Erstmals wurde der Schweizer Meister in der Women's Super League mit einem einzigen Playoff-Finalspiel ermittelt. Die Frauen des FC Zürich setzten sich in einer ultraspannenden Finalissima gegen Servette Chênois mit 5:4 im Penaltyschiessen durch, nachdem es nach 120 Minuten 2:2 gestanden hatte.
Der Playoff-Modus hat sein gesamtes Drama-Potenzial damit bereits im allerersten Anlauf aufgezeigt. Über Sinn oder Unsinn wird aber weiterhin heftig diskutiert, denn nach der Qualifikation mit 18 Runden im Liga-System lagen die Servettiennes noch zwei Punkte vor den Zürcherinnen. Fünf K.o.-Spiele später stemmt aber trotzdem der Zweitplatzierte den Meisterpokal in die Höhe.
«So ist Fussball. Das passiert, wenn es einen Playoff-Final gibt», erklärte Servette-Teamleaderin Sandy Maendly während der Pokalübergabe bei SRF. «Es können zu viele Entscheidungen getroffen werden, die nur dieses eine Spiel beeinflussen.» Sie selbst konnte beispielsweise wegen einer Gelb-Sperre im Final nicht mittun.
Was Maendly aber nicht offen sagen wollte, sprach Trainer Eric Sévérac nach dem Spiel gegenüber «Blick» klipp und klar an. «Servette ist Meister der Herzen. Dieses Finale ist durch mehrere Schiedsrichterfehler entschieden worden.»
Auch deshalb hält der 42-jährige Franzose den Playoff-Final für die falsche Meister-Entscheidung. «Ich habe es von Anfang an gesagt: Es ist eine komplette Ketzerei. Wir haben die reguläre Meisterschaft gewonnen. Es gibt bereits den Schweizer Cup, um in einem Final, um einen Titel zu spielen. Es ist nicht fair, eine Meisterschaft auf diese Weise zu entscheiden.»
Und sogar beim FCZ sind die Meinungen nach über den Playoff-Modus gespalten. «Für die Fans im Stadion und zuhause war das beste Werbung», erklärte FCZ-Captain Fabienne Humm nach der Pokalübergabe, musste gleichzeitig aber auch eingestehen: «Es fühlt sich aber mehr an wie ein Cupsieg als ein Meistertitel. Für mich sollte das Team Meister werden, das am konstantesten war.» FCZ-Trainerin Inka Grings erklärte: «Der Playoff-Modus kam uns klar zugute, das muss man ehrlicherweise sagen. Es ist skurril, in einem Final Meister zu werden. Was ich generell vom Modus halte, weiss ich noch nicht.»
SFV-Frauenfussball-Direktorin Tatjana Haenni zog dagegen ein durchwegs positives Fazit: «Wir hätten das Drehbuch gar nicht besser schreiben können. Spektakel, tolle Kulisse und ein Spiel, das alles geboten hat – wir sind sehr glücklich», erklärte die 55-jährige Ex-Fussballerin. «Unser erstes, kleines Modus-Fazit ist sehr positiv. Wir hatten im Viertel- und Halbfinal sehr enge und spannende Paarungen erlebt. Wir hatten mehr Zuschauer in den Stadien und im Final so viele Medienleute wie noch nie. Und wir wissen alle, dass dies dem Frauenfussball hilft.»
Auch auf der sportlichen Seite gibt sich Haenni zufrieden: «Es gab spannende Partien und die Spielerinnen waren motiviert. Uns war wichtig, dass wir den Wettbewerb nicht nur aus kommerzieller Sicht, sondern auch für die Spielerinnen attraktiv gestalten können.»
Bei den Männern wird der Playoff-Modus ab der Saison 2023/24 eingeführt. Der Meister wird dort aber nicht in einer einzigen Playoff-Finalpartie entschieden, sondern in einer Best-of-Three-Serie. Eine Meisterentscheidung nach Penaltyschiessen ist aber auch dort möglich: Steht es in einem Spiel nach 120 Minuten unentschieden, kommt es zum Elfmeter-Krimi. (pre)