Plötzlich wurde es still im Stadion. In der 65. Minute der Partie zwischen Bournemouth und Luton sackte Tom Lockyer, der Captain der Gäste, zusammen und blieb regungslos liegen. Der 29-Jährige war tot – und zwar für ganze zwei Minuten und 40 Sekunden. Dass er nun über den Vorfall im vergangenen Dezember sprechen kann, hat Lockyer dem Medizinstab zu verdanken, die ihn wiederbelebt haben. «Ohne sie wäre ich heute nicht hier», erzählt der Verteidiger in einem von Luton Town veröffentlichten Interview.
Für Lockyer war es nicht der erste Kollaps auf dem Fussballfeld. Bereits im Aufstiegsplayoff im Mai 2023 musste er ins Spital gebracht werden, weil er nach wenigen Minuten des entscheidenden Spiels gegen Coventry ohne Fremdeinwirkung zusammengebrochen war. Den Sieg seiner Teamkollegen im Penaltyschiessen verfolgte Lockyer dann aus dem Krankenbett. Am liebsten hätte er sein Team aber trotz des Zwischenfalls auf dem Platz im Wembley unterstützt, wie er jetzt sagt: «Ich war aus einem Traum aufgewacht und fühlte mich sofort gut und wollte weiterspielen.»
Tom’s Dad here. Tom is ok. Very happy but so sad he can’t be there with his team mates. Here is the moment……. pic.twitter.com/4mxlyGqbhI
— Steve Lockyer (@sl_cardiff) May 27, 2023
Deshalb dachte er auch in Bournemouth, dass die leichte Benommenheit kurz vor dem Kollaps nur von kurzer Dauer sein würde. Doch: «Als ich wieder zu mir kam, habe ich sofort gemerkt, dass es anders war als im Wembley. Ich konnte nicht sprechen und mich nicht bewegen.» Er konnte zwar sehen, hören und fühlen, was passiert, doch habe es sich wie eine Ewigkeit angefühlt, bis er wieder sprechen konnte. «Ich dachte erst, ich sterbe gerade», so Lockyer.
Der walisische Nationalspieler merkte auch, dass die Betreuerinnen und Betreuer deutlich panischer gewesen seien als noch wenige Monate zuvor. «Es ist ohnehin unglaublich, was sie tun», findet Lockyer, «aber unter diesem Druck und mit der Tatsache, dass sie mich kennen und wir befreundet sind, ist es noch schwieriger. Ich kann nicht hoch genug einschätzen, was sie getan haben, und stehe für immer in ihrer Schuld.»
Zwei Monate nach seinem Herzstillstand gehe es Lockyer wieder gut: «Ich bin immer noch hier und fühle mich normal.» Dennoch ist es für Vorhersagen über seine Zukunft zu früh. Klar ist aber, dass der Kapitän des Premier-League-Debütanten «liebend gerne wieder spielen würde, wenn es eine Chance gibt». Helfen soll ihm dabei auch sein implantierter Defibrillator, dank dem er sich so sicher fühlt wie nie. Auch Christian Eriksen von Manchester United und Daley Blind vom FC Girona tragen einen solchen.
Luton captain Tom Lockyer explains how his newly-fitted defibrillator will 'give him a shock' if his heart-rate goes outside of the normal parameters 💭 pic.twitter.com/pYFps3A5vF
— Sky Sports Premier League (@SkySportsPL) February 20, 2024
Anders als der konventionelle ICD, bei dem die Spitze der intravenösen Elektrode direkt in die Herzkammer vorgeschoben wird, trägt Lockyer seinen Defibrillator aussen am Brustkorb. Der sogenannte subkutane ICD ist aufgrund der dickeren Elektrode deutlich robuster. So kann die Anzahl möglicher Elektrodenbrüche minimiert und die Hauptschwachstelle der konventionellen ICDs weitestgehend umgangen werden. Dies kann gerade im Profifussball von grosser Bedeutung sein.