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Moskau. Trainingshalle. Mittagszeit. Die Schweizer haben ihr Abschlusstraining beendet. So wie trainiert worden ist, so dürfte am Freitag gegen Kasachstan gespielt werden. Vorgesehen ist der Einsatz von 13 Stürmern und sieben Verteidigern.
Bemerkenswert ist der Aufstieg von Lino Martschini. Das letzte Testspiel gegen Deutschland (4:3 n. V.) hatte er als 13. Stürmer begonnen. Jetzt wird er von Anfang an in der ersten Linie stürmen.
Aber die Aufstellung ist ja nicht so überraschend. Aufschlussreicher ist der Auftritt des Coaches und der Spieler nach diesem letzten Training vor dem WM-Start. Und natürlich das Marketing.
Patrick Fischer steht zum letzten Mal vor dem Spiel gegen Kasachstan Red und Antwort. Er ist ein begabter Kommunikator, aber er wirkt angespannt. Als habe er erst jetzt realisiert, was es bedeutet, an einem WM-Turnier für die Nationalmannschaft verantwortlich zu sein. Gegen Aufsteiger Kasachstan haben wir an einer WM letztmals 1997 verloren (B-WM in Polen, 2:5).
In der Regel verraten die Coaches am Tag vor dem Spiel, wer im Tor stehen wird. Aber Patrick Fischer sagt es nicht. Er will nicht, dass die Kasachen wissen, wer unser Tor hütet. Die Stimmung fasst er in einem interessanten Satz zusammen: «Wir sind geladen mit Zuversicht.»
Geladen worden ist diese Zuversicht auch mit einer Marketing-Idee. Die Jungs tragen zum ersten Mal ein Trainingsleibchen mit dem Aufdruck «1291». Und auf der Seite sind zwei rote gekreuzte Beile zu sehen. Schlachtbeile, wie sie die europaweit gefürchtete eidgenössische Infanterie in ihren blutigen Schlachten des Mittelalters zwischen Morgarten und Marignano als fürchterliche Hiebwaffen eingesetzt hat.
«1291». Aha, ein Motto. Wie zu den Zeiten von Ralph Krueger. «Wäre 1315 nicht passender als 1291?», wird gefragt. Im Jahre 1315 wurde ja Morgarten ausgefochten. Sozusagen die Urschlacht der Eidgenossenschaft. «Nein, nein», sagt Fischer. «Es geht um die Besinnung auf die Ursprünge.» Also auf 1291, das Jahr des Rütlischwures. «Waren Sie mit den Spielern also auf dem Rütli? Ist in der Kabine so eine Art Schwur geleistet worden? Ein Hockey-Rütlischwur?» Der Nationaltrainer wehrt ab: «Nein, wir waren nicht auf dem Rütli.»
Und ein Spassvogel wirft ein, wie es denn mit 1515 wäre. Das Jahr der grössten eidgenössischen Niederlage aller Zeiten bei Marignano. Doch Patrick Fischer ist eben doch ein guter Kommunikator und kontert: «Nein, 1515 haben wir aufs Dach bekommen.»
So geht es nun «geladen mit Zuversicht» im Geiste von 1291 ins WM-Abenteuer von Moskau. Aber auch unser erster Gegner ist «geladen mit Zuversicht.» Der legendäre tschechische Hockey-Reporter Bohumil Cervenka hat beste Beziehungen in die Länder der ehemaligen Sowjetunion und logiert im Hotel mit Chronisten aus Kasachstan. Er berichtet über die Stimmung im Lager unseres Gegners. Die Partie gegen die Schweiz werde als Schlüsselspiel im Kampf um den Klassenerhalt betrachtet.
Die Schweiz könne man schlagen und den Abstieg vermeiden. Dänemark, Norwegen und Lettland schätze man klar stärker ein als die Schweiz. Grosse Hoffnungen ruhen auf den drei eingebürgerten nordamerikanischen Stürmern Nigel Dawes (KAZ), Brandon Bochenski (USA) und Dustin Boyd (KAZ). Die drei stürmen in einer Linie. Dawes und Bochenski gehörten zu den besten zehn KHL-Skorern der letzten Saison.
Wenigstens sind wir im Marketing unserem ersten WM-Gegner klar überlegen. Die Kasachen tragen auf ihrem Trainingsleibchen nicht die Zahl 1991. Kasachstan ist 1991 unabhängig geworden.