Dass Brügge gefährlich sein kann, wusste Atalanta Bergamo spätestens nach der 1:2-Niederlage im Hinspiel. Aber mit einem solchen Startfurioso war nun wirklich nicht zu rechnen. Gleich nach zwei Minuten brachte Chemsdine Talbi den Aussenseiter aus Belgien in Führung, nach nicht einmal einer halben Stunde erhöhte der 19-Jährige auf 2:0 und kurz vor der Pause traf in Bergamo auch noch Ferran Jutgla mit einem wuchtigen Distanzschuss für die Gäste.
Diesen Rückstand konnten die Italiener nicht mehr umdrehen. Auch weil Ademola Lookman – der Held des Europa-League-Finals – nach seinem Tor zum 1:3 aufgrund einer Abseitsstellung erst einen Treffer aberkannt bekam und dann auch noch einen Penalty vergab. So gewann Brügge auch das Rückspiel und steht zum erst zweiten Mal in der Klubgeschichte im Achtelfinal der Champions League, wo es entweder auf Lille oder Aston Villa trifft.
Einen grossen Anteil daran hatte auch Ardon Jashari, der am Dienstagabend als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde. Der 22-jährige Luzern-Junior, der im Sommer für sechs Millionen Euro nach Brügge kam, zeigte über 90 Minuten eine brillante Leistung. Die Experten der UEFA lobten: «Er war der Motor der Mannschaft heute. Defensiv war er überall zur Stelle und er war auch offensiv stark.» Am auffälligsten war sein Sololauf vor dem zweiten Tor. Weil Christos Tzolis noch an Bergamos Goalie scheiterte, bekam Jashari keinen Assist gutgeschrieben, der Treffer ging dennoch zu einem grossen Teil auf seine Kappe.
Ob der Leistung des defensiven Mittelfeldspielers gerieten auch die Experten bei «Blue» ins Schwärmen. «Er machte einen brillanten Match», sagte Marco Streller und zeigte sich überzeugt: «Der ist dick angestrichen in den Notizblöcken der Scouts von den Topklubs.» Zuletzt gab es Gerüchte, dass Jashari besonders in Italien auf grosses Interesse stösst. Sowohl Juventus als auch Napoli und der gestrige Gegner Atalanta würden ihn im Sommer gerne verpflichten wollen. Spätestens nach dem gestrigen Match versteht dies auch Marcel Reif: «Das war sensationell. So stabil wie der ist. Mit welcher Wut, mit welchem Selbstbewusstsein der Fussball spielt.»
Jashari selbst sagte über die Trophäe für den besten Spieler des Spiels: «Man könnte sie vielen unserer Spieler geben. Wir haben so gut zusammengearbeitet.» Dennoch zeigte er sich glücklich über die Auszeichnung: «Ein Traum wurde wahr.»
Auf der Gegenseite sorgte der Sieg von Jasharis Brügge hingegen für grosse Wut. Als die Lage in der 86. Minute bereits aussichtslos erschien, weil Bergamo noch immer drei Tore fehlten, lagen die Nerven vor allem bei Captain Rafael Toloi blank. Als sich dem 34-Jährigen beim Einwurf ein Gegenspieler in den Weg stellte, brannten ihm die Sicherungen durch. Erst versuchte er, diesem den Ball anzuwerfen, dann rannte er ihn einfach um. Dies wurde selbstverständlich mit der Roten Karte quittiert.
Für die Italiener war es allgemein kein glücklicher Abend. Neben Atalanta schied auch die AC Milan überraschend bereits in den Playoffs aus. Nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel gelang den «Rossoneri» im Rückspiel gegen Feyenoord Rotterdam zwar gleich in der 1. Minute der Führungstreffer, doch schafften sie es nicht, nachzulegen. Kurz nach der Pause kam dem bereits verwarnten Théo Hernandez dann die glorreiche Idee, im gegnerischen Strafraum zur Schwalbe anzusetzen. Schiedsrichter Anthony Taylor entlarvte den Franzosen aber sofort und auch der VAR konnte ihn nicht mehr entlasten.
