Ein Team, das in der unteren Tabellenhälfte steht, kann es sich nicht leisten, beim Saisonstart nicht alle Ausländerpositionen zu besetzen. Also hat Langnau auf die Verletzung seines schwedischen Flügels André Petersson (34) reagiert. Umso mehr, weil mit Bully-Spezialist Flavio Schmutz auch der beste Schweizer Center nach einem Handbruch nicht zur Verfügung steht.
Aus Amerika kommt Cal O’Reilley, nicht zu verwechseln mit seinem berühmten Bruder Ryan O’Reilly (34), dem offensiven Leitwolf von Nashville. Die Ehrenbezeichnung Saurier hat er sich wohl verdient: Sage und schreibe 1137 Spiele in der Farmteam-Liga AHL. Er war zwar im Training, aber ohne Vertrag und daher hat er Zeit, im Emmental auszuhelfen.
Er soll die Mittelachse verstärken, die Mitspieler besser machen und die wichtigen Bullys gewinnen. Die gegnerischen Netze wird er nicht füllen: Bloss 204 Tore in mehr als tausend Partien. Aber auf ein Tor kommen mehr als drei Assists (insgesamt 655). Er wird also seinen Mitspielern helfen, die Netze zu füllen. Die Einschätzung der NHL-Scouts ist zutreffend: «O'Reilly is a pure playmaker with great passing ability and vision. Very good in shootouts, but could improve his two-way game. Could stand to shoot the puck more.»
In der NHL reichte es nur für 145 Partien (49 Punkte) und zwischen 2012 und 2014 beim bisher einzigen Gastspiel im Ausland in der KHL in 53 Spielen zu 24 Punkten.
Er ist, wie bei einem Saurier nicht überraschend, recht langsam. Aber mit Erfahrung und einer Spielintelligenz, die in lichten Momenten ein wenig an Wayne Gretzky mahnt, macht er seine Tempolimiten wett. Und von der Strafbank hält sich der Gentleman-Saurier fern: Bloss 204 Strafminuten in über 1000 Partien in der doch recht rauen Farmteam-Liga AHL. Wahrlich, kein Rumpelstürmer.
Die Langnauer erhoffen sich auch Mehrwert neben dem Eis: Cal O’Reilly war schon in vier verschiedenen Teams Captain: Bei Utica, Iowa, Rochester und Lehigh Valley. Letzte Saison war er nach wie vor rüstig: Assistenz-Captain bei Milwaukee und in der Qualifikation in 68 Partien 49 Punkte (11 Tore) und in den Playoffs 3 Punkte in 10 Partien.
Vorerst hat der Kanadier einen Vertrag für zwei Monate. Aber wir können davon ausgehen, dass er bis Saisonende bleiben wird. Zu teuer wird er wohl auch nicht sein. Er hat zwar in 18 Profijahren kein Vermögen verdient. Aber sein Bruder in Nashville hat einen NHL-Vertrag, der ihm etwas mehr als 90 Millionen Dollar brutto einbringt. Vielleicht gelingt es ja Langnaus tüchtiger Marketing-Abteilung ihn für ein Sponsoring oder eine Werbeaktion zu gewinnen. So nach dem Motto: «Come and see my brother rocking the valley of the roaring winds tonight.»