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FC Basel: Was man zur Trainerfrage um Heiko Vogel weiss

Der Trainer des FC Basel, Heiko Vogel beim Super League Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Basel und dem Servette FC vom Samstag, 21. Oktober 2023 in Basel. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Wie lange darf er noch? Unter Heiko Vogel schlitterte der FCB noch tiefer in die Krise. Bild: keystone

Die Basler Trainerfrage wird zur Hängepartie – doch eine Chance bekommt Vogel wohl noch

Es sieht danach aus, als ob Coach Heiko Vogel im Cup-Achtelfinal in Kriens am Mittwoch eine weitere Chance erhält, die Superkrise des FC Basel zu stoppen. Trotz seiner Bilanz von vier Niederlagen in vier Partien.
31.10.2023, 07:43
Christoph Kieslich und Céline Feller / ch media
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Wie ist die Lage in Basel?

Es ist seit dem Abpfiff am Sonntag die ganz grosse Frage beim FC Basel: Darf er bleiben oder muss er gehen? Er, Heiko Vogel, der Trainer des FC Basel, unter dem das Team eine Horrorbilanz aufweist: null Punkte, null Tore, zehn kassiert, Tabellenrang 12. Alles Fakten, die auf eine baldige Trennung hingedeutet hatten.

Doch im Laufe des Montags geht die Tendenz in eine andere Richtung. Vogel trainiert die Mannschaft am Mittag, versammelt zu Beginn die Führungsspieler um sich, ­bevor ein ganz normales Training vonstattengeht. So hat es «20Minuten» beobachtet.

Auch dass die Basler am Dienstag vor dem Cup-Achtel­final (am Mittwoch in Kriens) auf die übliche Medienkonferenz verzichten, deutet eher auf Verbleib Vogels denn auf Trennung hin. Zumindest kurzfristig. Die Trainerfrage wird somit zur Hängepartie.

Die Spieler des FC Basel mit Taulant Xhaka, mitte, reagieren nach dem Super League Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Basel und dem Servette FC vom Samstag, 21. Oktober 2023 in Basel. (KEYSTONE/Urs F ...
Taulant Xhaka stand auch zuletzt hinter seinem Trainer.Bild: keystone

Kommen die Basler am Mittwoch weiter, dürfte Vogel eine weitere Chance erhalten. Verlieren sie, verlieren wohl auch die Verantwortlichen die Geduld. Jedes Detail kann eine Entscheidung auslösen.

Denn, so sagte es David Degen in der Pause des Lausanne-Spiels: «Wir wägen alle Eventualitäten ab und machen uns ein Bild. Nicht nur von dem, was auf, sondern auch von dem, was neben dem Rasen passiert.» Die neu formierte Sportkommission traf sich sowohl am Sonntag als auch am Montag. Und Basel wartet gespannt auf Rauchzeichen.

Was sind die Erkenntnisse aus dem Lausanne-Spiel?

Allem voran, wie unfassbar unsicher diese Mannschaft ist. Sinnbildlich dafür ist der Start in die zweite Halbzeit. Die ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff sind okay, der eingewechselte Fabian Frei bringt einen kleinen Impuls, auch mit eher kämpferischer Attitüde.

Doch es braucht nur einen Windhauch, um das fragile Gebilde zum Einsturz zu bringen. Eine Aktion, die gegen den FCB läuft – und alles fällt um. Nach dem zweiten VAR-Elfmeter können sich die Basler nicht mehr aufrappeln. Captain Frei gibt zu: «Wir waren weniger als schlecht.»

Denn es bleibt beim Befund, der sich durch die Krisenwochen zieht: Offensiv strahlt dieser FCB keinerlei Gefahr aus. «Wir waren offensiv praktisch inexistent», sagt Frei, und könnte den Zusatz «praktisch» getrost streichen. Die Basler bringen vor dem gegnerischen Tor kein Bein vors andere. Entsprechend sind sie seit vier Spielen und 390 Minuten ohne Tor.

Ist diese Mannschaft einfach nicht gut genug?

Während Heiko Vogel nach Abschluss einer wilden Transferperiode vor einem Monat von einer qualitativ besseren Mannschaft als vergangene Saison sprach, will Marwin Hitz nach der Partie im SRF-Interview «dem Team die Qualität nicht absprechen». Aber er sagt etwas, was den Kern des Problems trifft:

«Das unterscheidet in der Regel einen durchschnittlichen Spieler von einem guten und einem sehr guten Spieler: ob er das Gezeigte vom Training im Spiel auf den Rasen bringt, oder es dort sogar noch besser hinbekommt. Das funktioniert im Moment gar nicht.»

Zum einen steckt das Gros des Teams in einer Situation, die den meisten fremd ist. Und es zeigt sich nun, dass der FCB zwar gewisse Defizite aus der Vorsaison (fehlender Mittelbau, zu wenig Deutschsprechende) behoben hat, aber keine Spieler geholt hat, die im Gegenwind ihren Mann stehen können.

Auch Adrian Barisic, bislang ­immer zuverlässig, lässt sich verunsichern und spielt einen Fehlpass wie vor dem 0:3. Und Djordje Jovanovic, immerhin gestandener Profi mit seinen 24 Jahren, bringt sein Können und seine Torgefahr nicht annähernd auf den Rasen.

Deception des joueurs balois apres le 3eme but lausannois lors de la rencontre du championnat de football de Super League entre le FC Lausanne-Sport et le FC Basel 1893 le dimanche 29 octobre 2023 au  ...
Die Unsicherheit ist den Baslern auf dem Platz anzusehen.Bild: keystone

Jene, die nun Impulse setzen müssten, allen voran die Routiniers Frei, Taulant Xhaka oder Michael Lang, laufen entweder selbst einer Formkrise hinterher oder werden nicht eingesetzt. Auch Kevin Rüegg, Mohamed Dräger oder Dominik Schmid kennen die Liga gut genug, haben aber womöglich noch nicht das Standing, dass auf sie gehört würde.

Hinzu kommt auch bei diesem Trio die Suche nach der guten Form. Und die ganz jungen wie Juan Gauto, Gabriel Sigua oder Yusuf Demir sind mit der Krisenbewältigung schlicht überfordert.

Wie steht es um den öffentlichen Druck?

Dass Basel Druck aufsetzen kann, hat sich etwa gezeigt, als Valentin Stocker im Frühling 2021 suspendiert wurde und rund 1000 Leute – in Coronazeiten – auf die Strasse gingen, um ihren Unmut kundzutun. Auch in der jetzigen Situation nimmt der Druck im Kessel immer mehr zu. Zum einen in den Kommentarspalten, zum anderen in Form von Pfiffen im Stadion.

Ein nicht kleiner Teil der frustrierten Fans will Vogel nicht mehr. Nach dem kapitalen Cup-Spiel in Kriens folgt ein Heimspiel gegen Yverdon – das völlig überraschend am Montag Trainer Marco Schällibaum entlassen hat. Am Sonntag erhalten die Fans in Basel eine neue Gelegenheit, ihre Stimmung auszudrücken. (bzbasel.ch)

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