Diese Woche absolviert die Schweizer Nati die letzten Spiele in der Nations League, erst in Spanien (Samstag), dann gegen Tschechien (Dienstag). Derweil rückt die WM immer näher – und damit auch das Wiedersehen zwischen der Schweiz und Serbien.
Schweiz, Serbien, Brasilien, Kamerun – das sind die vier Teams der Gruppe G. Gut möglich, dass erst am letzten Spieltag klar ist, welche zwei Teams sich für den Achtelfinal qualifizieren. In diesem Fall wäre Schweiz-Serbien eine Art Finalspiel, womit die Affiche nicht weniger emotional werden dürfte wie jene an der WM 2018, als die Schweiz dank Shaqiris Tor in der Nachspielzeit 2:1 gewann.
Es war eine Partie mit vielen Nebengeräuschen. Die Provokationen der Serben. Die Doppel-Adler von Xhaka, Shaqiri und Lichtsteiner. Der Fussball geriet zur Nebensache. Droht das auch in Katar wieder?
Im Nachgang der Doppel-Adler-Affäre kreierte der Fussballverband die Stelle des «Nati-Direktors», Pierluigi Tami erhielt den Job. Er hat nun den Auftrag, zu verhindern, dass die Partie ähnlich hohe Wellen schlägt wie damals.
Wie geht er vor? Hat es bereits Gespräche gegeben mit dem Team? Zunächst einmal stellt Tami eines klar: «Die WM besteht nicht nur aus dem Serbien-Spiel. Auch wenn wir wissen, wie speziell dieses Spiel ist, wenn man bedenkt, was 2018 passierte.»
Noch am Tag der Auslosung traf die Schweizer Delegation Dragan Stojkovic, Serbiens Trainer. «Er sagte uns: ‹Es ist unser aller gemeinsamer Wunsch, dass es rund um dieses Spiel nur um Fussball geht›», erzählt Tami. Das war am 1. April.
Im Mai gab es dann ein Treffen zwischen Verbandspräsident Dominique Blanc, Generalsekretär Robert Breiter und deren Amtskollegen bei den Serben. Diese legten Blanc und Breiter ebenfalls dar, dass es auch dem serbischen Team rein um Fussball gehe. Die Frage ist einfach, ob das auch bei Fans und Politikern der Fall sein wird. Aus diesen Kreisen stammten die heftigen Provokationen rund um das WM-Spiel 2018.
Bei aller Zuversicht, dass der Rahmen des Spiels nicht mehr derart gehässig ist wie vor vier Jahren, sagt Nati-Direktor Tami auch: «Wir dürfen die Emotionen, die eine WM auslöst, nicht vergessen. Wir werden grosse Emotionen erleben. Und ich denke darum, dass wir dies mit den Spielern thematisieren werden – aber zum richtigen Zeitpunkt. Momentan liegt der Fokus auf der Nations League.»
Selbstverständlich ist Tami sich aber bewusst, dass 2018 auch auf Seiten der Schweiz nicht alles gut lief. Die Doppeladler-Gesten von Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Stephan Lichtsteiner haben viel Wirbel ausgelöst. Tami sagt: «Wir wollen nicht mehr die gleichen Fehler machen. Wir sind da, um Fussball zu spielen – und nichts anderes. Wir wollen keine politischen oder religiösen Botschaften absenden.»
Und er ergänzt: «Wir wollen unsere Werte repräsentieren. Einer davon ist: Respekt. Wir zeigen Respekt für andere Meinungen. Für mich wäre es ein Fehler, wenn wir Fans, egal in welchem Spiel, mit einer Geste provozieren.» Was bedeutet das konkret? Darf es keinen weiteren Doppeladler geben? Tami sagt: «Es soll weder Worte noch Gesten noch allgemein ein Verhalten geben, das andere Sensibilitäten provoziert. Wenn wir jubeln, dann um unsere Freude zu zeigen, das ist wichtig. Aber wir müssen dabei nicht provozieren.»
Schliesslich sagt der Nati-Direktor noch: «Das fällt mir auch im Vereinsfussball auf. Manchmal schiesst ein Spieler ein Tor und jubelt vor der gegnerischen Fankurve. Das ist nicht besonders respektvoll.»
Heisst: Für die Nati-Spieler ist der Doppeladler ab sofort verboten.