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SRF: Warum Benjamin Huggel nur spricht, wenn Sascha Ruefer es will

Benjamin Huggel SRF-Experte
Benjamin Huggel unterstützt Sascha Ruefer aktuell während der Natispielen.Bild: SRF

Reden auf Knopfdruck: Warum Benjamin Huggel nur spricht, wenn Sascha Ruefer es will

Seit diesem Jahr spricht Nati-Experte Huggel auf SRF auch live während des Spiels. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Sascha Ruefer? Und was ist davon zu halten?
15.10.2025, 10:04
Etienne Wuillemin / ch media

Für viele Nati-Fans ist Sascha Ruefer, 53, fast so wichtig wie die Spieler auf dem Rasen und der Trainer daneben. Was er am Bildschirm sagt, wird im ganzen Land diskutiert. Seit 2009 kommentiert Ruefer die Nati-Spiele. Neu ist seit diesem Jahr aber: Während des Spiels ist nicht nur Ruefer zu hören. Sondern auch Benjamin Huggel.

Huggel, 48, ist langjähriger Experte fürs Schweizer Fernsehen rund um das Nationalteam. Als ehemaliger Nati-Spieler mit 41 Länderspielen erklärt er jene Dinge, die Nicht-Fussball-Expertinnen und Experten auf den ersten Blick übersehen. Neu tut Huggel das seit diesem Jahr bereits live während der Spiele – nicht nur vorher, in der Pause und danach.

Sascha Ruefer
Kommentator SRF Sport
2022
Seit 2009 kommentiert Ruefer die Spiele der Nationalmannschaft.Bild: SRF/Oscar Alessio

Spannend wird es insbesondere dann, wenn sich Ruefer und Huggel über eine ganz konkrete Situation nicht einig sind. So wie am letzten Freitag, als die Schweiz in Schweden einen Penalty erhält. Foul oder nicht? Diese Frage stellen sich vor den TV-Bildschirmen alle. In so einer Situation einer Diskussion statt nur einer Einschätzung zu lauschen, ist ein Mehrwert.

Wann darf Huggel reden? Das entscheidet alleine Ruefer

Eine Frage umtreibt die TV-Zuschauer jedoch: Wann darf Huggel überhaupt reden? Seine Redezeit ist hörbar limitiert. Pikant: Es ist sogar Ruefer selbst, der entscheidet, wann sich Huggel einschalten darf. Warum ist das so? Huggels Rolle ist weiterhin klar definiert als «Experte» – und nicht als «Co-Kommentator». Das bedeutet: Ruefer hält die Fäden in den Händen. Und greift bei Bedarf auf Huggels Expertise zurück. Huggel ist so lange stummgeschaltet, bis Ruefer auf den Knopf drückt.

Huggel selbst sagte letzte Woche im Interview mit CH Media dazu: «Ich musste schmunzeln, als ich kürzlich in einer Kommentarspalte gelesen habe: Das ist nun mal nicht meine Aufgabe. Die Hoheit, wann ich zugeschaltet werde, liegt bei Sascha. Ansonsten bleibt mein Mikrofon stumm, was wegen meinen Emotionen vielleicht besser für alle ist.» Die Kommunikation zwischen Ruefer und Huggel während des Spiels findet auch mittels Handzeichen und kleinen Notizen statt. So gibt Huggel Ruefer zu verstehen, wenn er sich einschalten möchte.

Swiss midfielder Benjamin Huggel, left, fights for the ball with Luxembourg's Dan Collette in the World Cup South Africa 2010 Group 2 qualifying soccer match between Luxembourg and Switzerland at ...
Als Spieler war Huggel selbst für die Nati aktiv.Bild: KEYSTONE

Die Unterschiede zum Duo Stettler/Rinast bei den Nati-Frauen

Interessant ist: Beim Nationalteam der Frauen verfolgt SRF eine andere Strategie. Calvin Stettler und Rachel Rinast – auch sie Ex-Nationalspielerin – kommentieren die Spiele gemeinsam. Beide sind während der gesamten Spielzeit «on air». Sie kommentieren und diskutieren konsequent gemeinsam. Ihr Stil hat einen hohen Wiedererkennungswert, weil sie auch die Unterhaltung des Publikums als Teil der Aufgabe ansehen. Die beiden schaffen es, dem Publikum das Spiel auf eine Art und Weise nahezubringen, als würden sie selbst gemeinsam in der Wohnstube vor dem Fernseher sitzen und über das laufende Fussballspiel diskutieren.

