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Eismeister Zaugg

Wie die fette Katze aus Kloten abmagern und gesunden kann

Bei den Kloten Flyers muss ausgemistet werden, es ist der letzte Ausweg.
Bei den Kloten Flyers muss ausgemistet werden, es ist der letzte Ausweg.
Bild: PHOTOPRESS
Eismeister Zaugg

Wie die fette Katze aus Kloten abmagern und gesunden kann

Die Kloten Flyers können gerettet werden. Aber nur dann, wenn sie bereit sind, in den nächsten Jahren bloss um den Liga-Erhalt zu spielen und Sean Simpson zu feuern.
15.03.2016, 10:3815.03.2016, 16:34
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Gestern hat Klotens Geschäftsführer Matthias Berner sein Sparprogramm erläutert. Wie erwartet hat er viel geredet und nichts gesagt. Er ist im Allgemeinen geblieben. Dabei ist es jetzt an der Zeit, konkret, ehrlich und transparent zu werden und die Ära des Selbstbetruges zu beenden. Es ist die letzte Gelegenheit.

In einem Interview mit der NZZ sagte Klotens Präsident Doug Piper: «Es ist kein Geheimnis: Wir geben heute 130 Prozent unserer Einnahmen für Spielersaläre aus.»

Durchschnittlich verdienen die Spieler der Kloten Flyers 500'000 Franken pro Jahr.
Durchschnittlich verdienen die Spieler der Kloten Flyers 500'000 Franken pro Jahr.
Bild: KEYSTONE

Die Einnahmen der Kloten Flyers betragen rund 12 Millionen Franken. Die «Payroll» (die Gesamtsumme der Saläre) beträgt in Kloten demnach rund 15 Millionen. Wenn wir diese Summe auf 28 Spieler, den Coach und seinen Assistenten verteilen, dann ergibt sich ein durchschnittliches Salär von 500 000 Franken.

Selbst wenn diese Schätzung zu hochgegriffen sein sollte: die Kloten Flyers gehörten zu den verrücktesten Lohntreibern der letzten zwei Jahre. Sie fabulierten von Sparen und gaben das Geld verantwortungslos mit beiden Händen auf dem Transferbasar aus. Obwohl das Unternehmen im Sommer 2012 schon einmal vor dem wirtschaftlichen Ende stand. Wir sehen: niemand hat aus der Vergangenheit etwas gelernt.

Ausmisten und sparen ist angesagt

Es gibt einen gangbaren Weg zum Überleben. Aber nur ein Überleben in Bescheidenheit. Der Wahn, ein Spitzenteam und ein Konkurrent der ZSC Lions zu sein, muss enden.

Der Weg zur Sanierung führt über die Reduktion der Gesamtlohnsumme. Wenn wir die offizielle Kaderliste durchsehen, dann stellen wir fest: Elf namhafte Spieler haben auslaufende Verträge. Martin Gerber, Franco Collenberg, Erik Gustafsson, Philippe Schelling, Corsin Casutt, Adam Hasani, Chad Kolarik, Michael Liniger, Mathis Olimb, Tommi Santala und James Sheppard.

Die Kloten Flyers könnten zum Beispiel auf Martin Gerber verzichten und so viel Geld sparen.
Die Kloten Flyers könnten zum Beispiel auf Martin Gerber verzichten und so viel Geld sparen.
Bild: KEYSTONE

Die Kloten Flyers können problemlos auf diese Spieler verzichten und die Schweizer durch Junioren ersetzen. Es braucht zwar vier neue Ausländer. Auf dieser Position gibt es aber erhebliches Sparpotenzial. Es ist möglich, ein Quartett zum halben Preis des bisherigen ausländischen Personals zu bekommen. Sparpotenzial dank auslaufenden Verträgen: mindestens drei Millionen.

Unter Simpson sind die Flyers nur teurer und schwächer geworden

Der Vertrag mit Coach und Sportchef Sean Simpson läuft noch zwei Jahre. Er hat als Sportchef und Coach die Erwartungen nicht erfüllt. Unter seiner Führung ist die Mannschaft noch teurer und sportlich noch weniger konkurrenzfähig geworden. Von einem echten Ausbildungsklub waren die Kloten Flyers unter Sean Simpson so weit entfernt wie die UBS von einer gemeinnützigen Organisation.

