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Diese 6 Fehler könnten für Nati-Trainer Yakin zum Verhängnis werden

Switzerland's head coach Murat Yakin is disappointed during the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer match between Israel and Switzerland at Pancho Arena in Felcsut, southwest of Budapest, Hu ...
Nach dem Unentschieden gegen Israel muss sich Murat Yakin einmal mehr hinterfragen.Bild: keystone

Diese 6 Fehler könnten für Nati-Trainer Murat Yakin zu Stolpersteinen werden

Die Schweizer Nationalmannschaft kommt unter Murat Yakin derzeit nicht aus dem Negativstrudel heraus. Daran hat auch der Trainer seinen Anteil.
16.11.2023, 10:5616.11.2023, 13:55
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Nach acht von zehn Runden in der EM-Qualifikation steht die Schweiz ungeschlagen auf Platz 1, das Erreichen des Tickets für die Europameisterschaft im nächsten Jahr scheint nur noch Formsache. Dennoch herrscht Unruhe beim Nationalteam und steht Trainer Murat Yakin in der Kritik. Viel zu selten hat die Schweiz gegen eigentlich klar unterlegene Gegner überzeugt. Dabei wirkte Yakin auch im Nachgang der Partien nicht immer souverän – und wurde gar schon von einigen Spielern kritisiert.

Doppelfehler gegen Portugal

Begonnen hat die Nati-Misere mit dem Ausscheiden an der WM im letzten Dezember, als die Schweiz im Achtelfinal gegen Portugal 1:6 unterging. Yakin setzte dabei auf zwei noch nicht vollständig von einer Grippe genesene Spieler, die während der Partie beide Probleme hatten. Später erklärte der Trainer, dass er Yann Sommer und Fabian Schär in der Partie nicht hätte einsetzen dürfen. Da aber auch sonst einige Spieler mit der Krankheit zu kämpfen hatten – unter anderem die Verteidiger Silvan Widmer und Nico Elvedi – blieb Yakin nicht viel anderes übrig, als auf Schär zu setzen.

Portugal's defender Pepe, right, celebrates after scoring a goal next to Switzerland's defender Manuel Akanji, Switzerland's goalkeeper Yann Sommer and Switzerland's defender Fabia ...
Weder Goalie Yann Sommer noch Fabian Schär (r.) waren beim Spiel gegen Portugal wirklich fit.Bild: keystone

Problematischer war hingegen das Experiment mit der Dreierkette. In seinem 20. Spiel als Nationaltrainer liess Yakin sein Team zum ersten Mal nicht mit einer Viererkette in der Defensive auflaufen. Dies funktionierte jedoch nicht, gerade der Angriff litt unter der stärker defensiven Ausrichtung. Obwohl die beiden Gegentore in der ersten Halbzeit nach Standardsituationen fielen, stellte Yakin zur Pause wieder auf das altbewährte System mit vier Verteidigern um – besser wurde es jedoch nicht. Nach der 1:6-Klatsche kritisierte unter anderem Xherdan Shaqiri die taktische Ausrichtung der Schweizer: «Der Trainer gibt uns immer einen Plan mit und der ist in diesem Fall nicht aufgegangen.»

Fehlende Intensität im Training

Es war nicht das letzte Mal, dass einer der etablierten Nati-Spieler öffentlich Kritik am Trainer übte. Nachdem die Schweiz mit drei Siegen in die EM-Qualifikation gestartet war, liess sie sowohl gegen Rumänien als auch im Kosovo Punkte liegen, obwohl sie bis in die Nachspielzeit hinein geführt hatte. Nach dem zweiten 2:2-Unentschieden in Serie sprach Granit Xhaka von einem «komischen Spiel» mit wenig Tempo und wenigen Zweikämpfen. Es habe sich nicht wie ein Quali-Spiel angefühlt. Dann sagt er: «Es war allgemein eine komische Woche, schon im Training hatten wir wenig Tempo und so sind wir dann auch aufgetreten.»