So spielte Milan den Rest des Spiels in Unterzahl und kassierte in der 73. Minute nach einem starken Kopfball von Julian Carranza den Ausgleich zum 1:1-Endstand.
Besonders bitter ist das Ausscheiden für Santiago Gimenez. Der mexikanische Stürmer, der den ersten Treffer des gestrigen Spiels erzielt hatte, war erst vor zwei Wochen von Feyenoord nach Italien gewechselt und musste sich nun ausgerechnet seinem Ex-Klub geschlagen geben. Die Niederländer stehen damit erstmals seit 1999/2000 im Achtelfinal der Champions League und treffen dort auf Inter Mailand oder Arsenal.
Sein Team konnte den peinlichen Ausrutscher gegen Celtic Glasgow gerade noch verhindern, Bayern-Coach Vincent Kompany hingegen nicht. Der 38-jährige Belgier landete beim Versuch, den ins Feld gesprungenen Ball zurückzuholen, auf dem Hosenboden.
Vincent Kompany just retire ffs 😭😭😭 pic.twitter.com/uehQFMQzqi
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Ein kleines Missgeschick unterlief auch Bayerns Serge Gnabry. So erinnerte eine Hereingabe des 29-Jährigen eher an einen Field-Goal-Versuch in der NFL als an eine Flanke.
Serge Gnabry 🔥🔥🔥 pic.twitter.com/RFFG3FincM
— BayernZone (@BayernZone_fr_) February 18, 2025
Das ganz grosse Missgeschick verhinderte der deutsche Rekordmeister am Ende aber noch. Dank des Treffers zum 1:1-Ausgleich durch Alphonso Davies in der 94. Minute kamen die Münchner gegen den Aussenseiter aus Schottland doch noch um eine Verlängerung herum und qualifizierten sich so für den Achtelfinal, wo nun Leverkusen oder Atlético Madrid wartet.
Das spektakulärste Spiel vom Dienstagabend fand im Estadio da Luz in Lissabon statt. Dort trennten sich Benfica Lissabon und die AS Monaco 3:3, was den Portugiesen nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel zum Weiterkommen reichte. Dabei mussten sie in der zweiten Halbzeit aber zweimal einen Rückstand aufholen.
Während Benficas Zeki Amdouni den Abend damit erfolgreich gestalten konnte, erlebte Breel Embolo einen enttäuschenden Abend, bei dem er eine zwiespältige Rolle einnahm. Zwar bereitete er Takumi Minaminos Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 vor, doch scheiterte der Nati-Stürmer kurz vor der Pause aus aussichtsreicher Position daran, sein Team in Führung zu bringen. Womöglich hätte er den Ausgang des Spiels damit entscheidend verändern können. Captain Denis Zakaria fehlte Monaco gesperrt, Goalie Philipp Köhn sass nur auf der Ersatzbank.
Au-dessus pour Embolo juste avant la mi-temps. #SLBASM #ChampionsLeague pic.twitter.com/H27EZZp1Jx
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Neben Amdouni und Jashari könnten am Mittwochabend weitere Schweizer in den Achtelfinal folgen. Goalie Gregor Kobel geht mit Dortmund mit einem 3:0-Vorsprung ins Rückspiel gegen Sporting. Manchester City, das Team des verletzten Manuel Akanji, muss bei Real Madrid einen 2:3-Rückstand aufholen, während die Lage für Edimilson Fernandes' Brest nach der 0:3-Klatsche gegen PSG in der Vorwoche beinahe aussichtslos ist. Nach der Ligaphase direkt für die Runde der letzten 16 qualifiziert waren Yann Sommer mit Inter Mailand und Granit Xhaka mit Leverkusen.