Der umstrittene spanische Frauenfussball-Nationaltrainer Jorge Vilda hat sich am Samstagabend ebenfalls von seinem Verbandschef Luis Rubiales distanziert. Der Weltmeistercoach verurteilte den Kuss, den Rubiales bei der WM-Siegerehrung der Spielerin Jennifer Hermoso gegeben hatte.
«Ich bedauere zutiefst, dass der Erfolg des spanischen Frauenfussballs durch das unangemessene Verhalten unseres Präsidenten Luis Rubiales, das er selbst zugegeben hat, beeinträchtigt wurde», hiess es in Vildas Mitteilung, über die spanische Medien berichteten. «Es besteht kein Zweifel, dass es inakzeptabel ist und überhaupt nicht die Prinzipien und Werte widerspiegelt, die ich in meinem Leben, im Sport im Allgemeinen und im Fussball im Besonderen, verteidige.» Er verurteile «jedwede Macho-Haltung».
Bislang hatte Vilda sich noch hinter den Verbandspräsidenten gestellt. Den Berichten zufolge will er seinen Trainerjob weiterhin behalten. Im vergangenen Jahr hatte es Beschwerden von 15 Spielerinnen gegen Vilda gegeben, die sich über schlechte Gesundheit und emotionale Verfassung beklagten. Noch am Freitag hatte Rubiales dem Trainer einen neuen Vertrag angeboten.
Zuvor hatte der Grossteil von Vildas Trainerstab seinen Rücktritt eingereicht, die Weltmeisterinnen befinden sich im Streik. Auch der Coach der spanischen Männer-Nationalmannschaft, Luis de la Fuente, hatte das Verhalten von Verbandschef Rubiales am Samstag als «falsch» kritisiert. Beide Trainer hatten bei der ausserordentlichen Generalversammlung des Verbandes am Vortag noch während Rubiales' Wutrede applaudiert.
Der Präsident hatte mit seinem Kuss auf den Mund von Weltmeisterin Jennifer Hermoso nach dem 1:0-WM-Endspielsieg gegen Europameister England vor Wochenfrist weltweite Empörung ausgelöst. Trotzdem verweigerte Rubiales am Freitag seinen Rücktritt, der Weltverband FIFA sperrte ihn allerdings am Samstag für 90 Tage.
«Ich verurteile das falsche und unangemessene Verhalten des Präsidenten des Verbandes», sagte de la Fuente in einer Erklärung, die von der staatlichen Nachrichtenagentur EFE verbreitet wurde.
Elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren am Samstag aus den Funktionsteams der weiblichen Nationalmannschaften zurückgetreten, unter anderem Vildas Assistenten. Der Staff wollte damit seinen Protest gegen Rubiales zum Ausdruck bringen, hiess es. (nih/t-online)