Es gab zuletzt zuhauf freie Stellen in der Super League, in Basel und Bern und Winterthur etwa, bei den zwei grössten Vereinen im Land also und beim Aufsteiger. Keine einfachen Jobs allesamt, natürlich, aber eben auch nicht so kompliziert wie jener, der in Zürich wartete. Dort suchte der Überraschungsmeister einen Nachfolger für André Breitenreiter, den Trainer, der im letzten Sommer in die Schweiz kam, sogleich sensationell den Titel gewann – und dann schnell wieder entschwand, heim in die Bundesliga.
Jetzt ist klar, wer Breitenreiter in Zürich ersetzen wird: Es ist Franco Foda, Deutscher wie Breitenreiter, aber auch ein «halber Österreicher», wie er das selbst sagt, weil er seit langem dort lebt. Foda war Verteidiger, in der deutschen Bundesliga vor allem, auch ein paar Monate in Basel, und er ist schon seit mehr als 20 Jahren Trainer. Fast immer hat er in Österreich gearbeitet, bei Sturm Graz lange Zeit, zuletzt bei der österreichischen Nationalmannschaft.
Nun zieht Foda um, nach Zürich, wo die riesigen Fussstapfen von André Breitenreiter auf ihn warten. Wo es einiges zu verlieren gibt und nicht wahnsinnig viel zu gewinnen. Darüber habe er sich überhaupt keine Gedanken gemacht, sagte Foda. Lieber sprach er vom Gesamtpaket, das ihn überzeugt habe. Vom guten Gefühl nach den Gesprächen, von der grossen Freude, die er verspüre, auch wenn er natürlich wisse, dass ihn keine einfache Aufgabe erwarte.
Als er im Bauch des Letzigrunds seinen neuen Cheftrainer vorstellte, wies Ancillo Canepa bald einmal darauf hin, dass es sich um einen ehemaligen Bundesliga-Spieler handle. Es ist eine Liga, die der Zürcher Präsident mag, das betonte er auch selbst nochmals, um dann gleich zu sagen, dass das bei der Trainerwahl keine Rolle gespielt habe. Aber vielleicht stimmt das nicht ganz, vielleicht versuchen sie beim FC Zürich, alles wieder ein wenig so zu machen wie letzten Sommer - in der Hoffnung, dass es zumindest ähnlich gut kommt wie mit André Breitenreiter.
Laut Marinko Jurendic, dem Sportchef, hat der FC Zürich einen erfahrenen Trainer gesucht, einen, der schon Erfolge gefeiert hat und die Zürcher Philosophie weiterentwickeln kann. Und sei dann «ziemlich schnell» zu Foda gekommen, wie er das formulierte.
Auf Foda wartet nun die delikate Aufgabe, das von Breitenreiter hinterlassene Fundament zu verwalten. Er muss das ohne Ousmané Doumbia tun, den wichtigen Balljäger im Mittelfeld. Noch immer ist unklar, ob Assan Ceesay, der torgefährlichste Stürmer, beim Verein bleibt.
Über seine Ziele wollte Foda nicht sprechen, dafür ist ihm noch zu wenig klar, wie sein Kader aussehen wird. Aber bestimmt hat er die Qualifikationsspiele zur Champions League im Kopf, die ab Mitte Juli anstehen. Auch Präsident Canepa formulierte keine Vorgabe an seinen neuen Trainer, sprach aber davon, dass es naiv wäre, wieder den Meistertitel als Ziel auszurufen.
Als Ende März Österreich und Schottland in Wien gegeneinander spielten, verloren sich nur knapp 7000 Zuschauer im weiten Rund des Happel-Stadions. Es war das letzte Spiel von Franco Foda als österreichischer Nationaltrainer. Kurz zuvor hatte er nach der verpassten WM-Qualifikation seinen Rücktritt angekündigt. Die Kulisse in Wien bot dann den passenden Rahmen für die Abschiedsvorstellung des Mannes, der in Österreich nie innig geliebt wurde in seinen fast fünf Jahren als Teamchef.
Foda schaffte es mit Österreich zwar an die letzte EM und ärgerte dort im Achtelfinal den späteren Europameister Italien bis in die Verlängerung. Doch er musste sich stets Kritik für seinen Spielstil anhören. Foda, schrieb das Fussballmagazin «Ballesterer», begreife Fussball als «ein Spiel der Fehlervermeidung». Auch Begriffe wie Beamtenfussball oder Sicherheitswahn fielen schon mal in Österreich, wo er als Trainer mit Sturm Graz einmal Meister und einmal Cupsieger wurde. Foda kennt die Kritik, er wehrte sich gegen sie – und kündigte an, mit dem FC Zürich dynamisch und aktiv spielen lassen zu wollen. (aargauerzeitung.ch)