Es war der perfekte Start. Nach 80 Sekunden im ersten Spiel mit Trainerhoffnung Ruben Amorim an der Seitenlinie ging Manchester United bereits in Führung. Das neue, auch mal auf Konter ausgelegte System mit Dreierkette machte sich gleich ausbezahlt. Aussenbahnspieler Amad Diallo bereitete den Treffer mit einer Hereingabe von der Seite vor, Marcus Rashford, der erstmals in dieser Saison im Sturmzentrum aufgestellt wurde, dankte das Vertrauen gleich mit einem Tor.
Auf den Musterkonter folgte jedoch Ernüchterung. Denn anstatt auf dem Führungstreffer aufzubauen, war plötzlich Aufsteiger Ipswich das bessere Team mit den gefährlicheren Chancen. Nachdem André Onana einmal noch mirakulös pariert hatte, wurde der ManUnited-Goalie von Omari Hutchinson doch noch vor der Pause bezwungen. In der zweiten Halbzeit hatten die Red Devils zwar deutlich mehr Ballbesitz, konnten dies aber nicht in ein weiteres Tor ummünzen. Dabei galt auch als Stärke von Sporting unter Trainer Amorim, gegen tief stehende Teams gefährlich zu sein.
In seinem ersten Spiel in der Premier League gelang dies noch nicht wie gewünscht. Vielmehr war Ipswich beim 1:1-Unentschieden das Team mit einem höheren Wert bei den «Expected Goals» (1,59 zu 0,8 gemäss Opta). Es konnte von Amorim jedoch nicht erwartet werden, dass er den Tabellen-13. der Premier League von heute auf morgen umkrempeln wird. Zwischen der Länderspielpause und seiner Premiere in Ipswich hatte er lediglich zwei echte Trainingstage.
Trotzdem waren erste Ansätze von Amorims Fussball bereits zu erkennen: Manchester United hatte so viel Ballbesitz wie erst in einem Ligaspiel in dieser Saison, ausserdem spielten sie wie vor dem 1:0 auch mal schnell nach vorne. Bis der 39-jährige Portugiese das Team aber nach seinen Vorlieben eingestellt hat, dürfte es noch ein Weilchen dauern. Das weiss auch Amorim, der sagt: «Ich weiss, dass es für die Fans frustrierend ist, aber wir verändern so viel in einer Phase mit vielen Spielen. Wir werden lange leiden.»
Es sei nun zwar ein Risiko, diese grossen Veränderungen während der Saison vorzunehmen, doch das werde sich lohnen. «Nur so werden wir nächstes Jahr besser sein. Ansonsten haben wir im nächsten Jahr die gleichen Probleme wie jetzt», erklärte Amorim. Ein Risiko war es auch, den Flügelspieler Amad Diallo mit der defensiveren Rolle neben der Dreierkette zu beauftragen. Für den 22-jährigen Ivorer, der das 1:0 vorbereitet hatte, gab es von Amorim direkt ein Lob: «Er hat sich in den wenigen Tagen defensiv enorm verbessert.»
Seinen Spielern nahm Amorim mit seinen Kommentaren auch etwas den Druck, indem er Zeit einforderte und erklärte: «Sie denken während des Spiels noch zu viel nach, das merkt man. Wir müssen die neue Spielidee implementieren und besser werden.» Grundsätzlich sei er mit seinen Schützlingen aber zufrieden. «Sie haben es wirklich versucht und sie wollen auch».
Die Stimmung im Team scheint nach wenigen Tagen mit Amorim bereits deutlich besser zu sein als noch unter Erik ten Hag. Auch die Fans zeigten sich trotz des enttäuschenden Ergebnisses zuversichtlich. Nach der Partie würdigten sie den neuen Trainer bereits mit Sprechchören.