0:1 beim FC Augsburg, die erste Saisonniederlage in der Bundesliga kassiert, das vierte Spiel in Folge in der Liga ohne Sieg – der FC Bayern steckt in der Krise. In der Champions League lief es bisher optimal für die Münchner mit zwei Siegen aus zwei Spielen, im Liga-Alltag dagegen stottert der Motor aber. Nach der Pleite beim FCA gab es Klartext von den Bayern.
Sportvorstand Hasan Salihamidzic wurde in der Mixed Zone deutlich: «So reicht das nicht, so kann man in der Bundesliga nicht gewinnen», sagte der 45-Jährige. Und weiter: Augsburg habe «das gemacht, was sie konnten, sie haben uns körperlich unter Druck gesetzt, uns auf die Socken gehauen.»
Salihamidzic betonte wiederholt: «Wenn man in der Bundesliga aus vier Spielen drei Punkte holt und nicht ein Mal gewinnt, dann reicht das einfach nicht.» Auch vom guten Start in der Königsklasse will sich der Klubboss nicht blenden lassen: «Wenn wir ehrlich sind, haben wir auch gegen Barcelona (beim 2:0 unter der Woche, Anm. d. Red.) in der ersten Halbzeit einige Situationen gegen uns gehabt, die zu Toren gegen uns hätten führen können.» Salihamidzic nimmt die Spieler in die Pflicht: «Die Jungs müssen sich besser konzentrieren, besser fokussieren, gieriger sein, die Spiele zu gewinnen.»
Mehr noch: Salihamidzic bemängelt zu viel Zufriedenheit. «Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass wir uns zu sehr darauf verlassen, dass wir top Qualität haben», es fehle aber «die Körperlichkeit und die gewisse Gier, Situationen zu Ende zu spielen, und deswegen gewinnen wir nicht.» Und: «Von der Stimmung her sind wir natürlich am Boden.»
«Nach vier Spielen ohne Sieg stehen wir hier fassungslos und bedröppelt», sagte Routinier Thomas Müller. «Da passt das Wetter gut dazu, es wurde immer dunkler.»
Für den 33-jährigen Weltmeister war klar: Bayern ging mit seinen Chancen zu liederlich um. «Wir haben schon sehr viele Situationen kreiert, aber wenn du die dann nicht reinschiesst, dann stehen wir jetzt tatsächlich mit null Punkten da.»
Auch Mittelfeldspieler Leon Goretzka sprach Klartext. «Es hakt gewaltig, absolut», konstatierte der Nationalspieler. Gegen Augsburg habe «jeder gesehen, was wir für Torchancen und Möglichkeiten hatten, die wir uns mit dem letzten Pass kaputtgemacht haben.»
Augsburg spiele einen «sehr primitiven Fussball, aber in Perfektion.» Die Münchner hätten ihre Ziele nicht umsetzen können. «Unabhängig von der Leistung wollten wir endlich mal wieder ein Spiel gewinnen, und das hat nicht funktioniert.» Der 27-Jährige gab vor: «Wir müssen einfach anfangen, wieder zu gewinnen. Es wird jetzt erst einmal eine ungemütliche Länderspielpause.»
Trainer Julian Nagelsmann wirkte nachdenklich, gefrustet und ja, auch ratlos. Seltsam teilnahmslos liess er den Rest der Pressekonferenz über sich ergehen, nachdem er seine äusserst schmallippigen und kurz angebundenen Antworten bereits gegeben hatte. Was dieser gefährliche Trend von nun vier sieglosen Spielen in der Bundesliga nun bedeute, war der 34-Jährige zum Beispiel gefragt worden. «Nix Gutes», sagte Nagelsmann sichtlich genervt: «Was soll ich dazu sagen?»
Und was muss sich nun konkret ändern? «Vieles. Wir müssen unsere Eins-gegen-eins-Situationen gegen den Torwart nutzen, sonst gewinnen wir unsere Spiele nicht.» Die mangelhafte Chancenauswertung seiner Staroffensive kritisierte er als «einfach sehr laissez-faire».
Auch die mittlerweile obligatorische Frage, ob er einen echten Mittelstürmer in seiner Mannschaft vermisst, wiegelte er ab. «Was macht es, wenn ich jetzt ja oder nein sage?», fragte er und gab sich die Antwort darauf selbst: «Wenn ich jetzt nein sage, heisst es, er erkennt die Situation nicht. Wenn ich ja sage, heisst es, er vermisst Lewandowski.»
«Ich mache mir Gedanken. Und dann gucken wir, dann entscheide ich, wie es weitergeht», sagte Nagelsmann, der unmittelbar nach Abpfiff direkt zu Kapitän Manuel Neuer gelaufen war und das Gespräch suchte, noch. Und worüber genau? «Über alles denke ich nach. Über mich, die Situation, über alles.» (t-online,dd,jub)
Und nein, hoffen tu ich es auf keinen Fall!