Am gestrigen Montagabend stand Cristiano Ronaldo nicht im Kader von Al-Nassr, das für das Achtelfinal-Hinspiel der asiatischen Champions League in den Iran gereist war. So viel ist klar. Doch von den Gründen, weshalb der 40-jährige Portugiese beim 0:0 gegen Esteghlal in Teheran nicht auf dem Feld stand, gibt es verschiedene Versionen.
Schon im Vorfeld der Partie hatte der saudische Klub verlangt, dass das Spiel auf neutralem Boden gespielt werde, weil Ronaldo nicht im Iran spielen wolle. «Aufgrund der schlechten Erfahrungen, die Ronaldo in der Vergangenheit in Teheran machen musste», hiess es in Al-Nassrs offiziellem Schreiben an Esteghlal.
This is the reception Cristiano Ronaldo and Al-Nassr received in Iran 😳
— B/R Football (@brfootball) September 18, 2023
(via @AlNassrFC)pic.twitter.com/mhxa8kVDNV
Damit erinnert der Klub an die Geschehnisse vom September 2023, als Ronaldos Reise nach Teheran einen grossen Fan-Ansturm ausgelöst hatte. Hunderte Menschen begleiteten den Teambus schon vom Flughafen zum Hotel, im Anschluss wurde dann gar die Lobby der Unterkunft gestürmt. Ronaldo wurde von Sicherheitsleuten in sein Zimmer eskortiert. Obwohl angeblich alles friedlich ablief, wollte der Stürmer dies wohl nicht noch einmal erleben.
Und weil sowohl Irans Verband als auch der Klub aus der Hauptstadt die Anfrage ablehnten, reiste Ronaldo nicht zum Spiel, obwohl die Organisatoren versichert hatten, alle notwendigen Massnahmen getroffen zu haben, um Al-Nassr und Ronaldo einen angenehmen Aufenthalt in Teheran zu ermöglichen.
Es handelt sich dabei um die offizielle Version für Ronaldos Fernbleiben aus dem Iran. Am Tag des Spiels wurde jedoch noch eine zweite Theorie aufgestellt. So berichtete RMC Sport, dass ihm im streng islamischen Land 99 Peitschenhiebe drohen könnten. Der Grund dafür ist ein fast zwei Jahre zurückliegender Vorfall und mehrere damit zusammenhängende Klagen iranischer Anwälte.
الرسامة الإيرانية فاطمة تزور مقر بعثة الفريق في طهران 🤩
— نادي النصر السعودي (@AlNassrFC) September 19, 2023
و تلتقي بقائد #النصر كريستيانو رونالدو 💛 pic.twitter.com/0HsoMIacGv
Ronaldo hatte sich während der Reise nach Teheran vor anderthalb Jahren mit einer Frau mit Behinderung ablichten lassen und ihr eine Umarmung sowie einen Kuss auf die Wange gegeben. Diese hatte ihm Bilder geschenkt, die sie mit ihren Füssen gemalt hatte. Im Iran würden solche Handlungen mit Frauen, mit denen man nicht verheiratet ist, aber als Ehebruch angesehen. Dies kann mit Gefängnis und bis zu 99 Peitschenhieben bestraft werden.
Auch die Furcht vor einer solchen Strafe wäre ein legitimer Grund für das Abblasen einer Reise in den Iran. Was auch immer nun wirklich hinter Ronaldos Fernbleiben vom Hinspiel steckt, im Rückspiel vom nächsten Montag stehen der portugiesische Rekordtorschütze und sein Team unter Zugzwang. Nach dem 0:0 in Teheran braucht es gegen Esteghlal in Riad mindestens ein Tor, um den Viertelfinal zu erreichen. (nih)