Glaubwürdig ist eine Zukunft als Ausbildungsclub nur ohne den WM-Silberschmied. Mit Verhandlungsgeschick wird es möglich sein, seinen Vertrag zu guten Konditionen vorzeitig aufzulösen – zumal der Kanadier ja gerne weiterarbeiten und einen Job bei einem anderen Klub akzeptieren wird. Seine kanadischen Freunde werden ihm diesen Job organisieren.

WM-Silberschmied Sean Simpson hatte bei den Flyers nicht den gewünschten Effekt.
WM-Silberschmied Sean Simpson hatte bei den Flyers nicht den gewünschten Effekt.
Bild: KEYSTONE

Wollen die Kloten Flyers glaubwürdig sein, werden sie mit einem Schweizer Trainer arbeiten müssen, der tatsächlich ein Aus- und Weiterbildner von Spielern ist. Der wird 70 Prozent weniger kosten als Sean Simpson. Einen vollamtlichen Sportchef brauchen die Flyers nicht mehr. Es genügt, wenn einer in Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer und den Verantwortlichen der Juniorenabteilung im Mandatsverhältnis diesen Job macht. Sparpotenzial auf der Position Cheftrainer/Sportchef: mindestens eine halbe Million.

Hollenstein behalten, von Gunten und Guggisberg loswerden

Es wäre nicht klug, Denis Hollenstein zu einem anderen Team zu transferieren oder ihn mit einer Lohnreduktion zu verärgern. Die Kloten Flyers brauchen einen «franchise player», eine Identitätsfigur. Hingegen ist es kein Problem, auf Patrick von Gunten und Peter Guggisberg zu verzichten und durch Junioren zu ersetzen.

«Wir kennen die Zahlen und gehen davon aus, dass jene, die diesen Vertrag in Kloten unterschrieben haben, betrunken waren…»
Ein SCB-Funktionär über den Kloten-Vertrag für Timo Helbling.

Mit kluger Verhandlungstaktik wird es möglich sein, beide aus den laufenden Verträgen heraus zu einem anderen Klub zu transferieren. Einen Teil des Salärs werden die Kloten Flyers noch übernehmen müssen. Das Sparpotenzial bei diesen zwei Transfers ist höher als eine halbe Million.

Timo Helbling hat von Kloten anscheinend einen Traumvertrag bekommen. 
Timo Helbling hat von Kloten anscheinend einen Traumvertrag bekommen. 
Bild: EQ Images

Mit Verhandlungsgeschick ist es sodann möglich, die Transfers von Tim Ramholt (von Zug) und Timo Helbling (von Bern) gegen eine vernünftige Entschädigung zu stornieren. Die Verträge sind viel zu teuer. Ein hochrangiger SCB-Funktionär sagte gestern auf die Frage, ob man denn Timo Helbling behalten würde: «Das ist verhandelbar. Aber nicht mit dem Vertrag, den er jetzt in Kloten hat. Wir kennen die Zahlen und gehen davon aus, dass jene, die diesen Vertrag in Kloten unterschrieben haben, betrunken waren…» Sparpotenzial durch den Verzicht auf Timo Helbling und Tim Ramholt: mindestens eine halbe Million.

Die fette Katze muss abspecken

Der Personalbestand der Administration der Kloten Flyers kann in diesen Zeiten der Not mindestens um ein Drittel reduziert werden und am Ende des Tages wird die Firma trotzdem funktionieren. Sparpotenzial: mehr als eine halbe Million.

Die Kloten Flyers sind in den letzten Jahren das geworden, was die Nordamerikaner eine «fat cat» nennen: Eine fette Katze. Mit den vorerwähnten Massnahmen kann diese Katze um kurzfristig mindestens fünf Millionen und mittelfristig sieben bis acht Millionen schlanker werden. Das reicht indes noch nicht.

