Verteidiger Dayot Upamecano wird die Begegnung mit Manchester City in schlechter Erinnerung behalten. Nach einem fehlerhaften Hinspiel stand der Franzose von Bayern München auch im Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester City (1:1) im Fokus. Upamecano rutschte im Duell mit Erling Haaland aus, darauf schoss der Norweger sein Team in Führung:
Und wer den Schaden hat, braucht für den Spott bekanntlich nicht zu sorgen:
— Out Of Context Football (@nocontextfooty) April 19, 2023
Upamecano hatte Glück, dass er zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch auf dem Rasen sein durfte. Er sah nach einer Notbremse an Haaland früh Rot – doch der Platzverweis wurde wegen einer knappen Offsideentscheidung zurückgenommen.
Haaland baute mit dem Treffer seine Führung in der Torschützenliste der Königsklasse aus. Er führt mit 12 Toren deutlich vor den bereits ausgeschiedenen Mohamed Salah (Liverpool) und Kylian Mbappé (PSG), die jeweils acht Mal trafen. Nur noch theoretische Chancen auf die Torschützenkrone hat Vinicius Junior, der Real-Brasilianer steht bei sechs Toren.
Das wahrscheinlich grösste Ärgernis im Fussball gibt auch nach diesem Spiel zu reden: die Handspiel-Regel. Beide Teams erhielten einen Penalty zugesprochen, bei welchem dem Abwehrspieler jeweils wirklich keine Absicht vorgeworfen werden konnte.
Während Haaland die Chance für ManCity liegen liess, gelang Bayerns Joshua Kimmich wenige Minuten vor dem Ende der Ausgleich. Dem ManCity-Schweizer Manuel Akanji war der Ball aus kürzester Distanz an den Arm geschossen worden. «Das war kein Penalty. Aber mittlerweile ist es halt so: Wenn der Ball an die Hand geht, ist es Penalty», sagte Akanji.
Mit der Feststellung, dass Erling Haaland beinahe nach Belieben trifft, überraschen wir wohl niemanden. Auch aus elf Metern ist der Knipser eine Bank. Bei mittlerweile 33 verwandelten Penaltys verschoss er gestern erst seinen dritten Versuch.
Die vielleicht schönste Reaktion dazu gab es von Arsenal-Legende Paul Merson. Der englische Ex-Nationalspieler kommentierte für Fernsehzuschauer, die sich die Übertragung im Pay-TV nicht leisten wollten oder konnten, im Stil eines Radio-Reporters:
🗣️ "OHHH, HE'S HIT ME!!"
— Sky Sports Football (@SkyFootball) April 19, 2023
Never change, Merse... Never change 🤣
Erling Haaland MISSES a penalty against Bayern Munich 😱 pic.twitter.com/TyK1j9S13S
Nach dem Hinspiel prasselte viel Kritik auf Yann Sommer. Die berühmt gewordenen «fehlenden Zentimeter» des Bayern-Torhüters waren auch Thema am Wochenende beim 1:1 gegen Hoffenheim. Der Schweizer Nati-Goalie äusserte sich nach dem Ausscheiden gegenüber dem «Blick». Er fühle sich sehr wohl in München, betonte Sommer.
«Ich beschäftige mich mit jenen Dingen, die ich beeinflussen kann», sagte er in Richtung der TV-Experten. «Ich analysiere meine Spiele sehr genau mit Leuten, die mir dabei helfen können.» Dass seine Leistungen auch von anderen beäugt werden, ist für den 34-Jährigen längst Alltag, er stört sich nicht daran. «Das ist ein Teil des Geschäfts, das gehört dazu.»
Mit Clément Turpin wird Thomas Tuchel kaum seine nächsten Ferien verbringen. Der französische Schiedsrichter zeigte Bayern Münchens Trainer erst Gelb und später Rot, verwies ihn so auf die Tribüne. Tuchel war auch nach dem Spiel noch in Rage, zückte für den Schiri «Note 6. Von der ersten Minute, von der ersten Entscheidung an.» Was in der Schweiz fantastisch wäre, ist in Deutschland das glatte Gegenteil.
Als Bayern-Trainer ist Tuchel erst einige Wochen im Amt. Zwei Siege in sechs Partien sind die schlechteste Antrittsbilanz seit über dreissig Jahren, seit Sören Lerby 1991.
Trotz Ausscheiden in DFB-Pokal und Champions League darf er bleiben. Im «Kicker» betonte Präsident Oliver Kahn: «Wir sind total überzeugt davon, dass wir mit Thomas Tuchel wieder die Qualität bekommen, um früher oder später wieder dort zu sein, wo wir eigentlich hinwollen: nämlich ganz nach oben.» Es dürfte eher Sportchef Hasan Salihamidzic sein, hinter dessen Zukunft beim deutschen Rekordmeister je länger je mehr ein Fragezeichen steht.
Wie im Vorjahr kommt es im Halbfinal zum Duell zwischen Real Madrid und Manchester City. Damals gewannen die Engländer das torreiche Hinspiel 4:3, schieden dann aber nach einer 1:3-Niederlage nach Verlängerung im Rückspiel aus. So gewann Real Madrid anschliessend den Henkelpott.
Diesen endlich auch einmal in die Höhe stemmen zu dürfen, ist seit Jahren das grosse Ziel der Scheichs, die ManCity besitzen. Dafür klotzen sie mit ihren Millionen, die sie Pep Guardiola für die Zusammenstellung des Kaders spendieren. Der spanische Trainer sagte nach dem Halbfinal-Einzug: «Jeder weiss: Wenn du die Champions League gewinnen willst, musst du dafür Real Madrid schlagen.»
Sein Mittelfeldspieler Bernardo Silva ist voller Optimismus, dass es dieses Mal klappen wird. «Ich habe den Eindruck, dass unser Team sehr, sehr zuversichtlich ist. Ich denke, wir schaffen das.» Manchester City hat von allen Teams in der Champions League die meisten Tore geschossen und die wenigsten erhalten.
Der Finalgegner kommt aus Mailand, das steht fest. Im anderen Halbfinal begegnen sich die Lokalrivalen Milan und Inter. Diese Champions-League-Halbfinal-Paarung gab es vor exakt 20 Jahren bereits. Nach einem 0:0 und einem 1:1 kam die AC Milan weiter. Sie holte sich dann im Final auch den Titel – nach einem weiteren 0:0 dank einem Sieg im Penaltyschiessen gegen Juventus Turin.