Tausende Follower verfolgen sie täglich auf Instagram. Sie zeigt sich beim Training, wie sie mit Freundinnen Italien erkundet, oder lässt sich gemeinsam mit ihrem Freund, dem Fussballer Elijah Okafor (dem jüngeren Bruder von Natispieler Noah Okafor) ablichten. «Sie» ist Alayah Pilgrim.
Auf die Frage, wer ihre «Best Buddies» im Nationalteam seien, nennt sie viele Spielerinnen. Als einer der ersten Namen fällt Alisha. Unweigerlich drängt sich die Frage auf: Wandelt Alayah Pilgrim auf den Spuren von Natispielerin und Influencerin Alisha Lehmann? Strebt auch sie eine Zweitkarriere als Social-Media-Star an?
Abwegig wäre es nicht. Denn für viele Fussballerinnen sind die Einnahmen durch Kooperationen eine wichtige zweite Einnahmequelle. Mit dem Geld, das sie als Fussballerinnen erhalten, kommen sie durch – das, was sie mit Werbung und Co. verdienen, können sie zur Seite legen.
Die Grundvoraussetzungen bei der 22-jährigen Offensivkraft stimmen. 500'000 Follower zählt die AS-Roma-Spielerin auf Instagram, das ist der zweithöchste Wert in der Schweizer Nati. In ihren Posts präsentiert sich die Aargauerin selbstbewusst und stark.
Während des Media-Points in Nottwil wirkt Pilgrim, die mit dem FCZ vor zwei Jahren Schweizer Meisterin wurde, aber beinahe etwas schüchtern. Sie erzählt ruhig, fast schon leise. Angesprochen auf ihre Aktivitäten auf Social Media sagt sie: «Es war eine Entwicklung. Ich finde, es gehört zu unserem Job.» Und zwar zu jenem als Profifussballerin. Denn für Pilgrim ist klar: Priorität geniesst der Sport.
Das ist vielleicht auch der grösste Unterschied, vergleicht man sie mit der populärsten Schweizer Fussballerin Alisha Lehmann. Denn während bei Lehmann die Instagramposts abseits des Fussballplatzes in der Überzahl sind, ist das bei Pilgrim anders. Nur sporadisch postet sie Bilder, die nichts mit Fussball zu tun haben.
Und auch ein Blick auf die Partnerschaften der beiden Spielerinnen weist einen grossen Unterschied auf: Während Lehmann unter anderem für Bikinimode wirbt, tut Pilgrim das für einen portablen Smoothie-Mixer, der ihr einen Vitaminkick während dem Training verleihe.
«Ich präsentiere bewusst viel vom Sport. Ich will als Fussballerin wahrgenommen werden, denn das bin ich», so Pilgrim. Gerade jetzt mit der Heim-EM ist das Interesse an ihr gestiegen. «Ich musste lernen, Nein zu sagen. Denn das Wichtigste ist immer, dass man sich voll und ganz auf den Fussball konzentrieren kann.» Pilgrim habe deswegen angefangen auszusuchen, was sie mache und was sie lieber sein lasse, sodass der Sport am Ende nicht darunter leidet.
Ohnehin wirbt Pilgrim nur dann für ein Produkt oder eine Marke, wenn sie zu 100 Prozent dahintersteht. «Ich habe auf Instagram und Co. ein junges Zielpublikum. Und da ist es mir wichtig, meine Vorbildfunktion wahrzunehmen.»
Aber wenn der Sport offenbar bei zu viel Instagram-Aktivität leidet, wieso will Pilgrim überhaupt online präsent sein? Wieso gehört es für sie zum Job? Die Antwort liegt auf der Hand. Es sei eine Art, mehr mediale Aufmerksamkeit für den Frauenfussball zu erzeugen. «Wir können den Menschen zeigen, dass wir starke Frauen sind», so Pilgrim. Man erreiche so viele Menschen via Instagram, sodass es für jede Fussballerin auch eine Chance sei, sich als Vorbild zu präsentieren. (riz/aargauerzeitung)