Als Manuel Akanji im Sommer 2018 von Basel nach Dortmund wechselte, waren die Erwartungen an den Verteidiger hoch. Als Mann, der «auf höchstem europäischem Niveau» spielen kann, wurde er vom BVB bei seinem Wechsel angekündigt. Auch die «Bild» empfing Akanji mit Vorschusslorbeeren und schrieb zum Winterthurer:
Zu Beginn konnte der Schweizer den hohen Erwartungen allerdings nicht ganz gerecht werden. Akanji etablierte sich zwar schnell als Stammspieler, schaffte aber den erhofften Leistungssprung auch aufgrund von mehreren kleinen Verletzungen nicht.
Stattdessen stand Akanji immer wieder in der Kritik. Als «Sicherheitsrisiko» wurde er nach einem Eigentor gegen Freiburg vor gut zwei Jahren von den «Ruhr Nachrichten» bezeichnet, die «WAZ» bezeichnete ihn als «instabil». So blieb Dortmund auch seit der Ankunft Akanjis in der Meisterschaft hinter den Erwartungen und konnte Branchenprimus Bayern zuletzt nicht mehr ernsthaft fordern.
In dieser Saison scheint Akanji aber endlich wieder an seine besten Leistungen anknüpfen zu können. Der Schweizer steigerte sich zuletzt und hatte so grossen Anteil am guten Saisonstart des BVB. Mit 24 Punkten in zehn Spielen ist Dortmund so gut gestartet wie seit drei Jahren nicht mehr, Leader Bayern hat nur einen Punkt mehr auf dem Konto. Am Samstag gegen Köln gab es zudem auch dank eines starken Akanjis den ersten Sieg ohne Gegentor in dieser Saison.
Mit dieser Leistungssteigerung hat sich auch die Berichterstattung der deutschen Presse über Akanji verändert. Zu einem «Sinnbild der Konstanz» sei der Schweizer geworden, schreibt etwa «Eurosport», und somit «zum Abwehrchef der Schwarz-Gelben». Dabei werden gleich mehrere Attribute gelobt:
Auch die Zahlen belegen, dass Akanji in dieser Saison ein besserer und wichtigerer Spieler geworden ist. So überzeugte er in dieser Saison offensiv mit der zweitbesten Quote an gestoppten Dribblings innerhalb der Bundesliga und den siebtmeisten geblockten Schüssen sowie offensiv mit den meisten gespielten Pässen und der viertbesten Passquote.
Beim renommierten «kicker» kommt er damit auf einen bisherigen Notenschnitt von 2,9, der fünftbeste aller Bundesliga-Verteidiger. Zum Vergleich: In der Rückrunde der letzten Saison war dieser noch bei 3,23, eineinhalb Jahre zuvor gar bei 3,89.
Für die Leistungssteigerung wurde Akanji in dieser Saison auch bereits von einem prominenten Arbeitskollegen geadelt. «Ich war schon immer von Akanji fasziniert und er kann noch mehr leisten», sagte Europameister Giorgio Chiellini vor dem Duell mit der Schweiz in der WM-Quali, «meiner Meinung nach nähert er sich dem richtigen Alter, um seinen Höhepunkt zu erreichen.»
Kann Akanji diesen Höhepunkt tatsächlich erreichen, kann ihm nach dieser Saison womöglich gar ein weiterer Schritt zugetraut werden. «Er ist der vielleicht einzige Schweizer, der eines Tages in den Top 10 spielen kann», meinte Ex-Natispieler Stéphane Henchoz gegenüber dem «Blick» und führte aus: «Liverpool, Bayern, Manchester City oder United, Barcelona, Real – ich traue es ihm zu, er hat alle Qualitäten.»
Noch besitzt Akanji allerdings einen Vertrag bis 2023 in Dortmund. Mit dem BVB hat der Verteidiger in den nächsten Partien nun die Möglichkeit zu zeigen, wie gut er wirklich geworden ist. Denn in naher Zukunft dürfte die Dortmunder Defensive besonders stark gefordert sein: Am Mittwoch steht das Heimspiel gegen Ajax Amsterdam an, welchem man im Hinspiel gleich mit 0:4 unterlag, am Wochenende muss der BVB dann zum schwierigen Auswärtsspiel nach Leipzig. (dab)
Die Instabilität der Abwehr einfach dem deutlich jüngeren Akanji in die Schuhe zu schieben, statt mal zu hinterfragen, warum die hochdekorierten Topverdiener dieses Klubs einfach seit Jahren keine Konstanz hinkriegen, empfand ich immer als unfair.
Aber egal, Akanji will und kann Weltkasse, der kann damit umgehen.