Trainer Murat Yakin versuchte in der Folge, die Wogen zu glätten, es kam zu einer Aussprache zwischen ihm und dem Captain. Lediglich, dass die Kritik öffentlich geäussert wurde, rügte der 49-Jährige. Der Vorwurf bleibt aber: Der Kapitän hielt die Trainings-Methoden von Yakin und seinem Staff für zu lasch und zu wenig intensiv. Dies habe es dem Team schwer gemacht, im Spiel konsequenter aufzutreten. Ob sich daran gross etwas geändert hat, lässt sich nach den letzten Partien zumindest anzweifeln.

Ständiger Verlust der Kontrolle über das Spiel

Denn auch zuletzt verspielte die Nati wieder zweimal Führungen. Gegen Belarus wurde aus einem 1:0-Vorsprung plötzlich ein 1:3-Rückstand, der noch aufgeholt werden konnte, und gegen Israel kassierten die Schweizer den Ausgleich zum 1:1 erneut kurz vor Schluss. Es zeichnet sich immer ein ähnliches Bild ab. Die Schweiz startet gut in die Spiele, geht irgendwann in Führung, aber verpasst es, die Partie vollständig an sich zu reissen.

Anstatt ein zweites, drittes oder gar viertes Tor nachzulegen, wiegt sich das Team zu sehr in Sicherheit und gerät fast ein bisschen in Trance. So verlieren die eigentlich favorisierten Schweizer jeweils die Kontrolle übers Spiel und werden unsicher. Natürlich liegt es auch an den Profis selbst, ihr Spiel über 90 Minuten durchzuziehen, doch muss der Trainer spätestens, wenn er merkt, dass das Spiel etwas schludrig wird, neue Impulse setzen.

Switzerland's midfielder Ardon Jashari, Switzerland's midfielder Xherdan Shaqiri, Switzerland's midfielder Granit Xhaka and Switzerland's defender Ricardo Rodriguez, from left to r ...
Nur im WM-Gruppenspiel gegen Serbien gelang es der Schweiz unter Yakin trotz eines Rückstands zu gewinnen.Bild: KEYSTONE

Allgemein fällt auf, dass die Schweiz unter Yakin zwar viele Führungen verspielt, aber nur selten noch zu einem Punktgewinn kommt, wenn sie in Rückstand gerät. In zehn Partien, in denen dies der Fall war, verlor sie siebenmal und drehte nur das letzte WM-Gruppenspiel gegen Serbien zu einem Sieg.

«Müssen uns defensiv nicht vorbereiten»

Mit seinem Kommentar nach dem 3:3-Unentschieden gegen Belarus sorgte Yakin dann für Fragezeichen. «Gegen solche Teams müssen wir uns defensiv nicht vorbereiten», sagte der Trainer, nachdem sein Team von Spielern aus den Ligen von Belarus oder Kasachstan teils vorgeführt wurde. Obwohl er recht hat, dass gegen diese Gegner vor allem das Offensivspiel und das Unterbinden von Kontern in den Umschaltphasen zählen, ist eine solche Aussage sehr unglücklich – gerade nach einer solch enttäuschenden Leistung.

Instabile Defensive

Zumal die Verteidigung nicht nur Belarus viel zu viele Möglichkeiten bot. Dass in der Defensive wenig Konstanz herrscht, ist auch der Personalsituation mit der langen Verletzung von Silvan Widmer oder der zu Beginn der Saison mangelnden Matchpraxis von Nico Elvedi geschuldet. Doch auch Yakin sorgte mit seiner erneuten Umstellung von Vierer- auf Dreierkette während der EM-Qualifikation für Verunsicherung.

Schon beim 2:1-Erfolg gegen Fussballzwerg Andorra musste die Dreierkette aus Akanji, Elvedi und Rodriguez gegen Ende des Spiels zittern. Gegen Rumänien brach dieselbe Zusammensetzung in den letzten Minuten auseinander. Dass es im Anschluss mit vier Verteidigern nicht wirklich besser wurde, lag auch daran, dass Akanji als Nebenmann Fabian Schär zur Seite gestellt wurde. Da beide Innenverteidiger auch spielerisch stark sind und sich gerne mal ins Offensivspiel einschalten, fehlte in den Spielen im Kosovo und gegen Belarus die defensive Absicherung.

