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Barkley 100: Erstmals gelingt der härteste Ultra-Marathon einer Frau

Völlig erschöpft sackte Jasmin Paris nach knapp 60 Stunden auf den Beinen zusammen.
Völlig erschöpft sackte Jasmin Paris nach knapp 60 Stunden auf den Beinen zusammen.Bild: instagram.com/searchingforzocherman/

Als erster Frau gelingt ihr der härteste (und schrägste) Ultra-Marathon der Welt

Erst 17 Leuten gelang der Barkley 100 – ein über 160 Kilometer langer Ultra-Marathon durch die Wälder Tennessees – vor diesem Jahr. Nun schaffte mit Jasmin Paris (40) erstmals eine Frau das möglicherweise härteste Rennen der Welt.
25.03.2024, 17:3426.03.2024, 09:59
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Es ist der wohl brutalste, mit Sicherheit aber schrägste Ultra-Marathon der Welt: der Barkley 100. Jährlich findet dieses Ende März oder Anfang April im Frozen Head State Park im US-Bundesstaat Tennessee statt. Rund 100 Meilen (ca. 161 Kilometer) müssen dabei innert 60 Stunden absolviert werden, wobei niemand genau weiss, wie lange die Strecke wirklich ist, die fünfmal umrundet werden muss. Diese wird nämlich jährlich angepasst, von bis zu 26 statt 20 Meilen pro Runde ist die Rede, was in etwa 42 statt 32 Kilometern entspricht.

Obwohl das Rennen am vergangenen Wochenende bereits zum 35. Mal seit der Premiere des 100-Meilen-Events im Jahr 1989 ausgetragen wurde, haben es bisher erst 20 unterschiedliche Leute geschafft, das Ziel innert der vorgegebenen Zeit zu erreichen. Dies könnte auch daran liegen, dass während der fünf Runden insgesamt fast 18'300 Höhenmeter absolviert werden müssen. Ausserdem darf für keine Runde mehr als 12 Stunden benötigt werden und gibt es auf der Strecke bis auf zwei Wasserstellen keinerlei Unterstützung.

«Das Beste, was ich je gesehen habe»

Mit Jasmin Paris gelang es nun zum ersten Mal einer Frau, den Barkley 100 abzuschliessen. Dabei wurde es bei ihr ganz schön knapp. Erst nach 59 Stunden, 58 Minuten und 21 Sekunden – also 99 Sekunden unter dem Zeitlimit – erreichte die 40-jährige Schottin die gelbe Zielschranke. Sie sei «überglücklich» teilte Paris der BBC mit und erklärte: «Ich hatte ein gutes Gefühl während des Trainings und im Vorfeld des diesjährigen Rennens. Diese letzten Momente haben für mich neu definiert, wozu ich fähig bin.»

Der Fotograf David Miller, der vor Ort war, als die Tierärztin und Mutter zweier Kinder völlig ausgepowert im Ziel ankam, bezeichnete es als «grösste Errungenschaft in der Geschichte vom Ultra-Marathon». Alle hätten sie angefeuert und gehofft, dass es Paris gelingt, Geschichte zu schreiben. «Sie hat die Schranke berührt und ist vor Erschöpfung zusammengebrochen. Es war das Beste, was ich je gesehen habe», so Miller.

Noch vor Paris kamen Sieger Ihor Verys, ein in Kanada lebender Ukrainer, mit einer Zeit von 58:44:59 Stunden sowie John Kelly, Jared Campbell und Greig Hamilton ins Ziel. Kelly und Campbell schlossen den Ultra-Marathon in Tennessee bereits zum dritten bzw. vierten Mal ab.

Doch nur schon die Teilnahme am Barkley 100 ist ein Erfolg: Jährlich werden lediglich 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugelassen. Wer mitmachen darf, entscheidet Gary Cantrell, den alle «Lazarus Lake» nennen. Bei ihm muss man an einem gewissen Tag zu einer bestimmten Zeit ein Motivationsschreiben einreichen. Weder die Deadline, noch Cantrells Kontaktdaten sind öffentlich bekannt. So ist schon die Anmeldung eine grosse Herausforderung.

Auch ein Schweizer dabei
Mit Marco Jäggi hat am diesjährigen Barkley Marathon auch ein Schweizer teilgenommen. Der Berufsschullehrer schloss die erste Runde ab und schaffte einen Teil der zweiten Runde. Hier findest du einige seiner Eindrücke.

Los geht's, wenn «Lazarus Lakes» Zigarette brennt

Die Auserwählten bekommen dann ein Kondolenzschreiben, in dem steht, dass sie «leider ausgewählt» wurden. Die Startgebühr beträgt 1,60 Dollar, ausserdem besteht «Lazarus Lake» darauf, dass die Teilnehmenden ein Autoschild aus ihrer Heimat mitbringen. Wer wiederholt mitmacht, muss Cantrell zusätzlich ein Geschenk bringen, in einem Jahr war es zum Beispiel ein weisses T-Shirt.

Cantrell, der das Rennen gemeinsam mit seinem Kumpel Karl Henn erfunden hat, ist es auch, der entscheidet, wann es jeweils losgeht. Eine Stunde vor dem Start, der jährlich variiert, aber immer zwischen Mitternacht und Mittag des festgelegten Tages ist, bläst «Lazarus Lake» in eine Muschel. Sobald er sich dann eine Zigarette angezündet hat, beginnt die Uhr zu ticken und dürfen die Teilnehmenden losrennen. Auf dem Weg sind keine technischen Hilfsmittel erlaubt, lediglich eine Karte und ein Kompass. Auf der Runde müssen dann jeweils Bücher gefunden werden, aus denen die Seitenzahl der Startnummer herausgerissen werden muss. Die Startnummer ändert von Runde zu Runde.

Auf die Idee kamen Cantrell und Henn angeblich nach der Flucht von James Earl Ray, dem Attentäter von Martin Luther King. Dieser entkam aus einem Hochsicherheitsgefängnis und schaffte es während der 55-stündigen Flucht etwa 13,6 Kilometer in den Wald. Cantrell fand, dass er da deutlich mehr schaffen würde, und rief 1986 den Barkley Marathon ins Leben. Wobei dieser erst ab 1989 100 Meilen betrug. «Lazarus Lake» selbst hat ihn noch nie absolviert – anders als Jasmin Paris.

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TBD
25.03.2024 17:48registriert März 2020
Hab mir eine Doku dazu auf YT angeschaut und mich die ganze Zeit gefragt, wie der das geschafft hat so ein Rennen zu etablieren. Dieser Lazarus hat echt eine üble Macke und alle feiern ihn mega ab dafür... Ich verstehts nicht...

Was die Teilnehmer da leisten ist aber echt unglaublich!
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äsBrot
25.03.2024 17:48registriert Januar 2024
Wow. Also warum man sich das antut ist mir schon schleierhaft, aber herzliche Gratulation an alle Finisher.
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Wolf im Fuzzipelz
25.03.2024 18:30registriert August 2018
So sehe ich nach einem saufgelage aus.. wer weiss was gesünder ist:-)
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