Cristiano Ronaldo, der fünffache Weltfussballer, spielt neu in Saudi-Arabien und läuft für den Klub Al-Nassr in der Hauptstadt Riad auf. Der Spielervertrag, der bis 2025 läuft, soll Ronaldo Berichten zufolge knapp 200 Millionen Euro jährlich einbringen. Doch was steckt hinter diesem Klub, der für einen alternden Superstar mit Geld nur so um sich schmeisst?
Al-Nassr wurde 1955 gegründet und spielt in der höchsten saudischen Liga, der Premier League. Es ist aber längst nicht so, dass der Klub über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügt und die Liga nach Belieben dominiert. Zum letzten Mal wurden die «Ritter von Nadschd» in der Saison 2018/19 Meister. In der vergangenen Spielzeit beendeten sie die Meisterschaft auf dem dritten Rang. In der ewigen Tabelle ist Al-Nassr mit neun Titeln auf Rang 2 zu finden, hinter dem Erzrivalen Al-Hilal mit 18 Meisterschaften.
Die Vermutung liegt also nahe, dass der Klub die Verpflichtung von Cristiano Ronaldo nicht nur aus den eigenen Taschen zahlt, sondern dass auch die saudische Regierung ihre Finger im Spiel hat. Erhärtet wird dieser Verdacht durch die Tatsache, dass der Portugiese gemäss einem Bericht der spanischen Zeitung «Marca», nach seiner aktiven Karriere als Botschafter für die saudische WM-Kandidatur für 2030 amten soll.
In der laufenden Saison liegt Al-Nassr momentan auf dem zweiten Platz, nur zwei Punkte hinter Leader Al-Shabab. Ein Titel für Ronaldo ist in dieser Saison also noch möglich. Auch im Pokal-Wettbewerb – dem Kings-Cup – ist der Klub noch dabei. Für die asiatische Champions League konnte man sich vergangenes Jahr aber nicht qualifizieren.
Der Trainer der ersten Mannschaft ist Rudi Garcia. Der Franzose ist seit dem 1. Juni 2022 im Amt und er freut sich auf seinen neuen Starspieler: «Ich glaube, jeder Trainer wäre erfreut, wenn er Cristiano Ronaldo als neuen Spieler erhält.» Beinahe wäre das schon früher passiert. Im November 2021 war der Garcia, der zuvor schon Marseille, Lyon und die AS Rom trainiert hatte, ein ernsthafter Kandidat für den Job bei Manchester United. Doch die Engländer entschieden sich am Ende für Ralf Rangnick. Angst vor dem grossen Namen hat Garcia nicht. «Die grossen Spieler sind einfacher zu managen, weil sie so intelligent sind. Das habe ich bei Francesco Totti in Rom gemerkt», erklärt der Trainer.
Doch Trainer haben bei Al-Nassr nicht immer eine lange Haltbarkeit. So erinnert der Klub etwas an den Schweizer Superligisten Sion, der auch gerne mal den einen oder anderen alternden grossen Namen kauft. Seit dem Jahr 2000 hat der Klub aus der saudischen Hauptstadt nicht weniger als 42 verschiedene Trainer engagiert.
Im 25'000 Plätze fassenden Stadion Mrsool Park wird CR7 auch auf den einen oder anderen bekannteren Namen treffen – viele sind es aber nicht. Das Tor hütet etwa der kolumbianische Nationaltorhüter David Ospina. Im Mittelfeld spielt Luiz Gustavo, der einst bei Bayern München und Wolfsburg unter Vertrag stand. Und im Sturm könnte Ronaldo neben Vincent Aboubakar spielen, der Kamerun an der WM zum spektakulären 3:3 gegen Serbien geschossen hat.
Ansonsten wird Ronaldo wohl auf einem so tiefen Niveau spielen, wie noch nie in seiner Karriere. In diversen weltweiten Liga-Rankings ist die saudische Premier League rund um den 30. Platz zu finden – noch hinter der Schweizer Super League.
Die Befürchtung, dass Ronaldo in Saudi-Arabien fast etwas in Vergessenheit gerät, ist nicht unbegründet. TV-Livebilder aus der saudischen Liga gibt es ausserhalb des Nahen Ostens und Nordafrikas nicht zu sehen. Aber interessanterweise könnte es noch einmal zum Duell Messi gegen Ronaldo kommen. Am 19. Januar spielt Paris Saint-Germain ein Testspiel gegen eine gemeinsame Mannschaft der saudischen Schwergewichte Al-Nassr und Al-Hilal. Ob die beiden Superstars dann auch mit von der Partie sein werden, ist unklar.
Das 200 Mio teure Trostpflaster werden sich da auch nur mehr die größten Fanboys schön reden können.
Und diese kommt so oder so. Denn wenn ich aus Qatar etwas gelernt habe, dann, dass sich im korrupten FIFA- Universum mit Kohle alles kaufen lässt.