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Wundertüte Afrika-Cup: Die Gründe für die überraschenden Viertelfinals

Angola's Gelson Dala, celebrates with his teammates, after scoring second goal during the African Cup of Nations Round of 16 soccer match between Angola and Namibia, at the Peace of Bouake stadiu ...
Bislang vierfacher Torschütze: Gelson Dala (10) und Angola fordern nun Nigeria.Bild: keystone

Wundertüte Afrika-Cup – keiner der letzten Viertelfinalisten ist dieses Mal noch dabei

Wer vor dem Afrika-Cup die Favoriten aufgrund des Abschneidens beim letzten Turnier bestimmte, lag damit kreuzfalsch. Denn in den Viertelfinals, die heute und morgen stattfinden, steht kein einziges Team, das schon bei der letzten Ausgabe unter den letzten Acht stand.
02.02.2024, 11:3102.02.2024, 14:43
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«Der Afrikameister wird ganz sicher nicht aus dem Maghreb kommen.» Das behauptete ein erfahrener Fussball-Journalist aus Ghana gegenüber watson-Redaktor Reto Fehr, der den Afrika-Cup an der Elfenbeinküste in der Startwoche besuchte.

Fehrs Reporterkollege, der die drückende Hitze als Hauptargument ins Feld führte, sollte sich als Kenner erweisen. Denn die Viertelfinal-Paarungen lauten wie folgt:

  • Nigeria – Angola
  • DR Kongo – Guinea
  • Mali – Elfenbeinküste
  • Kap Verde – Südafrika
African Cup of Nations Round of 16: Cape Verde vs Mauritania 2024 January 29 2024: Garry Mendes Rodrigues Cap Verde celebrate during a African Cup of Nations Round of 16 game, Cape Verde vs Mauritania ...
Kap Verde winkt der erstmalige Vorstoss in die Halbfinals.Bild: www.imago-images.de

Viele Grosse sind gestrauchelt

Die Mannschaften aus dem Norden des Kontinents? Alle ausgeschieden. Algerien und Tunesien jeweils sieglos als Gruppenletzte, Ägypten (im Penaltyschiessen gegen DR Kongo) und WM-Halbfinalist Marokko (0:2 gegen Südafrika) in den Achtelfinals.

Auch andere Grössen des afrikanischen Fussballs strauchelten: Kamerun und Senegal in den Achtelfinals, Ghana schon in der Vorrunde. All dies führte zur Tatsache, dass das Teilnehmerfeld in den Viertelfinals ein völlig anderes ist als am letzten Afrika-Cup vor zwei Jahren. Bemerkenswert ist, dass kein einziger der acht Viertelfinalisten von damals nun erneut so weit vorgestossen ist.

Tatsächlich mussten mitunter die erschwerten Bedingungen als Begründung herhalten, dass es den Favoriten nicht lief. Die Rede ist von stumpfen Plätzen mit trockenem Rasen, welcher Teams im Ballbesitz nicht entgegen komme. Die Hitze, kombiniert mit einer hohen Luftfeuchtigkeit, macht vielen zu schaffen. Um 17 und 20 Uhr Ortszeit, wenn die Viertelfinals gespielt werden, ist es in Abidjan immer noch über 30 Grad warm und die Luftfeuchtigkeit beträgt um die 70 oder 80 Prozent.

DR Congo's head coach Sebastien Desabre, centre, speaks with his players during a water break at the African Cup of Nations Round of 16 soccer match between Egypt and DR Congo, at the Laurent Pok ...
Spieler der DR Kongo während einer Trinkpause.Bild: keystone

FIFA-Gelder für Fussballplätze – oder für Funktionäre?

Emeka Enyadike, eine renommierte Stimme des afrikanischen Fussballs, nannte in der «FAZ» einen weiteren Grund dafür, dass viele Topteams strauchelten: das Geld. «Einst kleine Fussballnationen haben aufgeholt und entwickeln den Fussball in ihren Ländern geschickt. Dort – zum Beispiel in Mauretanien – sitzen Verantwortliche, die wirklich Sinnvolles anfangen mit den Geldern, die sie vom Fussball-Weltverband FIFA erhalten», sagte der Südafrikaner. In Ländern wie Ghana, Nigeria oder Kamerun würden die Millionen offenbar irgendwo versickern. «Wir beobachten das seit Jahren.»

Gut möglich, dass der Afrika-Cup den achten Sieger bei den letzten acht Austragungen erhält. Von den letzten sieben Siegern sind nur zwei Teams noch dabei, Nigeria und die Elfenbeinküste.

Das Feld ist offen

Unter diesen Voraussetzungen ist es gewagt, nun Favoriten benennen zu wollen. Vielleicht den Gastgeber? Die Elfenbeinküste enttäuschte zunächst, warf nach der Vorrunde Trainer Jean-Louis Gasset raus, schaffte es als Gruppendritter aber doch noch glücklich in die K.o.-Phase. Ex-Nationalspieler Emerse Faé übernahm und dank dem Weiterkommen herrscht wieder Zuversicht.

Ivory Coast soccer fans celebrate at a viewing center in Abidjan, Ivory Coast after Ivory Coast soccer team defeated Senegal in a penalty shootout during their African Cup of Nations round of 16 socce ...
Nach dem Sieg gegen Senegal wurde in der Elfenbeinküste die Nacht zum Tag gemacht.Bild: keystone

Als Nigerias Prunkstück erwies sich bislang die Abwehr mit bloss einem Gegentreffer in vier Partien. Schlägt vielleicht endlich die Stunde von Mali? Die «Adler» galten schon häufig als Anwärter, gewonnen haben sie den Afrika-Cup noch nie. Oder triumphiert zum erst zweiten Mal Südafrika? Weiter als bis in die Viertelfinals schaffte es die «Bafana Bafana» in diesem Jahrtausend nie. Nun wartet mit Kap Verde ein vermeintliches Leichtgewicht, das allerdings in der Vorrunde Ghana besiegte und gegen Ägypten ein Unentschieden holte.

Wobei eben: Das mit den Prognosen ist so eine Sache. Vor den Achtelfinals hätte wahrscheinlich auch kaum jemand gedacht, dass mit Senegal, Marokko und Äquatorialguinea gleich drei der sechs Gruppensieger scheitern. Auf dem Kontinent, der in der westlichen Welt oft als chaotisch wahrgenommen wird, scheint auf dem Fussballplatz Anarchie zu herrschen. In dieser Form sah das womöglich nicht einmal der weitgereiste Chronist aus Ghana kommen.

Das Programm des Afrika-Cups
Viertelfinals am Freitag, 2. Februar:
18.00 Uhr MEZ: Nigeria – Angola
21.00 Uhr MEZ: DR Kongo – Guinea

Viertelfinals am Samstag, 3. Februar:
18.00 Uhr MEZ: Mali – Elfenbeinküste
21.00 Uhr MEZ: Kap Verde – Südafrika

Halbfinals am Mittwoch, 7. Februar:
18.00 Uhr MEZ: Nigeria/Angola – Kap Verde/Südafrika
21.00 Uhr MEZ: Mali/Elfenbeinküste – DR Kongo/Guinea

Final am Sonntag, 11. Februar:
21.00 Uhr MEZ

Die Partien werden in der Schweiz mit deutschem Kommentar auf dem TV-Sender «Sportdigital» übertragen.
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Fans am Afrika-Cup 2024
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Fans am Afrika-Cup 2024
Die Elfenbeinküste hat starke Unterstützung.
quelle: keystone / sunday alamba
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