Sparpotential gibt es zum Beispiel auch bei der Stadionmiete.
Sparpotential gibt es zum Beispiel auch bei der Stadionmiete.
Bild: KEYSTONE

Nun geht es darum, das Sparpotenzial im Umfeld auszuloten. Erfahrungsgemäss gibt es rund um ein traditionsreiches Hockeyunternehmen sehr viele Sparmöglichkeiten: Stadionmiete, Werberecht, Cateringrechte. Die meisten sind, «weil man es immer so gemacht hat», noch gar nie energisch angegangen worden. Hier geht es um die hohe Kunst, Druck gegenüber verschiedensten Seiten aufzubauen. Denn jetzt ist wirklich «Mattäi am letzten» – und es ist die Aufgabe der Besitzer, diese Botschaft glaubwürdig rüberzubringen. Das ist nicht so einfach. Hier dürfte das Sparpotenzial bei mindestens einer halben Million liegen.

Für Kloten geht es nur noch ums Überleben

Wenn eine Aufwandsreduktion glaubwürdig kommuniziert wird, dann kehrt die Vertrauenswürdigkeit zurück und es wird gelingen, mehr Einnahmen aus dem Sponsoring zu erzielen. Aber das ist nur möglich, wenn die Kloten Flyers wieder in den Besitz von Investoren aus der Region zurückkehren. Eine seriöse Sanierung und Rettung ist mit ausländischen Investoren nicht mehr machbar.

Nun mag man einwenden, dass durch den Verzicht auf teure Ausländer und eine ganze Reihe von gestandenen Spielern die Mannschaft ja schwächer wird und die Zuschauer dann nicht mehr kommen. Nun, mit einer der meistüberbezahlten Mannschaft unserer Hockeygeschichte hat Kloten in den letzten zwei Jahren einmal die Playoffs verpasst und einmal knapp geschafft.

Haben die Kloten Flyers überhaupt eine Zukunft?
Haben die Kloten Flyers überhaupt eine Zukunft?
Bild: KEYSTONE

Eine solche sportliche Bilanz ist auch miteiner viel günstigeren Mannschaft zu erreichen. Mehr noch: Um finanziell gesund zu werden, brauchen die Kloten Flyers erst einmal nur ein Team, das gut genug ist, um in einer Liga-Qualifikation gegen den NLB-Sieger zu bestehen. Es kann in der aktuellen wirtschaftlichen Situation gar keine andere Zielsetzung mehr geben. Die Kloten Flyers können mit einem Budget von 12 Millionen in der NLA überleben – und dieses Budget ist finanzierbar.

Was nicht sein darf, ist die Abschaffung des Auf/Abstiegs nur um den Kloten Flyers die Rettung mit einer Billigmannschaft zu ermöglichen. Es muss ausgeschlossen werden, dass eine der erfolgreichsten Ligen der Welt ihr Modell oder ihre Reglemente wegen der Misswirtschaft eines Klubs ändert, auf den wir heute verzichten können.

Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Play-offs 1985/86

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quelle: keystone / urs flueeler
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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amboss
15.03.2016 12:00registriert April 2014
Ich hoffe, die Flyers gehen den Weg so wie aufskizziert.
In der Tat haben sie so eine Zukunft.
Es ist keine Schande, als Verein mit kleinem Budget die Playoffs zu verpassen.

Aber was die Flyers die letzten Jahre geboten haben, das ist eine Schande. Überbezahltes, überaltertes Personal, überteuertes Team und null Leidenschaft braucht die NLA nicht.

Und nein, natürlich muss der Modus nicht angepasst werden. Geschlossene Liga, das ist was für Amerika, wo Sport Show, Entertainment ist.
Bei uns zieht der Sport nicht, wenn es um nichts geht (siehe CH-Cup)
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19_Invictus_21
15.03.2016 10:57registriert Oktober 2015
Der letzte Abschnitt zum Thema abschaffen des Auf/Abstieg spricht mir aus der Seele Herr Zaugg!
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olllli
15.03.2016 15:25registriert März 2014
Das tragische an der ganze Geschichte ist, dass alle die obengennante Namen(ausser Von Gunten und Rammholt) so oder so gehen müssten inkl. Herr Simpson. Was in der letzten zwei Saisons Kloten zeigte war schlicht und einfach eine Frechheit, Geld hin oder her. Und was heisst das Kloten muss jetzt dann kleinere Brötchen backen? Was hat man dieses Jahr erreicht? Saisonziel Play Offs mit mühe und not knapp erreicht und dann chancenlos gegen Davos untergegangen und dafür 15Mio. ausgegeben!!! Villeicht tut es sogar Kloten sehr gut wenn man jetzt ausmistet. Sportlich kann es nur noch besser werden.
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