Zurück zu Huggel. Er orientiert sich in seiner Rolle an Bastian Schweinsteiger. Der Weltmeister mit Deutschland von 2014 bringt seine Expertise bei ARD ein. Mit dem kleinen, aber durchaus entscheidenden Unterschied, dass Schweinsteiger über Leute verfügt, die ihm im Hintergrund zuarbeiten. Huggel ist bei SRF dagegen der Alleinunterhalter als Experte.

Auffallend ist überdies, dass Huggel das TV-Publikum neuerdings auch rund um die Spiele an Orte mitnimmt, die normalerweise verborgen sind. Beispiel: Kurz bevor die Akteure den Platz betreten, bespricht Huggel mit Moderator Paddy Kälin, wer warum als Letzter aus der Garderobe kommt und was kurz vor Anpfiff unter den Spielern besprochen wird. Es ist das Bemühen, das Publikum zu Hause möglichst nahe ans Geschehen zu bringen.

Wie sieht das Konzept bei der WM aus?

Die Zwischenbilanz: Huggels Analysen während des Spiels sind ein Gewinn. Was hingegen noch fehlt: etwas mehr Schärfe. Das muss nicht nur Kritik sein. Die Diskussionen zwischen Ruefer und Huggel dürfen noch zunehmen. Und auch eine Prise Unterhaltung und Humor mehr würde nicht schaden.

Was uns zur Überlegung bringt: Es wäre reizvoll, Rachel Rinast einmal als Co-Kommentatorin von Sascha Ruefer zu sehen. Warum nicht an der WM 2026?

Der Cheftrainer der Schweizer Fussballnationalmannschaft, Murat Yakin, links, diskutiert mit Sascha Ruefer, Sportreporter von SRF, nachdem er das Kader fuer die bevorstehenden Laenderspiele bekannt ge ...
Ruefer im Gespräch mit Nationaltrainer Murat Yakin.Bild: keystone

Das sagt SRF

Daniel Bolliger ist Leiter Live bei SRF Sport. Er sagt auf Anfrage von CH Media: «Wir sind zufrieden mit den Neuerungen, inklusive den punktuellen Einschaltungen von SRF-Experte Benjamin Huggel. Im Zusammenspiel mit der Moderation vor Ort hat die Berichterstattung an Nähe gewonnen, was wir als Mehrwert für unser Publikum sehen.»

Zudem gewährt er einen Ausblick Richtung WM 2026. Ist es ein Thema, Sascha Ruefer einen fixen Co-Kommentator oder eine Co-Kommentatorin zur Seite zu stellen? Bolliger sagt: «Benjamin Huggel ist SRF-Fussball-Experte und primär für Einordnungen und Analysen in der Pause sowie vor und nach den Nati-Spielen zuständig. Zusätzlich schaltet er sich während den Partien punktuell in den Live-Kommentar ein, etwa bei speziellen Szenen oder für taktische Einschätzungen. Klassische Co-Kommentatoren sind derzeit nicht vorgesehen.» (riz/aargauerzeitung.ch)

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England: 17. Teilnahme an einer Weltmeisterschaft
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quelle: keystone / toms kalnins
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69 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rodger
15.10.2025 10:11registriert November 2020
Könnte man das auch umdrehen? Also Ruefer redet nichtmehr auf Knopfdruck von Huggel
20213
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SF_49ers
15.10.2025 10:11registriert Mai 2020
Ich fände mehr huggel und weniger ruefer wünschenswert. Mehr fachwissen und weniger gelafer
17515
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Grandmaster
15.10.2025 10:16registriert Dezember 2024
Na wir sind ja schon Froh wenn der Ruefer weiss gegen wen die Schweiz gerade spielt. Im letzten Spiel hat der die Slowenen auch als Kosovaren betitelt.
Unvergessen der Match gegen Mexiko wo plötzlich Spanier gegen uns spielten und das Resultat 4:3 anstatt 4:2 war.
12313
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Mit einem Trainer, der beim FCZ enttäuschte: Kosovo träumt vom grossen Coup
Einzig der Kosovo kann der Schweizer Nationalmannschaft das WM-Ticket noch streitig machen. An der Seitenlinie steht mit Franco Foda ein Trainer, der vor drei Jahren auch kurz in der Schweizer Super League tätig war.
Mit 4:0 setzte sich die Schweizer Nationalmannschaft zum Auftakt der laufenden WM-Qualifikation zu Hause gegen den Kosovo durch. Bereits nach einer Halbzeit erzielte die Nati vier Tore und die Gäste schienen heillos überfordert. Die Schweizer waren dermassen überlegen, dass sich Kapitän Granit Xhaka nach der Partie im Interview unglücklich über das Resultat zeigte: «Wenn wir so weiterspielen wie zu Beginn, machen wir das fünfte, sechste oder siebte Tor. Schade ist es am Ende nur ein 4:0.»
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