Es ist nicht das erste Mal, dass Lothar Matthäus und sein ehemaliger Arbeitgeber Bayern München aneinandergeraten. Angefangen hatte alles mit einer Fehde zwischen dem deutschen Rekordnationalspieler und dem ehemaligen Präsidenten des FC Bayern, Uli Hoeness.
Hoeness liess sich im November 2002 nach Kritik von Matthäus am FC Bayern zu folgender Aussage über Matthäus hinreissen: «Solange Karl-Heinz Rummenigge und ich beim FC Bayern was zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion.»
Die beiden legten ihren Streit jedoch schnell wieder bei und sorgten anlässlich des 60. Geburtstags von Matthäus im März 2021 mit dem Spruch von damals für Lacher bei den Vereinsmitgliedern. Der einstige Bayern-Spieler war auf der Titelseite des Vereinsmagazins «51» auf einem Rasenmähertraktor in der Allianz-Arena zu sehen. Darunter war die Überschrift «Im grünen Bereich» zu lesen.
"Matthäus wird bei uns nicht mal Greenkeeper"
— rubidus (@rubidus73) March 3, 2021
Doch! #Säbener51 pic.twitter.com/GROF8gSphg
Nun kam es zum neusten Konflikt zwischen dem siebenfachen deutschen Meister und dem Vorstandsvorsitzenden der Bayern, Oliver Kahn. Matthäus bemängelte den Stil der Münchner bei der Entlassung von Julian Nagelsmann.
In seiner Kolumne für Sky Sport prangert er dabei vor allem die Art und Weise der Entlassung von Nagelsmann bei den Bayern an. Es sei ihm «ein Rätsel, wie es sein kann, dass ein italienischer Journalist als Erster über die Vorgänge an der Säbener Strasse berichten kann».
Doch das ist nicht der Hauptkritikpunkt des 62-Jährigen. Es stört ihn sehr, dass die Bayern-Verantwortlichen Nagelsmann noch vor einigen Wochen als «Langzeitprojekt» bezeichnen und ihn dann feuern. Matthäus bemängelt in diesem Zusammenhang die fehlende Glaubwürdigkeit bei den Chefs des FC Bayern.
Dem Weltmeister von 1990 kommt das familiäre Gefühl, welches den «FC Bayern von allen anderen Vereinen unterscheidet», immer mehr abhanden. «Das Mia san Mia wird teilweise mit Füssen getreten.»
Diese Aussage schlug Oliver Kahn besonders auf den Magen. Vor dem Spiel gegen den BVB war der Vorstandsvorsitzende des deutschen Rekordmeisters zu Gast bei Sky, für welches Matthäus als Experte fungiert. Kahn wollte daraufhin eine Erklärung seines ehemaligen Mitspielers haben, was er unter dem Begriff «Mia san Mia» denn verstehe.
Matthäus wich Kahn allerdings aus: «Oliver, ich mache hier keinen Privatkrieg gegen dich. Du kannst mich jederzeit anrufen ...» Kahn blieb allerdings beharrlich und wollte eine Antwort. Matthäus erklärte ihm daraufhin: «Ich kenne auch viele Leute beim FC Bayern. Mit denen sitzt du an einem Tisch. Ich kenne Leute, die du vielleicht gar nicht kennst beim FC Bayern ...» Der ehemalige Weltklasse-Torhüter wollte «Ich kenne Leute» jedoch nicht als Argument durchgehen lassen.
Da ging es heiß her vor dem Spiel zwischen Lothar Matthäus und Oliver Kahn. 😲
— Sky Sport (@SkySportDE) April 1, 2023
Den verbalen Schlagabtausch in ausführlicher Form könnt ihr hier sehen:https://t.co/TcLuryHlCr#DerKlassiker #FCBBVB pic.twitter.com/zeAV6Y1o8M
Matthäus betonte, dass er sich mit diesen Leuten über den FC Bayern unterhalte und von ihnen seine Informationen beziehe. Er sage nicht, dass es beim FC Bayern schlechter geworden sei. Es sei lediglich anders geworden.
«Ich weiss nicht, ob es anders geworden ist. Also pass auf, vielleicht leidet hier der eine oder andere auch an Erinnerungsverklärung oder Erinnerungsverzerrung. Auch zu unserer Zeit, als wir gespielt haben, du kannst dich wahrscheinlich noch erinnern, gab es immer wieder Entscheidungen, die nicht einfach waren», entgegnete Kahn genervt. Es habe immer wieder konsequente Entscheidungen und Entscheidungen gegeben, die für den Erfolg des Vereins hätten getroffen werden müssen. Kahn betont: «Das ist nicht immer populär und ich glaube, wir haben es uns sehr, sehr gut begründet. Immer diese Unterstellung, wir würden den Stil des FC Bayern nicht wahren, also da wäre ich mal ganz, ganz vorsichtig.»
Auch am ehemaligen Bayern-Präsidenten Uli Hoeness ging die Debatte zwischen Kahn und Matthäus logischerweise nicht vorbei. Er stellt sich dabei hinter Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic. Gegenüber dem Kicker sagte er: «Ich sehe kein Problem für den FC Bayern, sondern eher für Lothar Matthäus. Er muss seine Aussagen beweisen.»
Hoeness hält Nagelsmanns Ski-Urlaub für viel entscheidender in der Causa um dessen Freistellung als Trainer des FC Bayern. «Julian Nagelsmann hätte nach der Niederlage in Leverkusen nicht in den Ski-Urlaub fahren dürfen. Wäre er in München geblieben, hätte man sich am Montag oder Dienstag zusammengesetzt und gesprochen. Und wer weiss, was dann passiert wäre?»
Thomas Tuchel hält der Ehrenpräsident indes «für die Ideallösung. Seine zwei Pressekonferenzen waren summa cum laude, eine druckreife Ausdrucksweise. Das ist Bayern München. Er hat diesen Verein in zwei Tagen verinnerlicht.»
Am Tag nach dem 4:2-Sieg des FC Bayern im Topspiel war Kahn erneut zu Gast bei Sky. Diesmal beim Fussball-Talk «Sky 90». Hier äusserte er sich erneut zum Streit mit Matthäus am Abend zuvor. Kahn erklärte: «Das gehört auch zum ‹Mia san Mia›, dass man sich mal streitet und auseinandersetzt.» So soll es auch schon während der gemeinsamen aktiven Zeit von Matthäus und Kahn bei den Bayern gewesen sein.
"Ich gehe nicht davon aus, dass er [...] nicht die Wahrheit sagt. Mich irritiert die zeitliche Abfolge. - Lothar Matthäus erneuert seine Aussage über Oliver Kahn. #sky90 pic.twitter.com/hnDPsBs6Qa
— Sky Sport (@SkySportDE) April 2, 2023
Am meisten habe den Vize-Weltmeister von 2002 allerdings die Aussage von Matthäus, man habe das «Mia san Mia» mit Füssen getreten, getroffen. Es sei ihm mehr darum gegangen, zu erfahren, was Matthäus damit meinte. Allerdings sagte er auch: «Über solche Themen kann man durchaus mal diskutieren.» Das Thema scheint für den «Titan» damit zumindest vorerst gegessen zu sein.