Anders als das Duo Akanji-Elvedi waren Akanji und Schär nicht wirklich eingespielt und vor allem Zweiterer sah bei manchen Gegentoren in den Spielen gegen Kosovo und Belarus überhaupt nicht gut aus. Am gestrigen Mittwoch setzte Yakin dann statt auf den in Mönchengladbach wieder gesetzten Elvedi auf Cedric Zesiger, der gerade in der zweiten Halbzeit völlig überfordert war. Als rechten Aussenverteidiger setzte er den polyvalenten Edimilson Fernandes ein. Er verschuldete den 1:1-Ausgleich und flog in der Folge vom Platz. Anstatt auf bewährte Mittel zu setzen, wagte Yakin ein weiteres Experiment, was sich nicht auszahlte.

Offensive Ideenlosigkeit

Doch nicht nur in der Defensive hatte die Schweiz in den letzten Spielen Probleme. Auch offensiv tut sie sich teils schwer, echte Chancen herauszuspielen. Gegen Israel war dies mit zwei Lattentreffern zwar nur bedingt der Fall, doch fehlte es auch hier an Gefahr durchs Zentrum. Die Flügelspieler Ruben Vargas und Noah Okafor sowie Stürmer Zeki Amdouni wurden zu selten in Szene gesetzt und mussten sich meist selbst ihre Chancen kreieren.

Dies hatte vor allem damit zu tun, dass ein echtes Bindeglied zwischen den Mittelfeldspielern und dem Angriffstrio fehlte. Zwar versuchten sowohl Granit Xhaka als auch Remo Freuler sich in die Offensive einzubinden, doch ist keiner der beiden ein echter Spielmacher und wehrte sich Ersterer in der Vergangenheit gegen die Rolle des offensiven Mittelfeldspielers. Ein Akteur, der diese hingegen schon häufig erfolgreich ausfüllte, sass über 90 Minuten auf der Bank.

«Es war kein Spiel für Xherdan Shaqiri», sagte Yakin nach der Partie. Dabei hätte die Kreativität des 32-Jährigen den Schweizern gutgetan. Und auch Djibril Sow hätte als Zehner agieren können, wie er an der WM unter anderem gegen Serbien bewiesen hat. Doch ihn nominierte Yakin gar nicht erst. So ist neben den Aussenverteidiger-Positionen auch die offensive Rolle im Mittelfeld dünn besetzt. Etwas, wofür sich Yakin ebenfalls Vorwürfe gefallen lassen muss.

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Die Nati-Noten nach dem 1:1 gegen Israel
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Die Nati-Noten nach dem 1:1 gegen Israel
Yann Sommer – Note 3,5: Einmal beinahe überrascht von hinter der Mittellinie. Einmal guckt er den Ball an die Latte. Und dann beim Ausgleich machtlos. Wieder nicht zu Null. Scheint vom Glück verlassen.
quelle: keystone / tamas vasvari
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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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herrelsener
16.11.2023 13:32registriert Juli 2023
Ich kann mich nur wiederholen: Yakin ist kein Trainer, er ist ein Zocker. Der macht die Aufstellung so, wie andere einen Lottozettel ausfüllen. Kommt dazu, dass er ein Kumpel-Typ ist, während seine verwöhnten, stinkreichen Jungs Führung, Disziplin und Autorität bräuchten (Petkovic lässt grüssen). Der Verband, die Berner Jass-Freunde, beziehen ihr Wissen um das Innenleben der Nati aus dem Blick. Das beste was passieren kann, ist eine Nicht-Qualifikation. Dann Schnitt und alles auf neu.
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baBIELon
16.11.2023 13:42registriert August 2016
Tami-nomol! Wieviele Stolpersteine darf er noch haben bevor es reicht?
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Max Dick
16.11.2023 13:06registriert Januar 2017
Noch heute feuern.
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