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Du willst nur das Beste? Voilà:
Der lange
Arm der US-Justiz hat wieder zugeschlagen: Die Zürcher
Kantonspolizei hat am frühen Donnerstagmorgen im Hotel Baur au Lac
die beiden FIFA-Vizepräsidenten Juan Angel Napout (Paraguay) und
Alfredo Hawit Banegas (Honduras) festgenommen und in
Auslieferungshaft versetzt. Bereits Ende Mai hatte die Polizei auf
Ersuchen des US-Justizministeriums an gleicher Stelle sieben
FIFA-Funktionäre verhaftet. Worum geht es eigentlich? Ein Überblick.
Die Schweiz und die USA ermitteln in zwei unabhängigen Verfahren.
Die US-Justiz beschuldigt die inhaftierten Funktionäre wegen
Delikten wie Betrug, Geldwäscherei, Steuerhinterziehung und
bandenmässiger Verschwörung. Es geht um Übertragungs-,
Vermarktungs- und Sponsoringrechte für Fussballturniere in den USA
sowie in Lateinamerika. Dabei sollen Bestechungsgelder von
etwa 150 Millionen Dollar geflossen sein. Das Bundesamt für Justiz
(BJ) hat in diesem Zusammenhang mehrere Konten gesperrt.
Das separate Verfahren der
Schweizer Bundesanwaltschaft kreist um die umstrittene Doppelvergabe
der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar. Auch in
diesen Fällen werden Korruptionsvorwürfe erhoben. Die FIFA hat
Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. Im Visier der Ermittler ist auch
FIFA-Präsident Sepp Blatter. Die Bundesanwaltschaft hat im September
ein Verfahren gegen den Walliser eingeleitet.
Blatter soll 2005
Fernsehrechte in der Karibik unter Marktwert an den ehemaligen FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner verkauft haben. Zudem wird ihm eine
Zahlung von zwei Millionen Franken an UEFA-Präsident Michel Platini
vorgeworfen, angeblich für geleistete Dienste. Die
FIFA-Ethikkommission hat Blatter und Platini deswegen suspendiert.
Das gleiche Verdikt erhielt Generalsekretär Jérôme Valcke, der
sich angeblich mit dem Verkauf von WM-Tickets bereichern wollte.
Am 27. Mai hat die Polizei
sieben Funktionäre in Auslieferungshaft genommen: die beiden
FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo, Eduardo Li,
José Maria Marin, Julio Rocha, Costas Takkas und Rafael Esquivel.
Sie stammen aus Zentral- und Südamerika. Gleiches gilt für die
beiden Funktionäre, die am 3. Dezember verhaftet wurden: Juan Angel
Napout und Alfredo Hawit sind noch nicht lange im Amt. Sie übernahmen
die Posten von Figueredo und Webb.
Jeffrey Webb und José Maria Marin sind
mit ihrem Einverständnis an die USA ausgeliefert worden. Die anderen
fünf, die im Mai festgenommen wurden, widersetzen sich. Ihre
Beschwerden gegen die Auslieferungsentscheide des BJ sind beim
Bundesstrafgericht in Bellinzona hängig. Auch Napout und Hawit
wollen sich lauf dem BJ gegen die Auslieferung in die USA wehren.
Der wohl dickste Fisch sitzt
nicht in der Schweiz im Gefängnis. Der ehemalige FIFA-Vize Jack
Warner war als Präsident des Kontinentalverbands von
Nord- und Mittelamerika und der Karibik (CONCACAF) einer der
wichtigsten Stimmenbeschaffer von Sepp Blatter. Korruptionsvorwürfe gegen ihn gibt es seit Jahren. Warner befindet sich in seiner
Heimat Trinidad und Tobago gegen Kaution auf freiem Fuss. Die USA
verlangen seine Auslieferung. Der Entscheid des zuständigen Gerichts
wurde auf den 19. Februar verschoben.
Die Ethikkommission hat ihn und Michel
Platini am 8. Oktober für 90 Tage suspendiert. Blatters Ziel ist ein ehrenvoller Abschied am 26. Februar 2016, wenn sein
Nachfolger gewählt wird. Es ist jedoch immer unwahrscheinlicher,
dass ihm dieser letzte grosse Auftritt vergönnt sein wird. Die
Ethikkommission beantragt laut einem Bericht der NZZ eine lebenslange Sperre gegen den
Präsidenten.
Blatter versucht, dieses Verdikt mit
einem Trick abzuwenden: Als gewählter Präsident könne er nur vom
FIFA-Kongress abgesetzt werden. Andreas Bantel, Sprecher der
Ethikkommission, widerspricht: «Der Ethikcode gilt weltweit für
alle am Fussball Beteiligten. Da gibt es überhaupt keine Ausnahmen.»
Das Urteil wird gemäss NZZ in der Woche vor Weihnachten erwartet.
Blatter kann dagegen beim Internationalen Sportgerichtshof (TAS)
Einspruch erheben.
Die Skandale der letzten Monate haben
nach Ansicht von Beobachtern den Reformern Auftrieb verliehen.
François Carrard, der Leiter der FIFA-Reformkommission, hat am
Donnerstag seine Empfehlungen vorgelegt. Sie wurden an der
zweitägigen Sitzung des Exekutivkomitees diskutiert. Es soll in eine
Art Verwaltungsrat, den Council, mit 36 Mitgliedern umgewandelt
werden.
Der Generalsekretär amtiert als «CEO» der FIFA. Die Amtszeit des Präsidenten und der Council-Mitglieder
wird auf zwölf Jahre begrenzt. Die Vergütung der Top-Funktionäre
wird jährlich öffentlich gemacht. Zudem wurde eine Frauen-Quote
beschlossen. Im neuen Council sollen mindestens sechs Frauen sitzen.
Abgelehnt wurde eine Altersbeschränkung für FIFA-Funktionäre auf
74 Jahre. Gleiches gilt für die Aufstockung der WM auf 40
Teilnehmer.