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Reto Gertschen trainiert für zwei Spiele die Schweizer Frauen-Nati

Spain's midfielder Alexia Putellas, 2nd left, looks on as Switzerland's midfielder Lia Waelti, bottom, falls, next to Switzerland's defender Noelle Maritz, left, and Switzerland's  ...
Gegen Spanien gingen die Schweizerinnen Ende Oktober 1:7 unter.Bild: KEYSTONE

Reto Gertschen – der neue Frauen-Nati-Trainer hat erst vier Mädchen trainiert

Reto Gertschen heisst der neue Nationaltrainer für die letzten zwei Länderspiele des Jahres. Er kennt die Spielerinnen bisher nur von seiner Tätigkeit als Trainer-Instruktor.
24.11.2023, 20:01
Raphael Gutzwiller
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Der Anruf eine Woche zuvor kam unverhofft. Nun sitzt Reto Gertschen an diesem Vormittag im Haus des Schweizer Fussballs. Er gibt Medienschaffenden Auskunft darüber, wie es sich für ihn anfühlt, neuer Trainer des Frauen-Nationalteams zu sein. Nur für zwei Spiele zwar, dennoch sei es «speziell». «Ich habe mich sehr über die Anfrage gefreut. Ich bin stolz, für ein paar Tage diese Funktion zu übernehmen.»

Die Interimslösung ist eine ungewöhnliche. Der 58-Jährige hat beim Schweizerischen Fussballverband Karriere gemacht, er ist Leiter der Trainerausbildung. Nun kann er in der Praxis testen, wie gut seine Konzepte wirklich sind. «Es wird nun auch in der Praxis reflektiert, ob es richtig ist, was wir in der Theorie ausbilden», meint er selber. Als Trainer selber hat er lediglich im Verband gearbeitet, bei Juniorennationalteams. Als Trainer hat er lediglich in einem U13-Stützpunkt mit vier Fussballerinnen zusammengearbeitet.

Auf seiner Visitenkarte kann er nun mindestens zwei Länderspiele ergänzen. Bisher steht dort lediglich eine Testpartie 1990 gegen die USA. Dass er nach den beiden Spielen länger Nati-Trainer bleiben könnte, denkt er nicht. «Es geht jetzt um diese beiden Spiele, nicht um die Zukunft.»

Switzerland's forward Ramona Bachmann, left, reacts as she speaks to Switzerland's head coach Inka Grings after the UEFA Nations League women's soccer match between Switzerland and Spai ...
Inka Grings Zeit als Nati-Trainerin war nicht von Erfolg gekrönt. Bild: KEYSTONE

Die Situation beim Nationalteam ist durchaus eine verkorkste. Letzte Woche hat der Verband die Zusammenarbeit mit Inka Grings beendet. Dies, weil in Deutschland gegen Grings wegen Beihilfe zum Veruntreuen von Arbeitsentgelt ermittelt wurde. In diesem Zusammenhang hat sie laut der zuständigen Staatsanwaltschaft einer Geldauflage zugestimmt.

Dabei gab es durchaus auch sportliche Gründe, die gegen die Deutsche sprachen. In 14 Partien seit Amtsantritt hat sie nur eine einzige Partie gewonnen: Beim WM-Startspiel gegen die Philippinen. Dazu kam eine schlechter werdende Stimmung innerhalb des Teams, zudem war offensichtlich, dass zwischen Grings und den Führungsspielerinnen Probleme bestanden.

Gertschen gibt den Ligaerhalt nicht als Ziel aus

Nun will Gertschen diese Probleme wieder kitten. «Die Stimmung wird gut sein», verspricht er vor dem Zusammenzug, der am Montag beginnt. Seine ruhige und positive Art soll für die Wahl Gertschens als Interimslösung gesprochen haben, heisst es von Marion Daube, der Direktorin Frauenfussball.

In den beiden abschliessenden Nations-League-Spielen gegen Schweden am 1. Dezember in Luzern und am 5. Dezember in Italien geht es für das Schweizer Team jedoch auch um einiges. Es geht darum, doch noch den Klassenerhalt in der höchsten Liga zu sichern. Die Schweiz bräuchte dafür einen Punkt gegen Schweden sowie einen Sieg mit zwei Toren Unterschied gegen Italien. Doch Gertschen hält diese Träumereien Einhalt.

«Faktisch gibt es natürlich eine kleine Chance, nicht abzusteigen, aber die Situation ist, wie sie ist. Wir spielen gegen die Weltnummer 1 am Freitag und müssten punkten. Wichtiger ist darum, gegen aussen ein Zeichen zu setzen. Wir wollen einen freudigen Auftritt hinkriegen, damit wir mit einem guten Gefühl das Jahr abschliessen können.»

Auf Überraschungen im Kader verzichtet er

So gehe es nicht um die Resultate, sondern viel mehr um die Art und Weise des Spiels. Als Positivbeispiel zieht er die knappe 0:1-Niederlage in Schweden heran, das klar beste Schweizer Länderspiel seit der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer.

Bei der Kaderbekanntgabe verzichtet er dabei völlig auf Experimente, nominiert jene 23 Spielerinnen, die wohl auch die meisten Beobachter nominiert hätten. Mit Ana-Maria Crnogorcevic, die unter Grings für einen Zusammenzug überraschend gefehlt hat. Mit Viola Calligaris, die bei PSG nur wenig zum Spielen kommt. Mit Ramona Bachmann, die zuletzt krank ausgefallen war.

Bisher kennt der neue Nati-Trainer seine Spielerinnen als Auszubildende

Lust auf Experimente hatte Reto Gertschen folglich nicht. Den Frauenfussball hat er bisher aus der Ferne verfolgt. «Aber in meiner Funktion als Trainerausbildner habe ich mich immer wieder mit dem Frauenfussball beschäftigt», sagt er. So habe er natürlich die letzten Länderspiele alle gesehen, sich mit der Thematik auseinandergesetzt. Von den aktuellen Nationalspielerinnen kennt er acht Akteurinnen aus der Perspektive eines Instruktors. Livia Peng, Noelle Maritz, Luana Bühler, Viola Calligaris, Coumba Sow, Riola Xhemaili und Ana-Maria Crnogorcevic absolvieren in einem hybriden Modell das Basic-C-Trainerdiplom. Dazu kommt Meriame Terchoun, die in dieser Ausbildung bereits weiter ist.

Nun trifft Gertschen als Nationaltrainer also wieder auf diese Akteurinnen. Seine Zeit mit ihnen zusammenzuarbeiten, ist begrenzt. Das Engagement von Reto Gertschen ist auf zehn Tage und zwei Spiele beschränkt. So «rasch wie möglich» will der Verband eine neue Lösung für den Trainerposten präsentieren. Es gilt jene Person zu finden, die die Schweiz an der Heim-EM 2025 coachen soll. Zunächst geht es aber darum, mit guten Leistungen die Stimmung um das Nationalteam wieder zu verbessern.

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