Die FCB-Basis ist seit Dienstag in Aufruhr. Die «bz» hat publik gemacht, dass der Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG sein Defizit in Höhe von 1,2 Millionen Franken aus dem Geschäftsjahr 2022 mittels Kapitalschnitt decken und sich dafür anteilsmässig auch beim Verein bedienen will. Dies ist ein Bruch jeder Gepflogenheit, dass die Fanbasis das Betriebsdefizit eines Profifussballklubs ausgleichen soll.
Der Verein hält 25 Prozent an der Fussball-AG. Wenn der Verein nicht bis zum 10. Februar seinen Anteil von 300'000 Franken auftreibt oder die Mitglieder an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung am 7. Februar gegen die Beteiligung des Vereins an diesem Finanzmanöver stimmen, findet die Sanierung ohne den Verein statt. Dafür würde sein Anteil an der AG auf lediglich noch marginale 10 Prozent sinken.
Für einen Millionenbetrieb und millionenschwere Hauptaktionäre wären die 300'000 Franken, die der Verein zahlen soll, eine überschaubare Summe, die auch auf andere Art und Weise beschafft werden könnte. Über die eigentlichen Hintergründe der Forderung schweigen sich die Verantwortlichen um FCB-Präsident David Degen und die Mitbesitzer Dan Holzmann, Ursula Rey-Krayer und Andreas Rey aber auch am Mittwoch weiter aus. So brodelt die Gerüchteküche. Viele Fans äussern auf Twitter oder in den Kommentarspalten ihren Unmut über die Konfrontation der Besitzer. Und auch Vereinspräsident Reto Baumgartner sagt: «Es birgt eine Menge Sprengstoff.»
Der Verein ist mit der Juristin Carol Etter zwar im Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG vertreten, doch er wurde gemäss Präsident Reto Baumgartner erst vergangene Woche informiert: Innerhalb eines Monats habe er 300'000 Franken beizusteuern, wenn er seine Anteile behalten wolle. Damit setzen Degen und Co. der Basis die Pistole auf die Brust. Die Vermutung liegt nahe, dass sie insgeheim hoffen, dass der Verein nicht mitziehen kann. Dann würde die Holding vollständig die neuen Aktien zeichnen. Für lediglich 300'000 Franken könnten die Holdingaktionäre damit ihren Anteil um 15 auf insgesamt 90 Prozent ausbauen. Ein gutes Geschäft.
Ein Kapitalschnitt ist in der Wirtschaft ein bewährtes Mittel, um Minderheitsaktionäre, die nicht zahlen wollen oder können, loszuwerden. Zudem sollte ein Kapitalschnitt ohne solche Hintergedanken einer Firma eine längerfristige Perspektive bieten.
Doch eine solche ist bei der FC Basel 1893 AG nicht gegeben. Bereits mit dem laufenden Geschäftsjahr 2023 droht das nächste Defizit. Sollte der Klub nicht international erfolgreich Prämien kassieren oder Erlöse durch Spielerverkäufe machen, muss erneut Geld her. Und da Degen und Co. offensichtlich nicht gewillt sind, auch nicht für das gesamte Defizit aus dem Jahr 2023 aufzukommen, drängt sich eine nächste Sanierungsrunde auf. In der Fortsetzung des nun eingeschlagenen Weges wäre der Verein zur nächsten Abgabe gezwungen.
Gerade David Degen hat allerdings auch alles Interesse daran, dass sich der Verein am Verlust beteiligt. Denn wenn weiterhin gilt, dass Degen mindestens 40 Prozent an der Holding hält, hat er selbst für die Defizitdeckung 360'000 Franken aufzubringen. Sollte der Verein Forfait geben, muss Degen innerhalb der Holding für 480'000 Franken aufkommen – und dies, obwohl er deutlich gemacht hat, dass er selbst kein Geld mehr habe, um allfällige Löcher beim FC Basel zu stopfen. Der Verein könnte ihm helfen, mit minimalem Mitteleinsatz seine Macht im Klub zu halten.
Schwierig wird es für Degen, wenn weder der Verein einzahlt, noch er selbst in der Lage ist, die nötigen flüssigen Mittel freizuspielen, wenn etwa das finanzpotente Ehepaar Rey-Krayer das Defizit ganz übernimmt und dies über eine Kapitalerhöhung in der Holding organisiert. Dann würde Degens Anteil von angenommenen 40 auf lediglich noch 26 Prozent sinken. Der Retter des FC Basel würde austauschbar, ein Krach unter den Hauptaktionären wäre programmiert.
Dem Anschein nach agieren Degen und sein Privatfinancier Dan Holzmann sowie die Rey-Krayers derzeit allerdings einhellig. Dies führt auf die Spur, dass mit dem Kapitalschnitt und neuen Aktien in gleicher Höhe die Möglichkeit geschaffen werden soll, um neue Investoren auf AG-Ebene zu gewinnen.
Wenn der Verein auf sein Zeichnungsrecht verzichtet, könnte die Holding die günstig erworbenen Aktien zu einem höheren Preis wieder abgeben. Alleine bei einer konservativen Schätzung, dass die AG einen Wert von 20 Millionen Franken hat, liessen sich die neuen Aktien zu einem zehnmal höheren Preis veräussern. Im besseren Fall würde die Holding die Mittel nutzen, um künftige Defizite zu decken. Im schlechteren Fall sind dies die Millionengewinne, die sich Degen bei seinem Einstieg beim FC Basel versprochen hat.
Diesen Weg könnte allerdings auch der Verein einschlagen: Er kann, wie von Degen gefordert, die Kapitalsanierung mitmachen und für 300'000 Franken neue Aktien zeichnen. Um sich schadlos zu halten, könnte auch der Verein so viele davon wieder an Privataktionäre verkaufen, bis das Geld wieder eingespielt ist: Bei der Annahme, die AG habe einen Wert von 20 Millionen Franken, müsste der Verein dafür nur gerade 1,5 Prozent seiner Aktien verkaufen – und nicht 15 Prozent, wenn ganz auf diese Option verzichtet.
Eine solche Aktion des Vereins wäre allerdings eine offene Kampfansage an die Mehrheitsaktionäre. Den Tabubruch, die Fans zur Kasse zu bitten, haben allerdings Degen und Co. zu verantworten.
LG Dave
Ps. Äs gat um sach.