist die Aufgabe der Besitzer, diese Botschaft glaubwürdig rüberzubringen. Das ist nicht so einfach. Hier dürfte das Sparpotenzial bei mindestens einer halben Million liegen.
Wenn eine Aufwandsreduktion glaubwürdig kommuniziert wird, dann kehrt die Vertrauenswürdigkeit zurück und es wird gelingen, mehr Einnahmen aus dem Sponsoring zu erzielen. Aber das ist nur möglich, wenn die Kloten Flyers wieder in den Besitz von Investoren aus der Region zurückkehren. Eine seriöse Sanierung und Rettung ist mit ausländischen Investoren nicht mehr machbar.
Nun mag man einwenden, dass durch den Verzicht auf teure Ausländer und eine ganze Reihe von gestandenen Spielern die Mannschaft ja schwächer wird und die Zuschauer dann nicht mehr kommen. Nun, mit einer der meistüberbezahlten Mannschaft unserer Hockeygeschichte hat Kloten in den letzten zwei Jahren einmal die Playoffs verpasst und einmal knapp geschafft.
Eine solche sportliche Bilanz ist auch miteiner viel günstigeren Mannschaft zu erreichen. Mehr noch: Um finanziell gesund zu werden, brauchen die Kloten Flyers erst einmal nur ein Team, das gut genug ist, um in einer Liga-Qualifikation gegen den NLB-Sieger zu bestehen. Es kann in der aktuellen wirtschaftlichen Situation gar keine andere Zielsetzung mehr geben. Die Kloten Flyers können mit einem Budget von 12 Millionen in der NLA überleben – und dieses Budget ist finanzierbar.
Was nicht sein darf, ist die Abschaffung des Auf/Abstiegs nur um den Kloten Flyers die Rettung mit einer Billigmannschaft zu ermöglichen. Es muss ausgeschlossen werden, dass eine der erfolgreichsten Ligen der Welt ihr Modell oder ihre Reglemente wegen der Misswirtschaft eines Klubs ändert, auf den wir heute verzichten können.