Mit der Schliessung des Winter-Transferfensters am Donnerstagabend besteht nun Gewissheit: Bayern München wird in dieser Saison keinen weiteren Mittelfeldspieler unter Vertrag nehmen.
Die Verpflichtung einer von Trainer Thomas Tuchel im Sommer vehement geforderten «Holding 6» (ein Sechser, der seine Position vor der Abwehr hält und vor allem über defensive Qualitäten verfügt) ist ausgeblieben. Dabei schien das defensive Mittelfeld zeitweise das grösste Problem der Münchner zu sein.
Dass die Münchner unter anderem von einem Kauf von João Palhinha, dessen Transfer im vergangenen August erst auf den letzten Metern gescheitert war, Abstand genommen haben, liegt auch an einem 19-jährigen Hoffnungsträger. Dabei handelt es sich um Aleksandar Pavlovic, der in Tuchels Augen der möglicherweise einzige echte Sechser im Kader ist.
Weder Joshua Kimmich, noch Leon Goretzka oder die weiteren zentralen Mittelfeldspieler wie Raphaël Guerreiro oder Konrad Laimer erfüllen die Vorstellungen des Trainers für die Rolle als «Holding 6» so gut, wie Pavlovic es bisher getan hat. Schon nach seinen ersten beiden Profieinsätzen im Herbst war Tuchel voll des Lobs für den deutschen U20-Nationalspieler.
«Er ist ein schlauer und sehr strategischer Spieler», sagte der 50-Jährige nach dem 4:0-Sieg in Dortmund, bei dem Pavlovic den Schlusstreffer vorbereitet hatte. Dabei fing er einen Pass des Gegners ab und steckte den Ball dann im Fallen zu Harry Kane durch. «Das, was er macht, macht er mit vollem Bewusstsein», so Tuchel, der anfügte: «Er ist extrem fleissig und ein netter Kerl.»
Wenige Tage vor dem Spiel gegen den BVB hatte Pavlovic, der schon unter Julian Nagelsmann regelmässig mit der 1. Mannschaft trainieren durfte, seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Das Vertrauen der Führungsetage, die ihn bis 2027 binden konnte, bezahlte er in der Folge bisher zurück. Im Dezember lieferte Pavlovic bei seinem zweiten Einsatz von Beginn an eine hervorragende Leistung.
Nach dem 3:0-Erfolg gegen Stuttgart, bei dem er erneut als Vorbereiter brillierte, wurde er von allen Seiten gefeiert. In ihm habe Bayern endlich die Lösung fürs defensive Mittelfeld, hiess es in verschiedenen Medien. Sportdirektor Christoph Freund lobte die Übersicht und die gute Technik sowie das Selbstvertrauen und das Verlangen nach dem Ball Pavlovics, während Trainer Tuchel sagte: «Er hatte nur Kurzeinsätze in den letzten Wochen, umso höher muss man seine Leistung bewerten.»
Einen Stammplatz sicherte sich Pavlovic damit zwar noch nicht – dies wird bei der starken Konkurrenz ohnehin schwer –, weshalb auch schwer vorherzusagen ist, ob er am Samstag gegen Mönchengladbach (15.30 Uhr) in der Startformation stehen wird. Doch kristallisiert er sich aufgrund seiner Fähigkeiten als Ballverteiler und robuster Zweikämpfer immer mehr als optimale «Holding 6» für das Team von Thomas Tuchel heraus.
Sowohl in der Zweikampfstatistik als auch bei der Anzahl an Pässen in die Tiefe gehört Pavlovic gemäss fbref.com zu den Besten bei Bayern München. Am vergangenen Wochenende erzielte er beim 3:2-Sieg in Augsburg sein erstes Profitor.
Das tut auch der Seele des Klubs und der Fans gut. Denn Pavlovic ist ein echter Münchner. Als Sohn serbischer Eltern wurde er dort am 3. Mai 2004 geboren und spielt, seit er sieben Jahre alt ist, im Nachwuchsleistungszentrum des grossen FC Bayern. Ab der U8 hat er alle Juniorenteams des Rekordmeisters durchlaufen.
Damit erinnert er an Bayern-Legenden wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder natürlich Thomas Müller. Der 34-Jährige ist neben Pavlovic das einzige echte Eigengewächs im aktuellen Kader. Kein Wunder geht es Müller wie vielen Anhängern des Klubs: «Ich bin ein Fan von Pavlo.»